Inmitten der sanft gewellten Landschaft der Mecklenburgischen Schweiz liegt das Gutshaus Levitzow im gleichnamigen Ort. Umgeben von Feldern, Wasserläufen und Resten alter Parkanlagen erhebt sich hier das Gutshaus unweit von Teterow.
Erste Siedler in Levitzow sind bereits 1236 dokumentiert, wobei in einem Grabhügel in Levitzow auch ein römischer Becher gefunden wurde. Außerdem gibt es Funde aus der Bronzezeit. Slawen siedelten hier bereits um 600 und legten in Sukow eine Fliehburg an, die wiederum eine der ältesten mecklenburgischen Wallanlagen ist.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Levitzow erfolgte im Jahr 1304 mit der Gründung des Ortes durch den Ritter Johann von Levetzow, der bereits in einer Urkunde von 1292 erstmalig genannt wird. Der Ritter Johann von Levetzow war ein Vasalle der Fürsten von Werle. Zusammen mit seiner Ehefrau Gertrud ließ er die Levitzower Kirche erbauen. Die evangelische Dorfkirche wurde Ende des 13. Jahrhunderts errichtet, wobei deren romanische Rundbogenfenster auf eine Entstehungszeit um 1280 schließen lassen.
Das Gut Levitzow war über viele Jahrhunderte hinweg im Besitz bedeutender Adelsfamilien. Von 1292 bis 1796 gehörte es der Familie von Levetzow aus der im Laufe der Jahrhunderte die von Lowtzow wurden, die dem Ort auch seinen Namen gab. Diese Familie hatte nichts mit der Familie von Levetzow in Levetzow bei Wismar gemein. Die Familie prägte über fast fünf Jahrhunderte hinweg maßgeblich die Entwicklung und das Erscheinungsbild des Gutes und der umliegenden Ländereien.
In der Mitte des 17. Jahrhunderts geriet das Gut Levitzow in finanzielle Schieflage. Nachdem Hans von Lowtzow, der das gesamte Anwesen in seinem Besitz vereint hatte, im Jahr 1642 verstorben war, folgte ein langwieriges Konkursverfahren. Die Verbindlichkeiten beliefen sich auf über 50.000 Gulden, wobei ein Drittel dieser Summe allein von Tönnies von Blücher auf Sukow beansprucht wurde. Das Schuldenverfahren wurde 1650 mit einem sogenannten Distributionsabschied abgeschlossen. Im Folgejahr, 1651, ging das Gut an die Gläubiger über.
Im Rahmen dieser Abwicklung entschlossen sich die Witwe Hans von Lowtzows, Margarete geb. von Koss, sowie Joachim von Blücher, jeweils Anteile des Gutes zu übernehmen. Joachim, ältester Sohn des Tönnies von Blücher, erwarb eine kleinere Hälfte und wurde am 18. Juli 1651 offiziell eingewiesen. Für den Ankauf erhielt er eine finanzielle Unterstützung von seinem Vater, setzte aber auch Mittel aus dem Vermögen seiner Frau Dorothea von Grabow ein. Nachdem letzte Unstimmigkeiten ausgeräumt worden waren, wurde Levitzow sein dauerhafter Wohnsitz.
Als der Vater 1669 verstarb, trat Joachim zusammen mit seinem Bruder Ernst Ludwig das väterliche Erbe an. Im Zuge der vertraglich vereinbarten Aufteilung des Familienbesitzes fiel das Stammgut Sukow dem Bruder zu, während Joachim in Levitzow blieb, wo er bis zu seinem Tod im Herbst 1676 lebte.
Sein einziger Sohn, Joachim Ernst von Blücher, trat zusammen mit seinen Schwestern das Erbe der Levitzower Besitzhälfte an. Diese blieb jedoch nicht lange im Familienbesitz: Rittmeister Heinrich von Lowtzow, ein Angehöriger der ursprünglichen Eigentümerfamilie, löste diese Hälfte – wie auch andere ehemals verpfändete Teile – wieder ein, sodass das Gut Levitzow zurück in den Besitz der Familie von Lowtzow gelangte.
Im Jahr 1796 erwarb die Geh. Etatsrätin Gräfin von Lüttichau das Rittergut, die es jedoch nur für kurze Zeit, bis 1799, innehatte. Anschließend übernahm der Oberjägermeister Kasper Heinrich von Sierstorpff das Anwesen und bewirtschaftete es bis ins Jahr 1837.
Im Jahr 1837 erwarb Carl Ernst Franz Nahmmacher (1790–1859) das 714 Hektar große Lehngut Levitzow. Zum Gut gehörte ein weitläufiges Herrenhaus mit vorspringenden Erkern aus dem 15. Jahrhundert sowie ein beturmes Torhaus. Unter Nahmmachers Leitung erlebte das Gut wichtige bauliche und wirtschaftliche Veränderungen. So ließ die Familie 1894 eine Wassermühle errichten und im Jahr 1899 das heutige Gutshaus erbauen, da das über 413 Jahre alte burgähnliche Herrenhaus mit seinen hohen Schornsteinen im Mai 1899 vermutlich durch einen Schornsteinbrand zerstört wurde. Die Familie war über Pfingsten verreist und wurde schriftlich über den Brand informiert. Einige der wertvolleren Gegenstände konnten gerettet werden.
Im gleichen Jahr wurde das jetzige Gutshaus von Franz Carl Nahmmacher erbaut. Es entstand im Stil des Neobarock mit Jugendstilelementen. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Putzbau mit Mansarddach, der sich zur Hofseite über neun Achsen und zur Parkseite mit elf Achsen präsentiert. Die Hofseite wird von einem dreigeschossigen Mittelrisalit mit barock verziertem Dreiecksgiebel geprägt. In die Putzlisenen an den Gebäudeecken sind Medaillons eingelassen, die die Initialen „Frh.C.N“ sowie die Jahreszahl „1899“ zeigen.
1924 wurde aus dem mittlerweile 796 Hektar großen Lehngut ein Allodialgut. Nach rund einem Jahrhundert endete die Ära der Familie Nahmmacher im Jahr 1930 mit Franz Carl Nahmmacher. Im Zuge der sogenannten Aufsiedelung wurde das Gut an die Landgesellschaft mbH Schwerin übergeben, die das Land parzellierte und an einzelne Bauernstellen verteilte. Dies veränderte das Dorfbild nachhaltig und verwandelte Levitzow von einem klassischen Gutsdorf in ein Bauerndorf.
Nach der Wende wurde das Gutshaus im Jahr 1994 privatisiert und umfassend saniert. Bis heute wird es von mehreren Familien bewohnt. Der Saal des Gutshauses wurde von der Gemeinde genutzt. 2023 wurde das denkmalgeschützte Gutshaus erneut saniert. Im Inneren sind Details wie das Parkett, Holzkassettendecken und Paneele noch vorhanden. Der das Gutshaus umgebende Park ist heute nur noch in Teilen erhalten, trägt aber kaum noch Spuren seiner einstigen Gestaltung. Im Gelände befinden sich eine alte Wassermühle, ein kleiner Wasserlauf sowie vermutlich die Reste eines Turmhügels, auf dem sich heute ein kleines Wohnhaus befindet.