Zwischen Gadebusch und Rehna befindet sich das Gutshaus Holdorf in Mecklenburg-Vorpommern. Neben dem Gutshaus stehen noch das Inspektorenhaus sowie weitere Gebäude der ehemaligen Gutsanlage.
Holdorf wurde als „Holthorp“ erstmalig 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt und gehörte zum Kirchenspiel Gadebusch. Schon zur Eisenzeit war das Land nachweislich hier bevölkert, da 1994 Bodendenkmalpfleger in der Nähe von Holdorf Brandgräber gefunden haben. Die Geschichte des Gutshauses Holdorf ist eng verflochten mit dem Herrenhaus in Meetzen sowie den Gütern Othenstorf und Neu Panstorf, die über die Jahre stets unter gemeinschaftlichem Besitz standen. Von 1748 bis 1787 war das Gut Holdorf im Besitz der Freiherrn von Lützow, der auch auf dort wohnte. Letzter Besitzer aus dem mecklenburgischen Uradelsgeschlecht war der Oberhofmarschall und Oberkammerherr Conrad Ignatz Franz Wilhelm Freiherr und Edler Herr von Lützow (1738–1823). Von 1787 bis 1802 ist das Gut im Besitz der Präsidentin Eleonore Sophie Louise Christiane von Wallmoden, die es an den Domrat Ludwig Elert Caspar Steinmann verkaufte, der es wiederum im Jahr 1829 an die Oberkämmerin Gräfin von Schwichelt, eine geborene von Bremer, veräußerte.
Später im 19. Jahrhundert gelangte das Gut in den Besitz der Familie Diestel. Johann Heinrich Wilhelm Diestel (1801–1896) gehörten einige Güter in Mecklenburg oder er war deren Pächter. Danach ging Holdorf an den Ehemann seiner Tochter Louise Diestel, Ludwig Feddersen (1891–1912). Nächster Erbe des Fideikommissguts Othensdorf, zu dem auch Holdorf gehörte, wurde der gemeinsame Sohn Peter Wilhelm Diestel-Feddersen (1857–1884), der Landwirt war. Ihm folgte sein Sohn Wilhelm Georg Ludwig Diestel-Feddersen (1887–1929), der mit seiner Familie auf ihrem Rittergut Othensdorf lebte. Der Familienvater starb früh, sein nächster Erbe und Sohn Peter (1914–1990) war zu diesem Zeitpunkt erst 15 Jahre alt. Daher übernahm seine Mutter Marie zusammen mit einem Verwalter die Leitung der Güter, zu denen auch das 290 Hektar große Gut Holdorf gehörte. Am 13. April 1935 trat der 21-jährige Peter die Leitung des Familienfideikommisses mit den dazugehörigen Gütern an.
Das Gutshaus ist ein neunachsiger, eingeschossiger Putzbau mit Mansardenwalmdach auf einem hohen Kellergeschoss, der in seiner heutigen Form seit dem 19. Jahrhundert so dasteht. Das Gutshaus erhielt im 19. Jahrhundert einen Querbau, der sich zur Hofseite als dreiachsiger Mittelrisalit darstellt, der mit einem Dreiecksgiebel abschließt. Zur Parkseite endett der Querbau als Zwerchhaus. Ein Fries teilt die Geschosse im Mittelrisalit, zu dem eine zweiläufige Treppe mit Metallgeländer zum Eingangsbereich führt. Die Gebäudeecken des Gutshauses erhielten Bossenwerk. Das Gutshaus wurde auf einem Vorgängerbau erbaut, von dem in den Seitentrakten im Kellergeschoss noch die Gewölbe vorhanden sind.
Fast ein wenig imposanter zeigt sich das elfachsige, zweigeschossige Inspektorenhaus mit Krüppelwalmdach. Der Backsteinbau steht auf einem Feldsteinfundament. Die Mittelachse ist spitzwinklig übergiebelt. Im Giebel befindet sich eine Uhr. Rechts am Gebäude schließt sich ein fünfachsiger, eingeschossiger Fachwerkbau an.
Im September 1945 wurde die Familie Diestel-Feddersen durch die Bodenreform enteignet. Der Gutsherr Peter Diestel-Feddersen war zu diesem Zeitpunkt in russischer Kriegsgefangenschaft. Die Familie zog nach Schleswig-Holstein und betrieb dort größtenteils Landwirtschaft. 1979 erhielten sie einen Lastenausgleich von 100.000 Euro.
Hinter dem Inspektorenhaus befinden sich noch die Reste des Parks mit einem Teich. Das Gutshaus wird seit 1999 vom Wasserzweckverband Radegast genutzt und ist von außen komplett saniert.