Gutshaus Rakow © Historische Häuser | Alte Häuser

Gutshaus Rakow in Mecklenburg-Vorpommern

Am Rande des Landschaftsschutzgebiets mit Blick auf das Salzhaff bei Neubukow befindet sich das neugotische Gutshaus Rakow. Ein Park mit altem Baumbestand und ein Teich gehören zum Gutshaus. Besonderheit neben der Sternwarte ist, dass sowohl der Wismarer Architekt Heinrich Gustav Thormann als auch der Baumeister Paul Johannes Adolf Korff an diesem Gutshaus ihren Fingerabdruck hinterlassen haben.

1238 wurde Rakow erstmalig erwähnt und gehörte zum Besitz des Bischofs von Bremen. Vom 15. Jahrhundert bis 1782 war Rakow im Besitz der Familie von der Lühe, bis diese in Konkurs ging, danach war Baron Johann Carl Ludwig von Seld bis 1791 Eigentümer des Gutes. Er ließ 1783 ein einstöckiges Gutshaus bauen und den dazugehörigen Park von einem französischen Gärtner anlegen, der einen Teil der Obstbäume und Stauden aus Paris importieren ließ. Von 1791 bis 1796 war der Hamburger Kaufmann, Freimaurer, dänischer Etatsrat und mecklenburgische Finanzrat Johann Bernhard Paschen mit seiner Ehefrau Friedericia Margaretha Elisabeth, geb. Moll, die Gutsherren in Rakow. Die in Rakow geborene Tochter Henriette Sophie heiratete später den dänischen General Friedrich Philipp von Moltke. 1796 gelang Gut Rakow in den Besitz des dänischen Offiziers und Kammerjunker Friedrich Johann Peter von Restorff. Dank seiner gut situierten Ehefrau, Carolina Christiana, geb. Freiin von Stenglin, erwarb er auch die Güter Buschmühlen, Drüschow, Horst sowie Tessmannsdorf. Rakow wurde zum Stammsitz seiner Familie und fünf seiner sechs Kinder kamen hier zur Welt. Da Finanzrat Paschen der Stiefvater von Caroline Christiana war, blieb Rakow quasi im Familienbesitz. Buschmühlen, Drüschow und Horst wurden 1806 an Herrn von Bülow verkauft und dafür kaufte von Restorff die Güter Rosenhagen und Radegast von Gustav Friedrich von Stock. 1814 starb Johann Peter Friedrich von Restorff und seine Ehefrau übernahm die Leitung der Güter. Erbe waren die Söhne des Paares.

1856 wurde der Wismarer Architekt Heinrich Gustav Thormann von Otto von Restorff engagiert, um das eingeschossige Gutshaus aufzustocken. Der Keller beeindruckt mit 60 cm dicken Mauern und einem Tonnengewölbe. Das neugotische, zweigeschossige, neunachsige Gutshaus präsentiert sich mit hohem Sockel- und Mezzaningeschoss und einem Walmdach sowie einem Mittelrisalit und einem Anbau. Besonderheit ist hier die Sternwarte im Dach. Die Hofseite ziert das Wappen derer von Restorffs mit dem Hinweis des Jahres 1856 sowie dem Spruch „Herr schenke diesem Hause deinen Frieden“ über dem Eingang. Bis 1945 blieb das Gutshaus Rakow im Besitz der Familie von Restorff und wurde innerhalb der Familie vererbt. Eberhard von Restorff ließ von 1911 bis 1913 durch den Baumeister Paul Johannes Adolf Korff weitere Veränderungen vor allem im Innenbereich des Gutshauses vornehmen. Letzter Besitzer und Erbe von Eberhard von Restorff war Dr. jur. Krafft von Restorff. Er ließ das Gut von Gutsinspektor Karl Saß bis Ende April 1945 bewirtschaften. Krafft von Restorff fiel im Dezember 1941 kurz vor Moskau/Russland. Seine Ehefrau Dr. jur. Charlotte von Restorff verwaltete das 3000 Morgen große Anwesen und lebte weiterhin dort. Mit ihren drei Kindern Hans-Peter, Maria-Charlotte und Cord-Jasper, dem Verwalter Karl Saß und der Erzieherin Fräulein Lena Prehm und einigen anderen Begleitern flüchtete sie am 30. April 1945 von Rakow. Kurze Zeit später marschierte die Rote Armee in dort ein.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis 1990 wurde das Gutshaus für verschiedene Wohnzwecke und als Konsum genutzt. Während dieser Zeit erbaute man einige Viehställe (Milchviehanlage mit 1.000 Tieren) und weitere Gebäude direkt vor dem Gutshaus. Der Park verwahrloste. Ab 1993 wurde dieser durch ABM-Kräfte aufgeräumt und teilweise neu bepflanzt. Das Gutshaus sollte als Gesellschaftszentrum ausgebaut werden, der Salon wieder im alten Glanz erscheinen. Kurze Zeit später möchte die Gemeinde das Gutshaus aufgrund der hohen Kosten wieder verkaufen. Von 1998 befand sich das Gutshaus Rakow im Privateigentum eines Geschäftsmannes aus Schwerin. Er wollte den unteren Teil des Gutshauses für kulturelle Zwecke nutzen und begann mit der Sanierung des Gebäudes. 2008 stand das Gutshaus erneut zum Verkauf und ein Jahr später stellte der Rakower Horst Podssun, der ehemalige Chef der Agrargenossenschaft und Betreiber der Milchviehanlage, ein neues Konzept für das Gutshaus, den Park und die Ländereien der Gemeinde vor. Die letzten 400 Rinder der Milchviehanlage zogen 2010 um, die Gebäude der Milchviehanlage wurden in den vergangenen Jahren abgerissen.

In wenigen Jahren soll das sanierte Gutshaus der Mittelpunkt einer neuen Ferienanlage werden. Der Park bleibt erhalten und soll weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein, so wie das Gutshaus selbst. Rund um das Gutshaus werden 80 Ferienhäuser sowie 80 weitere 55+ Häuser und ein Hotelbetrieb mit SPA-Bereich entstehen. Außerdem ist eine Sport- und Eventhalle geplant. Eine Besonderheit der Anlage  soll die autarke Versorgung mit erneuerbarer Energie durch Windkraft, Photovoltaik und Erdkollektoren werden

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