Herrenhaus | Schloss Bernstorff © Historische Häuser | Alte Häuser

Herrenhaus | Schloss Bernstorf in Mecklenburg-Vorpommern

Einzigartig im Aussehen und in der Nutzung ist das im Stil der Neorenaissance entstandene Herrenhaus | Schloss Bernstorf in Mecklenburg-Vorpommern. Hinter dem Herrenhaus erstreckt sich ein Park, in dem sich ein kleiner See und ein Sühnestein aus dem Jahr 1359 befinden.

Bernstorf liegt in der Nähe von Grevesmühlen im Landkreis Nordwestmecklenburg. Der Ort wurde 1237 in einer Urkunde von Bischof Ludolf von Ratzeburg erstmals als Bernardestorp erwähnt. Allerdings vermutet man, dass Bernstorf um 1230 entstanden ist. Namentlich geht der Ort auf die ritterliche Familie von Bernstorff zurück, die im frühen 12. Jahrhundert nach Mecklenburg kam und seit dem Jahr 1302 das Gut besaß. Der Stammsitz der mecklenburgischen Uradelsfamilie derer von Bernstorff befindet sich in Wedendorf. Die von Bernstorffs, die bereits in einer Urkunde um 1300 erwähnt und deren Wappen in einer Urkunde von 1359 belegt war, wurden mit Andreas Gottlieb von Bernstorff (1708-1768) in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Dieser wurde durch seine Verdienste als Hannöverscher und Großbritannischer Premierminister am 8. Oktober 1715 durch Kaiser Karl VI. zum Reichsfreiherr ernannt. Im Jahr 1767 wurden Johann Hartwig Peter und Andreas Peter von Bernstorff durch den dänischen König Christian VII. in den Grafenstand erhoben. Vermutlich kamen die von Bernstorffs als Kolonisten in der Zeit von Heinrich dem Löwen nach Mecklenburg. Der Sachsenherzog hatte 1160 die Obotriten unterworfen und Mecklenburg für die deutsche Kolonisation geöffnet. Die von Bernstorffs haben zu der Zeit das Land als Lehen vom Sachsenherzog erhalten.

Der Geheime Oberbaurat und Hofbaurat Georg Benedict Friedrich Wilhelm Daniel, der in den Diensten der mecklenburgischen Großherzöge war, entwarf die Pläne für das zwischen 1879-1882 entstandene Herrenhaus Bernstorf. In Auftrag gegeben wurde das Herrenhaus vom Kammerherr Arthur Friedrich Carl Graf von Bernstorff, der für seinen Sohn Werner Graf von Bernstorff und dessen Ehefrau Elisabeth ein repräsentatives Haus haben wollte. Später stiftete Graf Arthur noch den Bau des Schweriner Domturms für eine Summe von 327.000 Mark. An gleicher Stelle in Bernstorf standen nacheinander bereits drei Gutshäuser, die von einem Wassergraben umgeben waren.

Das zweigeschossige Herrenhaus präsentiert sich im Stil der niederländischen Renaissance bzw. Weserrenaissance aus Back- und Sandstein auf einem Feldsteinsockel. Die Schmalseite rechts wird durch einen hohen, oktogonalen Turm mit Schaft und Traufgesims geprägt. Die Bekrönung des Turms, die welsche Haube, wurde um 1970 abgetragen. Der rechteckige Grundriss mit Mittelrisalit wurde um zwei kräftig vorspringende Seitenrisalite flügelartig erweitert. Die drei Risalite wurden mit Volutengiebeln versehen. Die Kanten der Risalite sind gequadert und bestehen aus Mehler Sandstein. Ein Relief Heinrichs des Löwen, Herzog von Sachsen, präsentiert sich auf einem Pferd im nordöstlichen Giebel. Der Sachsenherzog lenkte im 12. Jahrhundert maßgeblich die Geschicke in Mecklenburg. Die Inschrift im Giebel lautet „AD HENRICUS LEO 1167 Fürchte Gott, Scheue Niemand“. Der Giebel des Hofportals wird geprägt durch das Wappen derer von Bernstorff. Die Baukosten des historischen Gebäudes beliefen sich auf 130.000 Mark.

1945 wurde die Familie von Bernstorff, in deren Besitz sich das Herrenhaus über 700 Jahre befand, enteignet. Letzter Herr auf Bernstorff war der Kammerherr Hermann von Bernstorff, der von 1933 bis 1945 dort mit seiner Familie wohnte. Nach der Enteignung wurde das Haus für Flüchtlinge und als Lazarett der sowjetischen Armee genutzt. Später folgte eine Nutzung von 1950 bis 1969 als Grundschule, Wohnhaus und Gemeindeverwaltung. 1990 wurde das Haus an einen neuen Eigentümer verkauft. Das bedeutende Herrenhaus stand leer und verfiel zusehends. Das Dach war undicht und der Schwamm kam ins Haus. Zwölf Jahre später wurde der Verkauf rückgängig gemacht. 2010 konnte Dr. Wolfgang Röhr das heruntergekommene Herrenhaus erwerben. Von 2012 bis 2014 wurde das Herrenhaus saniert und im April eröffnete dort ein familiengeführtes Biohospiz.

Im angrenzenden Park befindet sich der Bernstorfer Sühnestein aus dem Jahr 1359, der als ältester Sühnestein in Mecklenburg-Vorpommern gilt. Die hochrechteckige Kalksteinsäule wurde in Gedenken an den am 1. August 1359 im Zweikampf mit Detlev von Gadenstedt gefallenen Knappen Werner Bernstorp errichtet. Der Sühnestein zeigt sich mit der ältesten Wappendarstellung derer von Bernstorff und der Darstellung des gekreuzigten Christus und eines knienden Betenden.

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