Gutshaus | Herrenhaus Keffenbrink © Historische Häuser

Gutshaus | Herrenhaus Keffenbrink in Mecklenburg-Vorpommern

Kaum als Gutshaus zu erkennen, ist das Gutshaus Keffenbrink in der Nähe der Grenze zwischen Pommern und Mecklenburg im Trebeltal gelegen. Es ist umgeben von den Resten der Gutsanlage und des Landschaftsparks.

1291 wurde der Ort Keffenbrink, der vor 1854 Bauersdorf hieß, als “Bousdorf” erstmals urkundlich erwähnt. Die Erwähnung erfolgte im Zusammenhang mit einer Grenzbeschreibung durch den Rügenfürsten Wizlaw II. und seinen Sohn Wizlaw. Grammendorf, zu dem Keffenbrink gehört, liegt am Fluss Trebel, der die historische Grenze zwischen Pommern und Mecklenburg bildet. Im Jahr 1854 wurde die Ortschaft zu Ehren der Gutsherren, den Freiherrn von Keffenbrink, umbenannt. Der Name Keffenbrink hat sich seither erhalten.

Das Gebiet gehörte historisch bedingt bis zum 17. Jahrhundert zum Herzogtum Pommern. Mit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs fiel es unter die Herrschaft Schwedisch-Pommerns und wurde ab 1815 Teil der preußischen Provinz Pommern. Keffenbrink befand sich im Besitz der Familie von Buggenhagen aus Nehringen, der Familie von Maltzahn, des schwedischen Generalmajors Caspar Otto Sperling, des Freiherrn Jacob von Pfuel und später, nach mehreren Besitzerwechseln, im Eigentum des Freiherrn Carl Ludwig Schoultz von Ascheraden (1711–1778). Danach ging der Güterkomplex Zarnekow, Schmantewitz und Nehringen mit Keffenbrink an den Baron Philipp Carl Ludwig Schoultz von Ascheraden (1756–1826). Dessen Sohn August Ludwig Schoultz von Ascheraden (1793–1859) übertrug die Ortschaft noch zu Lebzeiten seinem Neffen, dem preußischen Rittmeister Wilhelm Friedrich Ernst von Keffenbrink (1823–1896).

Seine Schwester Freiin Jeanette Philippine Schoultz von Ascheraden war mit Ehrenfried Graf von Keffenbrinck auf Griebenow verheiratet. Rittmeister von Keffenbrink ehelichte die Gräfin Auguste von Kielmannsegge (1835–1889) und wurde 1860 durch den Prinzregenten Wilhelm I. mit dem Namen Keffenbrink-Ascheraden in den preußischen Freiherrenstand erhoben. Keffenbrink war nicht nur ein prachtvoller Herrensitz mit Familienfideikommiss, sondern auch das Zentrum eines Güterkomplexes, zu dem unter anderem die Rittergüter Dorow, Nehringen und das Restgut Rodde mit der Försterei Camper gehörten.

Keffenbrink erhielt zusätzlich den Status eines Schutzforstes. Der Forst wurde als unantastbarer Familienbesitz unter rechtlichen Schutz gestellt, um seinen Bestand langfristig zu sichern. Der Rittmeister ließ das Herrenhaus errichten und stiftete auch den nahegelegenen Friedhof, der von einer Granitsteinmauer umgeben ist. Das Ehepaar blieb kinderlos, und der Familienfideikommiss ging an die Familie von Pachelbel-Gehag über. August Heinrich von Pachelbel-Gehag, Gutsherr von Karnin, war mit einer weiteren Schwester des Geheimrats August Ludwig Schoultz von Ascheraden verheiratet, Charlotte Agnese Helene Freiin Schoultz von Ascheraden-Nehringen (1804–1869).

Der gemeinsame Sohn, Carl von Pachelbel-Gehag (1859–1942), erbte die Nehringer Güter mit Keffenbrink. 1908 wurde er mit seiner Ehefrau Asta, geborene von Gerlach, in den Freiherrenstand erhoben und nannte sich fortan Pachelbel-Gehag-Ascheraden. Die Familie lebte auf dem Gut in Nehringen und bewirtschaftete das 732 Hektar große Rittergut Keffenbrink von dort aus. Der älteste Sohn und Erbe der Güter, Dr. jur. Carl-Wolfgang von Pachelbel-Gehag-Ascheraden, war ebenso wie sein Vater ein Rechtsritter des Johanniterordens.

Das heutige Gutshaus entstand Ende des 19. Jahrhunderts, während das Gut noch im Besitz des Ehepaars von Keffenbrink war. Der Putzbau erstreckt sich als zweigeschossiger Bau mit zweieinhalbgeschossigen Querbauten auf einem hohen Kellergeschoss, einem markanten Turm, sowie dekorativen Elementen wie Rundbogenfenstern und repräsentativen Treppenaufgängen. Umgeben von einem sechs Hektar großen Landschaftspark mit altem Baumbestand, strahlte das Gutshaus einst eine elegante, fast schlossartige Würde aus. Ein Turm mit einer Fahne, die das Wappen der Familie trug, prägte die Silhouette des Hauses und unterstrich seinen repräsentativen Charakter.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde 1943 in Keffenbrink die von Friedrich Stellwagen zwischen 1653 und 1659 erbaute Orgel der St. Marienkirche Stralsund eingelagert. Die Hauptorgel gehört zu den bedeutendsten Barockorgeln Norddeutschlands. Ein Teil der Orgelpfeifen ging durch Plünderungen des Guts verloren, andere wurden beschädigt.

Nach der Enteignung von Dr. jur. Carl-Wolfgang von Pachelbel-Gehag-Ascheraden im Herbst 1945 durch die sowjetische Bodenreform wurde das Gutshaus zu Wohnzwecken umgebaut. Die Familie zog nach Niedersachsen. Während der DDR-Zeit wurde das Gutshaus optisch stark verändert: Der Schmuck des Hauses wurde entfernt, der schlossartige Turm und die Rundbogenfenster wurden entfernt. Heute erinnert das Gebäude mehr an einen Wohnblock mit Plastikfenstern als an ein stattliches Herrenhaus. Im Inneren blieb die gusseiserne Treppe sowie einzelne Parkettböden erhalten. Zwischenzeitlich brannte es im Gutshaus. Nach der Wende fiel es in den Besitz des Amtes Trebel. Das Herrenhaus steht ebenso unter Denkmalschutz wie der Landschaftspark, der 1984 unter Schutz gestellt wurde.

2016 wurde das Gutshaus während einer Versteigerung der Deutschen Grundstücksauktionen AG an einen neuen Besitzer verkauft. Ein Privatmann aus Ulm erwarb das für 35.000 Euro angebotene Anwesen für 125.000 Euro und plante, das Gebäude vollständig zu restaurieren, um ihm sein ursprüngliches Aussehen zurückzugeben. Aktuell (2024) steht das Gutshaus Keffenbrink jedoch leer und wartet auf Rettung.

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