Gutshaus Klein Lunow © Historische Häuser

Gutshaus Klein Lunow in Mecklenburg-Vorpommern

In der Gemeinde Gnoien steht das Gutshaus Klein Lunow. Ein Hektar Land gehört noch zu dem Gutshaus, das einen freien Blick über die ehemaligen Felder des Guts bietet.

Das Lehngut Klein Lunow war bis 1864 im Besitz der Familie Baetke. Ludwig Georg Christian Lübbe (1841–1888), ein Sohn des Tüzener Gutsbesitzers Vollrath Carl Friedrich Lübbe, erwarb das Gut Klein Lunow, das zu dieser Zeit 1050 Preußische Morgen bzw. 262,5 Hektar groß war. Er heiratete Friederike Auguste Hoese, die Tochter des Gutsherrn von Muschwitz. Ludwig Lübbe ist es zu verdanken, dass Klein Lunow bis 1996 einen eigenen Bahnhof mit Verladerampe hatte, da er 1884 eigenes Land kostenlos an die Deutsche Reichsbahn übergab. Ludwig Lübbe verstarb am 19. August 1888. Von seinen drei Söhnen übernahm der älteste Sohn Vollrath August Lübbe (1865–1899) das Gut. Er ließ für sich, seiner Ehefrau Katharina Laura Elisabeth (1863-1940), geb. Eckert, und den fünf Kindern das Gutshaus erbauen.

1895 wurde das bestehende Gutshaus mit Krüppelwalmdach errichtet. Es erstreckt sich über elf Achsen auf einem hohen Kellergeschoss aus behauenen Granitsteinen. Der dreiachsige Mittelrisalit mit dem spitzwinkligen Zwerchgiebel und einem Satteldach ist zweigeschossig. Der Risalit ist vorgezogen. Beim Zwerchgiebel sowie den Bereichen unterhalb der Traufe ist das Fachwerk sichtbar. Die restliche Fassade zur Hof- und zur Parkseite ist verputzt. Die linke äußere Achse ist zu beiden Fronten etwas eingezogen. Das Dach ist teilweise traufenständig versetzt. An den Schmalseiten ist das Fachwerk noch voll sichtbar. Auf dem Dach befindet sich eine Wetterfahne mit dem Datum 1895. Zum Eingang führt eine Freitreppe. Auf der Rückseite findet sich ein Wintergarten. An der rechten Schmalseite gibt es einen Anbau.

Vier Jahre nach der Erbauung des Gutshauses verstarb Vollrath Lübbe am 30. September 1899 an einem Herzschlag. Sein jüngerer Bruder Alexander Maximilian Friedrich Wilhelm Lübbe (1874–1938) übernahm die Bewirtschaftung des Guts seiner Schwägerin, war er doch schon vorher Inspektor auf dem Gut Vietgest gewesen. Magere Jahre auf dem Gut, hohe Ausgaben in der Haushaltsführung und die Erbansprüche der Geschwister ließen das Gut Klein Lunow in wirtschaftlich schwierige Zeiten geraten. Alexander Lübbe kaufte seiner Schwägerin das Gut Klein Lunow mit den dazugehörigen Schulden im Jahr 1901 ab. 1905 erwarb er das 805 Hektar große Lehngut Dammerstorf zusammen mit seinem Bruder Ludwig Lübbe. Während Dammerstorf verpachtet wurde, bewirtschaftete Alexander Lübbe sein Gut in Klein Lunow weiter. 1907 erwarb Alexander Lübbe das Gut Holzlübchin, das er allerdings 1912 wieder verkaufte, um seinem Bruder dessen Dammerstorfer Anteil abzukaufen. 1936 veräußerte er Dammerstorf. 1913 heiratete er die Stettinerin Alma Valeska Laude (1886–1973). Das Paar wurde 1917 Eltern von Alexandra Lübbe. Aufgrund der Geburt der Tochter und des Ersten Weltkriegs ließ der Gutsherr im Dezember 1918 die Ablösung der Lehnshoheit des Guts Klein Lunow in ein Allodialgut bei der Großherzoglichen Kammer in Schwerin beantragen. Die Kosten der Ablösung des 288 Hektar großen Guts wurden in „Roggenwährung“ zum festgesetzten Betrag bezahlt. Die restliche Schuld von über 8.000 Reichsmark wurde am 8. Januar 1945 von Alma Lübbe bezahlt, da Alexander Lübbe am 27. Mai 1938 verstarb. 1920 wurde das Paar noch einmal Eltern von Zwillingen, Ernst Vollrath und Harro Lübbe. Alma Lübbe führte das Gut weiter.

Am 11. September 1945 wurde auch die Familie Lübbe enteignet. Während die Söhne noch in Gefangenschaft waren, flohen Mutter und Tochter Lübbe nach Hamburg. Zuvor wurde Anfang Mai das Gut von der russischen Armee geplündert. Das Gut wurde zunächst aufgesiedelt und später als LPG geführt. Ernst Vollrath Lübbe, der in Klein Lunow geboren war, konnte das Gutshaus Klein Lunow nach der Wende 1990 zurückerwerben. Das Gutshaus war zu diesem Zeitpunkt in keinem guten Zustand, aber voll bewohnt. Er begann mit der Sanierung und zog drei Jahre später mit seiner Familie von Hildesheim zurück auf das elterliche Gut, dass dann wieder landwirtschaftlich genutzt wurde. Im Gutshaus sind noch das alte Parkett sowie ein Großteil der alten Holztüren erhalten geblieben. Aktuell (2024) wird ein neuer Gutsherr gesucht.

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