Umgeben von sanften Hügeln und weiten Feldern erstreckt sich das Gutshaus Selpin in der reizvollen Landschaft südöstlich der oberen Recknitz. Kleine Wälder und das Quellgebiet der Warbel, die in Richtung Trebel fließt, prägen das Umfeld und verleihen der Region ihren charakteristischen, naturbelassenen Charme.
Selpin wurde erstmals im Jahr 1399 urkundlich erwähnt. Über die Jahrhunderte hinweg war das Dorf das Zentrum eines landwirtschaftlich geprägten Gutes, das bis 1929 eine Fläche von 500 Hektar umfasste. Die Eigentümer des Gutes lassen sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Im Jahr 1413 erwarb Claus Bassewitz zu Basse sechs Hufen von Selpin. Das Gut war bis 1751 im Besitz der Familie von Bassewitz (Pfandbesitz) und zeitweise auch im Lehnsbesitz derer von Moltke. Ab 1751 gehörte es Johann Joachim Schoepfer, der am 2. Dezember 1751 in den Adelsstand erhoben wurde und 1755 mit anderen zu den Unterzeichnern des landesgrundgesetzlichen Erbvergleiches gehörte. 1757 ging das Gut in den Besitz der Familie von Lehmann über. Zwischen 1778 und 1796 wurde es von Leutnant Adam Ferdinand von Lehmann (1727–1795) geführt. Anschließend gelangte es in die Hände der Familie von Moltke.
Von 1796 bis 1826 war Oberjägermeister Friedrich Detlof Reichsgraf von Moltke (1750–1825), der zugleich Besitzer des benachbarten Gutes Walkendorf war, Eigentümer von Selpin. Nach seinem Tod im Jahr 1826 fiel das Gut an die Erben von Friedrich Detlof Graf von Moltke, bis es 1832 an den königlich-preußischen Rittmeister und Reichsgrafen Friedrich Karl Ludwig von Moltke (1798–1860) überging, der Selpin bis 1836 hielt.
Ab diesem Zeitpunkt wechselte das Gut in kirchlichen Besitz, als der Freiherr von Stein Selpin sowie die Güter Drüsewitz, Vogelsang, Neuhoff, Neumühlen und Christianenhof für das Stift Wallenstein in Hessen vom Grafen von Moltke erwarb. Doch bereits im Jahr 1841 wurde das Anwesen vom Stift verkauft, diesmal an Bernhard David Benignus Mönnich (1792–1859). Die Familie Mönnich prägte die Entwicklung des Gutes über mehrere Jahrzehnte hinweg. Zwischen 1859 und 1913 befand es sich im Besitz von Ludwig Mönnich. Nach ihm übernahm Domänenrat Ludwig Adolf Mönnich (1843–1921) gemeinsam mit seinem Sohn Ludwig Bernhard Wilhelm Mönnich (1870–1967) das Gut, das bis 1916 in ihrem Besitz blieb.
Nach dieser langen Periode in Familienbesitz folgten mehrere schnelle Wechsel. Von 1920 bis 1923 war Johannes Reedwisch Eigentümer, bevor das Gut von 1926 bis 1927 an Walter Glantz überging. Im Jahr 1930 wurde das 450 Hektar große Gut von der Mecklenburgischen Siedlungsgenossenschaft übernommen, und ab 1936 wurde es aufgesiedelt. Ein Restgut blieb im Besitz von Ernst Vick und 18 Neusiedlern. Ab 1938 befand sich das Restgut schließlich in den Händen von Helmfried Tharandt und denselben Neusiedlern.
Das Gutshaus Selpin wurde um das Jahr 1751 von Johann Joachim Schoepfer erbaut und 1850 umfassend umgestaltet. Es handelt sich um einen eingeschossigen, elfachsigen Putzbau mit einem hohen Krüppelwalmdach, dessen Gauben spitz verdacht sind. Ein besonderes Merkmal ist der dreiachsige Mittelrisalit, an dem sich noch Überreste der ursprünglichen mittelalterlich inspirierten Fassadengestaltung finden. Diese wurde im Laufe der Zeit durch einen glatten Putz überdeckt, sodass nur noch an den Gebäudeecken und an den Türmchen der Strebepfeiler Reste der früheren Struktur sichtbar sind. Das Gutshaus wurde auf einem Granitsteinkellergeschoss errichtet und wird über eine Freitreppe aus Granitstufen mit Metallgeländer erschlossen, die noch erhalten ist.
Im Gutshaus wurden nach dem Zweiten Weltkrieg der Dorfkonsum untergebracht sowie Teile der LPG. Im Jahr 1999 wechselte das Gutshaus in private Hand und ging in den Besitz der Tessiner Wohnungsbaugesellschaft über.
Im Zuge der Umstrukturierung des Gutes wurden die Wirtschaftsgebäude abgerissen, wodurch sich die Straßenführung vor dem Gutshof veränderte. Das Gutshaus selbst hat durch spätere Umbauten einen Teil seiner historischen Bausubstanz eingebüßt, bleibt jedoch ein erkennbares Zeugnis der mecklenburgischen Gutsarchitektur. Der ehemalige Gutshof ist heute nicht mehr erkennbar und wurde mit Neubauten überbaut. Die rechte Gebäudehelfte wurde vor einigen Jahren neu eingedeckt. Das Gutshaus macht teilweise einen bewohnten Eindruck. Neben dem Gutshaus sind noch Reste des Parks erkennbar, der jedoch stark verwildert ist.