Gutshaus Manderow © Historische Häuser

Gutshaus Manderow in Mecklenburg-Vorpommern

Das Gutshaus Manderow liegt malerisch im Klützer Winkel, in unmittelbarer Nähe zur Ostsee und zur Hansestadt Wismar. Über beschauliche Wege gelangt man in das ruhige Manderow und entdeckt dort das Gutshaus Manderow, das seit einigen Jahren gerettet wird.

Manderow wurde im Jahr 1222 das erste Mal urkundlich erwähnt, als Bischof Gottschalk von Ratzeburg das Dorf von Fürst Borwin I. von Mecklenburg und seinen Söhnen eintauschte. Nur sechs Jahre später, 1228, erlangte der Ort besondere Bedeutung, als Bischof Ludolf von Ratzeburg ihn als Sommerresidenz wählte. 1367 wird hier ein Joh. Rm zu Wismar (eventuell Johannes Reimarus) genannt. In den Jahren 1715 bis 1783 wurde Balthasar Ditmar als Besitzer geführt. Von ihm erwarb der kurhannoversche Offizier und Landschaftsdirektor Friedrich Ernst von Bülow (1736–1802) das Gut. Der aus dem mecklenburgischen Uradelsgeschlecht stammende von Bülow erwarb zu dieser Zeit einige Güter in Mecklenburg, die wirtschaftlich schlecht dastanden. 1799 ging das Allodialgut in den Besitz von Christoph Friedrich Martienssen über und blieb über Generationen bis 1945 im Besitz der Familie. Die Martienssens prägten das Gut über 150 Jahre hinweg und erweiterten es stetig. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden in Mecklenburg-Vorpommern landwirtschaftliche Verbesserungsmaßnahmen, sogenannte Meliorationsmaßnahmen, durchgeführt. In Manderow fanden diese von 1860 bis 1870 statt und trugen maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg des Gutes bei. Im Jahr 1893 vergrößerte Friedrich Martienssen das Gut, als er für 670.000 Mark das Gut Fahren übernahm. Ab 1936/38 kam noch das Gut Oberhof dazu. Auch das Gut Jassewitz gehörte zu den Gütern der Familie.

Im 16. Jahrhundert wurde in Manderow ein Renaissanceschloss erbaut. Auf dessen Fundamenten wurde ab 1910 von der Familie Martienssen ein zweigeschossiger Putzbau mit hohem Walmdach  errichtet. Das Gutshaus Manderow erstreckt sich über 15 Achsen. Die Fassade der dreiachsigen Seitenflügel ist durch gequaderte Putzlinsen im Stil des Neobarock-Neuklassizismus hervorgehoben. Der dreiachsige Eingangsbereich ist spitz übergiebelt, eine dreistufige Treppe führt zur doppelflügligen barocken Eingangstür, über der sich eine Wappenkartusche mit einem Kranich auf dem Wappenschild und gekröntem Ritterhelm befindet. Der Eingangsbereich wird von einem Segmentbogen überspannt, der von Konsolen getragen wird. Das darüberliegende hochgezogene Fenster wird von einer Konsole mit halbrundem Fenstersims gestützt. Die beiden danebenliegenden Fenster sind ebenfalls hochgezogen und mit einem Gitter versehen. Im Jahr 1922 ließ Hans/Johannes Martienssen das Gutshaus modernisieren und stattete es mit Elektrik und einer Schwerkraftheizung aus. Der Schweriner Architekt Erich Bentrup verantwortete die Umbaumaßnahmen. Angrenzend wurde auf der rechten Seite ein Wintergarten mit großformatigen Fenstern angebaut. Zur Hofseite ist der polygonale Vorbau mit Freibalkon vorgesetzt. Der Eingang ist hochherrschaftlich über zwei Zufahrten und ein Rondell erreichbar. Zu dieser Zeit umfasste das Gut Manderow 518 Hektar Land.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der sowjetischen Bodenreform im Herbst 1945 wurde die Familie Martienssen enteignet. Sie musste, wie viele Gutsbesitzer, das Gut und ihren gesamten Besitz aufgeben. Das Gutshaus selbst wurde in der Folgezeit verschiedenen Zwecken zugeführt. Zunächst diente es als Notunterkunft für viele Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, insbesondere aus der Region um Stettin. Während der DDR-Zeit erlebte das Gutshaus Manderow eine Phase der Umnutzung. Es wurde zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut, bot Wohnungen für mehrere Familien und diente als Mittelpunkt des Dorflebens. Ein Konsum, eine Gaststätte und ein Kulturraum mit Bühne fanden im Haus Platz. Der Kulturraum war ein wichtiger Treffpunkt für die Dorfbevölkerung sowie die Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG), die das Gut nach der Enteignung übernommen hatte.

Nach der Wende 1990 wurden viele Gutshäuser in Mecklenburg-Vorpommern ihrem Schicksal überlassen, und Manderow bildete da keine Ausnahme. Die Nebengebäude wie Scheunen und Ställe verfielen trotz Denkmalschutz. Der 1930 erbaute Rinderstall, der über 200 Kühen Platz bot, ist teilweise eingestürzt, und nur noch der  Backsteingiebel trotzt dem Verfall.

Erst um das Jahr 2010 begannen die damaligen Besitzer mit dem Rückbau des Gutshauses zu den ursprünglichen Grundrissen. Dies war der erste Schritt in Richtung einer behutsamen Restaurierung, die das Ziel hatte, das historische Erbe des Hauses zu bewahren. Am 9. Januar 2018 erwarben Birgit Fischer und ihr Mann Peter das Gutshaus Manderow und sanieren es seitdem Schritt für Schritt. Im Inneren des Hauses ist unter anderem das mondäne Treppenhaus erhalten. Hinter dem Haus befinden sich Reste des Parks.

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