Inmitten der stillen Landschaft des Klützer Winkels steht das Gutshaus Grundshagen. Die klare Fassadengliederung, der sanft abfallende Hang zum Dorfteich und zwei unmittelbar benachbarte historische Fachwerkhäuser verleihen dem Ort eine besondere Geschlossenheit. Obwohl die einstige Hofanlage nahezu vollständig verschwunden ist, lässt die Lage des Gutshauses in Verbindung mit dem Teich und den alten Wegen die ursprüngliche Struktur des Dorfes weiterhin erkennen. Die Lage am südlichen Rand des großen Waldgebietes Lenorenwald und direkt am Dorfteich erklärt die kompakte Struktur des Siedlungskerns. Der Teich bildete über Jahrhunderte einen funktionalen Mittelpunkt für Viehhaltung, Löschwasser und Wassernutzung innerhalb der Gutswirtschaft.
Grundshagen gehört historisch zum Kirchspiel Klütz. Das Umfeld des späteren Stadtgebietes wurde bereits 1188 als silva cliuz erwähnt. Der Ort Klütz und seine Kirchgemeinde erscheinen dann im Jahr 1230 im Ratzeburger Zehntregister. Die Region war bereits in der Jungsteinzeit und der Bronzezeit besiedelt, später von germanischen und slawischen Gemeinschaften geprägt und wurde ab der Mitte des 12. Jahrhunderts von deutschen Siedlern neu strukturiert. Der Ortsname Grundshagen erscheint in der historischen Überlieferung auch in Varianten wie Grundis oder Grundiseshagen, was auf kartografische Unsicherheiten zurückzuführen ist. Die alte Namensvielfalt wurde durch geringe Maßstäbe und durch das ungesicherte Verständnis slawischer Namen beeinflusst, wodurch viele Orte – darunter auch Grundshagen – auf historischen Karten fehlerhaft, verkürzt oder ausgelassen wurden.
Die Geschichte des Guts ist über Jahrhunderte eng mit der Familie von Plessen verknüpft. Der früheste belegte Besitzer ist Helmold III von Plessen (um 1315–ca. 1398), Sohn des Reimar III von Plessen und einer Frau von Ahlefeldt. Er hielt neben Arpshagen, Steinhausen, Barnekow, Goldbeck und Hohen Schönberg auch Grundshagen. Seine Kinder setzten die Linie fort, unter ihnen Bernd, Johann Henning und Cord. Ihm folgte sein Sohn Bernd oder Bernhard von Plessen (um 1375–1435), der den Besitzschwerpunkt auf Arpshagen hielt und durch seine erste Ehe mit einer Tochter des Hans der Jüngere von Rohr eng mit der regionalen Ritterschaft verbunden war. Seine Söhne Bernd und Reimar trugen den weitverzweigten Besitz weiter, der den gesamten Klützer Winkel umfasste.
In der nächsten Generation erscheint Bernd von Plessen (um 1405–1454), der in zahlreichen Gütern des Familienverbandes im Klützer Winkel wirkte. Er war verheiratet erst mit Sophie von Lützow, später mit Katharina von Lützow, und wird als Besitzer von Burg Röggelin, Goldensee, Mustin, Großenhof und Hofzumfelde genannt. Auch wenn Grundshagen in dieser Generation nicht als sein persönlicher Sitz erscheint, blieb es Teil des Gesamtbesitzes der Plessen. Sein Sohn, der Landrat Cord von Plessen, wurde einer der Stammväter der Linie, die Grundshagen bis ins 18. Jahrhundert prägte. Ihm folgt Bernhard von Plessen (1455–1489), der als Knappe, Ritter und herzoglicher Rat auf Grundshagen wirkte. Sein Besitz blieb durch zahlreiche Brüder in der Familie verzweigt, darunter Wichbert auf Großenhof, Helmold auf Großenhof, Konrad in Zierow, Reimar in Tressow, Ludolf in Gantenbeck und Hartwig in Zurow. Grundshagen war damit fest in den Besitzverbund einer der einflussreichsten Adelsfamilien Nordwestmecklenburgs eingebunden.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hielt Berend von Plesse (†1555) das Gut und besaß neben Grundshagen auch Tressow, Damshagen, Stellshagen, Hohen Schönberg, Nieder Klütz und zahlreiche weitere Güter. Er trat als einer der wichtigen Förderer der Reformation im Klützer Winkel hervor und war ein Angehöriger der Mecklenburgischen Ritterschaft. Seine Besitzkomplexe übertrugen sich auf mehrere Linien, aus denen im 16. Jahrhundert Cord von Plessen (vor 1530–1595) hervorging, mecklenburgischer Landrat und Herr auf Grundshagen und Jamel. Er war Sohn des Johan von Plessen und der Anna von Blücher und in zweiter Ehe mit Margarethe von der Jahn verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Catharina von Gühlen gingen die Söhne Kord und Johann hervor.
Die Linie wurde fortgesetzt durch seinen Sohn Kord von Plessen (†ca. 1638), der Grundshagen und Tressow hielt und mit Catharina von Plessen (1600–1635) verheiratet war. Aus dieser Ehe ging Claus Joachim von Plessen (1632–1667) hervor, der auf Grundshagen geboren wurde und dort auch starb. Seine Ehe mit Margarethe von Both (†nach 1683) verbindet die Familie erstmals mit dem Geschlecht von Both. Deren Sohn Cord von Plessen (1665–1740) wurde in Grundshagen geboren, verbrachte dort seine frühe Kindheit und war später Herr auf Schönfeld. Er gehörte zur letzten Generation der Familie, die eine enge persönliche Bindung an das Gut hatte.
Christian Friedrich von Plessen (1693–1761) wurde am 11. Februar 1693 auf dem Gut Grundshagen geboren. Zwar entstammte er der Grundshagener Linie, war jedoch selbst nicht mehr Besitzer des Gutes. Er erbte stattdessen das Gut Schönfeld. Der weitverzweigte Familienbesitz der Plessen geriet durch Verschuldung und strukturelle Veränderungen des landwirtschaftlichen Wirtschaftens unter Druck. Die Verkaufsentscheidungen der Familie führten schließlich dazu, dass der Besitzverband im Klützer Winkel aufgelöst wurde.
Mit dem Jahr 1722 begann für Grundshagen eine neue Epoche, als der gesamte Plessen’sche Besitzkomplex im Klützer Winkel seinen Besitzer wechselte. Der Verkauf erfolgte am 22. Juni 1722 durch Jakob Levin von Plessen, der die Güter Arpshagen, Grundshagen, Steinbeck, Hohen Schönberg, Goldbeck und Nieder Klütz für eine Summe von 110000 Talern an den hochrangigen Offizier und Diplomaten Johann Friedrich Freiherr von Bothmer veräußerte. Johann Friedrich (1658–1729) war königlich britannischer und kurhannoverscher Generalleutnant, Inhaber des Dragonerregiments von Bothmer sowie Gesandter am dänischen Hof in Kopenhagen. Noch im Frühjahr 1723 leitete Johann Friedrich den Besitz an seinen Sohn Reichsgraf Hans Caspar Gottfried von Bothmer über. Hans Caspar Gottfried (1695–1765) erhielt im selben Jahr die herzogliche Belehnung über sämtliche Güter, darunter auch Grundshagen. Er wurde damit zum eigentlichen Begründer der Bothmer’schen Herrschaft im Klützer Winkel, die 1696 erst in den Stand der Reichsfreiherren und 1713 in Wien zu Reichsgrafen erhoben wurden. Während seines Wirkens entwickelte sich der Familienbesitz zu einem der bedeutendsten zusammenhängenden Gutskomplexe Mecklenburgs.
Nach dem Tod Hans Caspar Gottfrieds ging das Majorat an seinen Sohn Friedrich Johann von Bothmer über, der den Besitz im späten 18. Jahrhundert führte. Unter seiner Verwaltung blieb Grundshagen Bestandteil des stabilen wirtschaftlichen und rechtlichen Verbandes der Bothmer’schen Güter. Im frühen 20. Jahrhundert führte Otto Reichsgraf von Bothmer den Besitz fort. Otto (1883–1953) erscheint für das Jahr 1924 im Güteradressbuch als Eigentümer von Grundshagen im Rahmen des weiterhin bestehenden Fideikommisses. Das Gut war zu dieser Zeit verpachtet; als Pächter fungierte Heinrich Klepper. Obwohl die Rolle des Gutsherrn unter den agrarischen und politischen Rahmenbedingungen des frühen 20. Jahrhunderts zunehmend administrativen Charakter annahm, blieb Grundshagen ein Teil des Besitzes der Familie von Bothmer. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfuhr diese lange Besitzgeschichte jedoch eine radikale Zäsur. Im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone wurde die Familie von Bothmer 1945 entschädigungslos enteignet. Grundshagen wurde aufgesiedelt und anschließend in die landwirtschaftlichen Strukturen der entstehenden DDR eingegliedert. Damit endete eine mehr als zwei Jahrhunderte andauernde Bothmer’sche Epoche.
Das Gutshaus Grundshagen ist ein eindrucksvoller Backsteinbau auf einem massiven Granitfundament und einem hohen Krüppelwalmdach. Die neunachsige Hofseite ist streng symmetrisch gegliedert, über dem mittigen Portal erhebt sich ein kleines Fachwerkzwerchhaus mit Dreiecksgiebel und fünf kleinen Fenstern unter der Traufe. Das Portal weist noch heute eine dreiteilige Gliederung auf, die auf seine ursprüngliche Gestaltung hinweist. Ein Anbau aus der Zeit um 1900 erweitert die Rückseite. An der linken Giebelseite befindet sich eine Veranda aus derselben Bauphase. Die jüngste Sanierung setzte vier liegende Dachfenster in das Dach ein.
Nach den kartografischen Erhebungen des Meßtischblattes Nr. 2032 Kalkhorst ist heute nur noch das Gutshaus selbst als Teil der historischen Anlage erhalten. Eine geschlossene Hofsituation ist nicht mehr erkennbar. E. Jakobs nahm 1937 an, dass Grundshagen möglicherweise einst als ritterlicher Wehrhof angelegt gewesen sei. Diese Einschätzung stützt sich auf Vergleiche mit benachbarten Anlagen, lässt sich jedoch aufgrund des Verlustes der ursprünglichen Bausubstanz nicht mehr nachweisen. Die beiden benachbarten Fachwerkhäuser am Teich zählen zu den ältesten Gebäuden des Dorfes und stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Gutswirtschaft. Eines der Fachwerkhäuser besitzt einen Keller aus dem 14. Jahrhundert.
Nach 1945 wurde das Gut Teil der landwirtschaftlichen Strukturen der DDR. 1975 erfolgte eine Vereinigung der LPG Damshagen, Grundshagen und Redewisch zur LPG Klütz, einer Tierproduktion. Das Gutshaus diente als Wohnhaus, eine Funktion, die es auch nach 1990 beibehielt. Im Jahr 1999 wurde es als privates Wohnhaus im Denkmalinventar geführt. Trotz des Verlustes der Wirtschaftsgebäude ist die ehemalige Gutsanlage als solche noch erkennbar. Das Gutshaus wurde umfassend saniert und in fünf Wohnungen aufgeteilt.
