Das Herrenhaus | Schloss Ponitz im Stil der Renaissance steht am Rande des Altenburger Landes in Thüringen an der Pleiße. Geführt wird das Haus mit seiner besonderen Architektur und einer sehr wechselvollen Besitzergeschichte von einem Förderverein.
Funde aus der Ur- und Frühgeschichte in der näheren Umgebung von Ponitz, bzw. „Ponicz“, legen nahe, dass es hier schon Siedlungsgebiete der Sorben (slawische Siedler) gab. Im Jahr 1254 wird erstmalig ein Herr von Ponitz in einer Urkunde erwähnt, in der es um die Vogteirechte des Klosters Remse geht. Zeugnis dieser Beurkundung legte unter anderem Friedericus de Ponicz ab. Ab 1303 wird hier Walther von Ponitz genannt, der auch Mitglied des Altenburger Stadtrates war. Im Jahr 1349 werden eine Kirche in Ponitz und das Vorwerk des Ritterguts erwähnt. 1349/1350 erscheinen im Lehnbuch des Landgrafen von Thüringen, Friedrich III. der Strenge, die Herren Friedrich XIII. und Albrecht I. von Schönburg-Pirsenstein als Besitzer von Ponitz und Lichtenstein. Zu dieser Zeit war das Schloss eine Wasserburg. Kurzzeitig war das Rittergut Ponitz von 1409 bis 1418 im Besitz der Familie von Wissinbach (Weissenbach). Von 1418 bis 1568 waren die Herren von Ende hier ansässig. Ab 1525 wurde auch der geheime Rat Ernst II. von Schönburg als Besitzer der Herrschaft Ponitz genannt. Heinrich von Ende war es, der die Wasserburg 1568 für 30.000 rheinische Gulden an Abraham von Thumbshirn (1535–1593) verkaufte.
Abraham von Thumbshirn war Rat des Kurfürsten August von Sachsen, Hofmeister der Kurfürstin Anna und Erbherr auf Frankenhausen. Zu seinem Besitz zählten mehrere Güter in Sachsen und Thüringen. Als er das Gut Ponitz erwarb, begann er ein Jahr später mit dem Umbau der mittelalterlichen Wasserburg zu dem heutigen Renaissanceschloss auf einem asymmetrischen Grundriss. Das Schloss wurde auf den Resten der Wasserburg zu einem zweigeschossigen, massiven Gebäude mit hohem Kellergeschoss erbaut. Der trapezförmige Grundriss ist eventuell dem früheren Wassergraben geschuldet. Das Satteldach erstreckt sich über drei Geschosse und hat zur Hof- und zur Parkseite jeweils ein großes Zwerchhaus. Alle vier Giebel sind aufwendig geschweift und prägen das Erscheinungsbild des Schlosses. Die hofseitige Ostseite des Hauses ist durch eine markante Ecke, bzw. einen Knick geprägt, der sich bis in den Giebel erstreckt. Dieser Knick befindet sich links neben der Mitte der Fassade. Das Treppenhaus befindet sich direkt am Knick und wird von außen durch die fast trapezförmigen Fenster in der Fassade betont. Während die Decken im Erdgeschoss fast alle Gewölbe aufweisen, sind die Decken im Obergeschoss in einigen Räumen Kassettendecken mit Malereien aus der Renaissance-, bzw. Barockzeit verziert. Die Malereien aus der Renaissancezeit entstanden um 1570. Im großen Saal befinden sich 135 Kassetten, die mit Ornamentfeldern, Cherubim sowie Frauen- und Männerköpfen verziert sind. Die umfassenden Deckenbalken haben einen blauen Fond und sind mit ockerfarbenen Blütenornamenten ausgestaltet. Die Konstruktion wird von mächtigen Holzbalken aus der Entstehungszeit des Renaissanceschlosses getragen. Der Umbau war 1574 abgeschlossen, das Datum der Fertigstellung wurde in einer Säule des Foyers eingearbeitet. Während die einzelnen Besitzer die Räumlichkeiten im Schloss immer wieder anpassten, erhielt es im 19. Jahrhundert ein neogotisches Repräsentationsportal.
Abraham von Thumshirn war dreimal verheiratet und hatte mit seinen Ehefrauen Eva von Ende, Barbara von Breitenbach und Christine von Pflug zahlreiche Kinder hinterlassen. Nächster Gutsherr auf Ponitz wurde Hans Heinrich von Ponitz zusammen mit seiner Ehefrau Anne, geborene von Einsiedel. Abrahams Enkelsohn sollte von sich reden machen und in die Geschichtsbücher eingehen. Wolfgang Conrad I. von Thumbshirn (1604–1667) war Jurist und Diplomat, wurde 1639 als Hof- und Justizrat in Altenburg angestellt und war Verhandlungsführer sowie Mitunterzeichner des kaiserlich-französischen Friedensvertrags am 14. Oktober 1648. Der Vertrag des Westfälischen Friedens beendete den Dreißigjährigen Krieg. Während dieser Zeit war er von 1647 bis 1649 Leiter des Directoriums im evangelischen Fürstenrat in Osnabrück. Ab 1653 stieg er zum fürstlich-sächsisch-altenburgischen Kanzler auf. Herzog Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg hatte ihn mit Ponitz belehnt. Bis 1638 war das Rittergut Ponitz ein Mannlehen und wurde dann in ein Weiberlehen umgewandelt. Am 24. November 1667 verstarb Wolfgang Conrad von Thumbshirn in Altenburg, und sein Besitz ging an seinen ältesten lebenden Sohn Christian Wilhelm von Thumbshirn (1563–1711). Dieser verstarb 1711 ohne männliche Erben, und die Familie von Thumbshirn erlosch im Mannesstamm. Neue Erben wurden die Schwestern und deren Kinder zu gleichen Teilen.
1725 wurde Dorothea Felicitas von Zehmen (1675–1728), geborene von Thumbshirn, mit dem Lehen belehnt. Sie war seit 1675 mit Volkmar Dietrich von Zehmen (1646–1713) verheiratet, der 1713 in Ponitz verstarb. Dorothea Felicitas starb drei Jahre nach der Belehnung im Jahr 1728, und das Rittergut Ponitz ging an die Töchter Dorothea Elisabeth von Schönberg (1675–1744), verheiratet mit Rudolph von Schönberg, und Christiane Sybille Edle von der Planitz (1680–1754), verheiratet mit Carl August Edlen von der Planitz. Die beiden Erbinnen stifteten die Silbermann-Orgel der 1734 fertiggestellten Barockkirche in Ponitz. Gottfried Silbermann war der bedeutendste mitteldeutsche Orgelbauer der Barockzeit. Er errichtete die Ponitzer Orgel als vierzigstes Instrument seiner Art in den Jahren 1736/1737. Nach dem Tod Dorothea Elisabeths 1744 fiel das Erbe an ihre Schwester Christiane Sybille, die 1745 mit dem Gut belehnt wurde und es bis zu ihrem Tod im Jahr 1754 behielt.
Nächster Herr über Ponitz wurde Kammerherr Gottlob Heinrich Edler von der Planitz, der die anderen Erben ausgezahlt hatte und 1756 mit dem Gut Ponitz belehnt wurde. Im Laufe der Jahre geriet er in finanzielle Schwierigkeiten und musste das Rittergut Ponitz nach 200 Jahren im Familienbesitz im Jahr 1770 an Freiherr Karl Emil Aemilius von Uechteritz (1694–1775) verkaufen. Dieser ersteigerte das Gut mitsamt Inventar und erwarb es zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Dorothee Christiane, geborene von Oppel, die eine Tochter Christine Charlottes, geborene von der Planitz, war. Somit blieb Ponitz gewissermaßen vorerst im Familienbesitz. Fünf Jahre später, 1775, verstarb Karl Emil, und sein Sohn Freiherr Karl Siegesmund Aemilius von Uechteritz erhielt Ponitz als Lehen. Nur ein Jahr später, 1776, ging das Lehen an Gottlob Carl Graf und Herr von Beust (1739–1796) und dessen Ehefrau Susanne Christiane, geborene von Born. Zehn Jahre später, im Jahr 1786, trat der Graf seine Erb- und Eigentumsrechte an seine Frau ab. Diese verstarb 1811, und das Gut ging an ihre vier Söhne: Heinrich Gottlob, Karl Leopold, Traugott Friedrich und Ernst August, Grafen und Herren zu Beust. Traugott Friedrich Graf von Beust (1782–1852) übernahm Ponitz für 118.000 Thaler, verkaufte es jedoch 1821 an den Kaufmann und Spitzenfabrikanten Erdmann Rudolph Stölzel und dessen Ehefrau Christiane Sophie.
Ab diesem Zeitpunkt blieb Ponitz im bürgerlichen Besitz. Nach dem Tod von Erdmann Rudolph Stölzel war das Rittergut zwei Jahre im Besitz seiner Tochter Seraphine Oehler, die es 1867 an ihren jüngsten Sohn David Gereon Oehler weitervererbte. Wahrscheinlich aus finanziellen Gründen verkaufte dieser einige Urkunden und historische Schriftstücke, wie auch die Bauunterlagen. Nach seinem Tod im Jahr 1868 erbte seine Ehefrau Auguste Marie das Anwesen, das durch ihre zweite Heirat an Carl Heinrich Hennings, einem Kaufmann aus dem nahegelegenen Meerane, überging. Auguste Marie verstarb 1872, und das Rittergut ging an ihren Ehemann, der es fünf Jahre später, im Mai 1877, seinem Schwager Carl Oskar Schmieder überließ. Dieser verkaufte das Rittergut an Hermann Mälzer.
Am 1. Juli 1908 zog der neue Gutsbesitzer mit seiner Familie auf das 200 Hektar umfassende Rittergut. Neben dem landwirtschaftlichen Betrieb führte er ab 1914 die Rittergutsbrauerei Alfred & Hermann Mälzer in Ponitz. Im September 1945 ereilte Alfred Mälzer dasselbe Schicksal wie viele Gutsbesitzer in Ostdeutschland: Er und seine Ehefrau Johanne wurden durch die Bodenreform entschädigungslos enteignet und vertrieben.
Ab 1945 wurden vorerst Flüchtlinge im Herrenhaus untergebracht. Im Gebäude entstanden Wohnungen. Mit der Zeit kamen ein Veteranenklub, ein Fotoklub, ein Jugendclub, die Schulspeisung, eine Kinderkrippe für die Allerkleinsten, ein Friseur, der Kulturbund und der Frauenbund hinzu. Im Laufe der Zeit konnten einige der Räume nicht mehr genutzt werden, weil Baumaterialen für die Instandhaltung fehlten. Das Dach wurde undicht und die Heizung viel aus. Dadurch kamen weitere Schädigungen hinzu und das Gebäude geriet in einem schlechten Zustand. Die Kinderkrippe zog in einem Neubau um und nur der Festsaal wurde weiterhin für Veranstaltungen jeglicher Art genutzt.
Die Sanierung des Schlosses begann nach 1990. Bereits 1963/64 wurden die Malereien der Kassettendecken im Obergeschoss entdeckt, die ab 2003 in den meisten Räumen restauriert wurden. Heute wird das Renaissanceschloss Ponitz, das sich im Besitz der Gemeinde Ponitz befindet, vom Förderverein „Renaissanceschloss Ponitz e.V.“ betrieben. Neben einem Café und den Festsälen, die für Kulturveranstaltungen oder Hochzeiten genutzt werden, befindet sich im Dachgeschoss eine große Bibliothek. Die Reste des Parks sind frei zugänglich.
Werbung: Dieser Beitrag wurde unterstützt vom Tourismusverband Altenburger Land e. V., Thüringen.
 
				 
															 
															