Gutshaus Ramitz © Historische Häuser

Gutshaus Ramitz in Mecklenburg-Vorpommern

Mitten auf der Insel Rügen befindet sich das klassizistische Gutshaus Ramitz zwischen Gingst und Bergen. Das ehemalige Gut mit seinem stilvoll restaurierten Gutshaus ist von einer weiten Agrarlandschaft mit Feldern, alten Baumalleen und Resten eines Landschaftsparks umgeben.

Die erste bekannte urkundliche Erwähnung von Ramitz als Rambz stammt vom 20. Mai 1307. Der Ritter Pridbor von Vilmitz aus dem Hause Putbus überließ damals den Einwohnern seiner Dörfer Ramitz und Lipsitz insgesamt 30 Hagenhufen Land zu erblichem Recht. Weitere frühe Besitzverhältnisse sind aus einer Verleihung vom Jahr 1314 bekannt: Fürst Wizlaw III. überträgt den Ort Ramitz an den rügischen Vasallen Jacob von der Lancken. Damit beginnt die über Jahrhunderte währende Verbindung der Familie von der Lancken mit dem Ort.

In der einschlägigen Literatur nennt Sabine Bock einen Hinrik von der Lancken, der zwischen 1381 und 1406 auf Ramitz gesessen habe. In den erhaltenen Urkunden des Landesarchivs Greifswald wird hingegen dokumentiert, dass die Brüder Sulislav, Nikolaus und Tezlav von der Lancken ihre Höfe und Güter in Lipsitz, Ramitz und Silladütz am 24. Januar 1382 an den Ritter Henning von Putbus verkaufen. Diese Diskrepanz verweist auf unterschiedliche Quellenlagen und lässt eine komplexere Besitzstruktur vermuten.

1450 wird ein Claus de Rambitz als Besitzer genannt, was auf wechselnde oder geteilte Besitzverhältnisse im Spätmittelalter hindeutet. 1695 waren die Höfe in Ramitz geteilt. Ein Teil gehörte der Kirche St. Jakobi zu Stralsund, ein anderer Teil der Familie von Quatz auf Capelle bei Gingst. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde die bäuerliche Struktur zugunsten eines Gutsbetriebes schrittweise aufgegeben.

1790 verpfändete Joachim Wilken von Platen sowohl Lipsitz als auch Ramitz an seinen Schwager aus erster Ehe, Christian Ludwig von Schmiterlöw. 1809 löste sein Neffe August Alexander von Platen den Pfandbesitz wieder ein. Einen Monat später verstarb der neue Gutsherr, Erbe war sein minderjähriger Sohn Maximilian von Platen. Nach dessen frühem Tod verkaufte dessen Mutter, Ernestine Charlotte Luise von der Marwitz, verwitwete von Platen und in zweiter Ehe verheiratet mit dem sächsischen Oberforstmeister Ludwig Matthias von Bredow, die Güter am 31. August 1829 an Carl von Wakenitz auf Klevenow. Dieser überführte Ramitz und Lipsitz 1830 in ein Fideikommiss. Aus einem Hofgerichtsprotokoll des Jahres 1835 geht hervor, dass Carl von Wakenitz am 1. Mai 1834 in Klevenow verstorben war und seine Allodialgüter in Neuvorpommern sowie auf Rügen – darunter auch Lipsitz und Ramitz – durch Proklamation öffentlich zur Anmeldung von Forderungen ausgeschrieben wurden.

Ramitz wurde ab 1867 als Vorwerk zu Lipsitz geführt. Erster Fideikommissherr war Gustav August Emil von der Lancken-Wakenitz. Nach seiner militärischen Laufbahn übernahm er 1871 kurzzeitig selbst die Bewirtschaftung, verstarb jedoch bereits 1872. Ihm folgte sein Sohn Frans Fredrik Emil von der Lancken-Wakenitz (1865–1909), Rittmeister in der Reserve des preußischen Gardekürassierregiments. Er war seit 1887 mit der aus österreichisch-baltischem Adel stammenden Freiin Adelaide Josefine Georgine von Löwenstern verheiratet. Nach seinem Tod in München am 9. Mai 1909 übernahm zunächst sein ältester Sohn Hans Malte Friedrich Frans (1889–1917) das Fideikommiss Groß-Lipsitz mit Ramitz. Er fiel im Ersten Weltkrieg. Ihm folgte sein jüngerer Bruder Dietrich Malte Axel Gustaf von der Lancken-Wakenitz (geb. 1891), Leutnant im Kürassierregiment Nr. 3, als letzter Fideikommissherr.

Dietrich verkaufte das Gut Ramitz im Jahr 1934. Es wurde aufgesiedelt, wobei der langjährige Pächter Karl Christen einen 112 Hektar großen Resthof erwerben konnte. Im Zuge der Bodenreform 1945 wurde dieser Besitz enteignet – möglicherweise war zu diesem Zeitpunkt bereits sein Schwiegersohn Dehmlow als Eigentümer eingetragen. 1992 erwarb eine Enkelin von Karl Christen die Hofanlage zurück. Um 2000 gelangte auch das Gutshaus in Privatbesitz.

Das heutige Gutshaus wurde um 1840 anstelle eines älteren Fachwerkhauses errichtet, das 1836 noch kartiert war. Der eingeschossige, verputzte Backsteinbau steht auf einem niedrigen Feldsteinsockel und wird von einem hohen Krüppelwalmdach abgeschlossen. Ein zweigeschossiger Mittelrisalit mit flachem Dreiecksgiebel gliedert die symmetrische Fassade. Portal und flankierende Fenster sind rundbogig ausgeführt, Fensterachsen im Erdgeschoss werden paarweise durch durchgehende Verdachungen zusammengefasst. Putzbänder und Gliederungselemente verdeutlichen den klassizistischen Anspruch. Im Giebelfeld befindet sich ein Rundfenster. Zwei stuckierte Kartuschen über den Fenstern deuten auf eine ursprünglich aufwendigere Fassadengestaltung hin. Möglicherweisen waren dort die Familienwappen angebracht.

Das Gutshaus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Flüchtlingsunterkunft und später als Mehrparteienhaus genutzt. Während dieser Zeit wurde die Raumstruktur teilweise verändert, der Gesamtcharakter des Hauses blieb jedoch ablesbar. Das Gutshaus befindet sich seit 2000 in Privatbesitz, wurde liebevoll restauriert und wird heute zu Wohnzwecken genutzt. Fenster, Türen und Putzgliederungen wurden weitgehend originalgetreu rekonstruiert. Im Inneren sind Reste der originalen Treppenanlage sowie einfache Stuckelemente erhalten geblieben. Zwei ehemalige Stallgebäude sind noch erhalten. Der angrenzende Park ist in Teilen geschützt, jedoch nicht vollständig wiederhergestellt worden. Vor dem Gutshaus befinden sich große, alte Lindenbäume.

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