Am Rande des heutigen Müritz-Nationalparks in der Schliemann-Gemeinde steht das Gutshaus Ankershagen im Stil der Renaissance. Einst stand hier eine Burg, die vermutlich im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Einige Überreste, darunter Teile des Fundaments und der Mauern, sind bis heute erhalten und befinden sich in der Nähe des Gutshauses.
1266 wurde das Kirchdorf Ankershagen gegründet. Die Stiftungsurkunde wurde durch Ritter Eckehard von Anckere unterzeichnet. Am 23. April 1273 wurde Ankershagen in einer Urkunde erwähnt, als die Fürsten von Werle dem Kloster Broda einige Güter und Rechte (auch in Ankershagen) überwiesen. Das Gut gehörte zu dieser Zeit unter anderem der Familie von Anker (Anckere), die aus dem Lauenburgischen stammte und hier den Wald roden ließ. Vorher hieß der Landstrich Wickenwerder. 1328 wird hier ein Knappe „de Anckere“ erwähnt. Teile des Ortes blieben bis etwa 1365 in ihrem Besitz, während eine Hufe ab 1273 zur Johanniter-Komturei Mirow gehörte. Ab 1328 gab es hier einzelne Bauernhöfe. Die Familien Gelder, Stalbom und von Holstein erwarben hier Besitzungen. Im 14. Jahrhundert gehörte das Gut zum Kloster Broda, bis es ab 1435 in den Besitz der Familie von Holstein überging, die mittlerweile an Einfluss gewonnen hatte. Henning von Holstein, der als mecklenburgischer Stammvater gilt, war als Raubritter Henning „Brandenkierl“ gefürchtet.
Im Mittelalter gab es in Ankershagen zwei Burgen. Die Familie von Holstein ließ westlich der alten Burganlage ein Herrenhaus im Stil der Renaissance auf einem hohen Kellergeschoss erbauen. Zuvor soll hier bereits ein „altes Haus“ existiert haben. Das vor 1551 errichtete „Neue Haus“ wurde rechtwinklig angelegt. Das Herrenhaus entstand als zweigeschossiger Bau mit neun Achsen auf einem Kellergewölbe. Die Außenwände sind zwei Meter dick und bestehen aus Feldsteinen, in denen sich Treppenstufen befinden. Die Mauern des Hauses sind aus Backstein, besonders bemerkenswert ist der Putz aus Glasputz. Im 18. Jahrhundert wurde der nordöstliche Flügel mit Mansarddach angebaut und erhielt zur Nordseite zwei Türmchen. Um 1900 kam ein weiterer Turm mit Haube hinzu, der das Treppenhaus beherbergt und sich im Winkel beider Flügel befindet. Neben dem Turm wurde ein weiterer Anbau errichtet, der heute den Eingangsbereich umfasst.
Im Laufe der Jahrhunderte gab es mehrere Um- und Anbauten. Der nordöstliche Flügel wurde im 18. Jahrhundert ergänzt und erhielt zur Nordseite zwei Schmucktürmchen. Zur Parkseite hin befindet sich in der Fassade des Hauses eine Terrakottaplatte mit dem vermutlichen Bildnis des Herrn von Holstein.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die mittelalterliche Wasserburg zerstört. Das Vermögen der Familie von Holstein schwand und das Gut wurde in rascher Abfolge verpfändet. Zu den Pfandinhabern zählten der Vizepräsident Johann Hauswedel, Kaspar Putzer, Julius Mörder, Jakob Sturtz, Melchior von Kossebade, Baron Johann Heinrich von Erlenkamp, Klemens von Wangelin und Philipp Brand.
1696 bestätigte Herzog Friedrich Wilhelm Ankershagen als Allodialgut. Hauptmann Henning Leopold von Oertzen aus Blumenow erwarb das Gut 1743 für 51.000 Rthlr. und verpachtete es.
Später war Johann Heinrich Voss als Hauslehrer auf dem Gut Ankershagen tätig und unterrichtete die Söhne des Klosterhauptmanns Hans Sigismund Christoph von Oertzen (1732–1794). Voss wurde später bekannt durch seine Homer-Übersetzung.
Hans Otto Georg Adolph Philipp von Oertzen, der am herzoglichen Hof in Neustrelitz tätig war, verkaufte das Gut 1831 an den Klockower Glashüttenbesitzer Ulrich Friedrich H. Strecker. Die Familie Strecker betrieb bis 1838 eine Glashütte in Ankershagen.
1854 wurde Ludwig Voss neuer Gutsherr, bis Ernst Winkelmann das Gut 1875 übernahm. 1889 ging es in den Besitz des Grafen Andreas von Bernstorff über, gefolgt von Oskar Wulff, einem Fabrikbesitzer und Rittmeister der Landwehr, im Jahr 1897.
Danach wurde Regierungsrat Paul Klotz, der im preußischen Finanzministerium in Berlin arbeitete, im Jahr 1928 zum Besitzer, bis er das 1.138 Hektar große Allodialgut Ankershagen mit Ulrichshof im Jahr 1938 an die Familie von Schorlemmer verkaufte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg quartierte sich im Mai 1945 die Rote Armee auf dem Gutshof ein. Nach der Enteignung der Familie von Schorlemmer durch die Bodenreform im Herbst 1945 wurde das Gutshaus 1960/61 umgebaut. 1987 wurde das Gebäude saniert und erhielt einen weiteren zweigeschossigen Anbau zur Parkseite mit Satteldach. Am 8. Juli 1998 wurde die Heinrich-Schliemann-Schule im Gutshaus Ankershagen geschlossen, seitdem steht das Gebäude leer. 1999 ging es in den Besitz der Gemeinde Ankershagen über. Einige Wirtschaftsgebäude, gebaut aus Backstein im Jahr 1850, sind noch erhalten. Vor einigen Jahre fand das Gutshaus Ankershagen einen neuen Eigentümer.
Weitere Sehenswürdigkeiten in der Nähe des Gutshauses Ankershagen:
In der Schliemann-Gemeinde Ankershagen befindet sich seit 1980 im ehemaligen Pfarrhaus das Schliemann-Museum. Der Archäologe Heinrich Schliemann (1822–1891), geboren in Neubukow, wuchs von 1823 bis 1831 in Ankershagen auf, wo sein Vater als Pfarrer arbeitete.
Aus dem Jahr 1266 stammt die Dorfkirche, die damit einer der ältesten Kirchenbauten in Mecklenburg-Vorpommern ist. Keine drei Kilometer entfernt hat die Havel ihren Ursprung in drei Quellseen und fließt von dort in die Elbe und weiter in die Ostsee.
Reste der alten Backsteinburg befinden sich in der Nähe des Gutshauses. Es ist ein langer Erdhügel mit Teilen des alten Backsteinfundaments. Die Reste des viereckigen Turms sind ebenfalls noch erkennbar. Auf dem Wickenwerder befinden sich die Reste eines Rondells, das aus dem 15. Jahrhundert stammt. Das Mauerwerk, in dem sich Schießscharten befinden, besteht aus Feldsteinen und Backstein. 1997 wurde ein Teil der Wehrmauern mit der freistehenden Bastion und den Schießscharten rekonstruiert. Von der zweiten Burg am Mühlenbach ist nichts mehr erkennbar.
