Gutshaus Klein Trebbow © Historische Häuser | Alte Häuser

Gutshaus | Schloss Klein Trebbow

Am Trebbower See zwischen Wismar und Schwerin liegt das geschichtsträchtige Gutshaus Klein Trebbow im Stil der Neorenaissance. Im gutseigenen Teepavillon wurde das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 geplant.

1284 wurde der Ort Klein Trebbow als Tribowe erstmalig urkundlich erwähnt. 1326 verkaufte der Vormund von Albrecht II., Herzog zu Mecklenburg, das Gut an einen Vasallen. Nach einigen Besitzerwechseln gelangte das Gut in den Besitz der Grafen von Schmettau. Der Landrat Magnus Friedrich III. von Barner konnte 1774 und 1777 die Güter Klein Trebbow und Raben-Stück (das spätere Barner-Stück) von dem Grafen erwerben. Er legte beide Güter zu einem Familienfideikommiss zusammen. Das Gut blieb bis 1945 im Besitz des alten mecklenburgischen Uradelsgeschlechts derer von Barner. Der englische Landschaftspark entstand im Jahr 1847 mit einigen dendrologischen Besonderheiten.

Ulrich von Barner engagierte 1865/68 den Architekten, mecklenburgischen Baubeamten und Schweriner Hofbaumeister Bogislav Helmuth Hermann Willebrand mit dem Bau des zweigeschossigen Gutshauses im Stil der Neorenaissance und dem Teehäuschen im Park. Das neunachsige Gutshaus entstand aus dem Umbau einer älteren Anlage auf einem alten Kellergewölbe. Zur Hofseite wird das Gutshaus von zwei runden Türmen mit Kegeldächern flankiert, auf der nördlichen Seite wurde ein quadratischer Turm ergänzt. Die Mittelachse wird durch ein Portal mit Pilastern betont und schließt oben mit einem Lünettgiebel mit dem Wappen der Familie ab. Die Gutsarbeiterkanten entlang der Straße sind noch immer erhalten.

Letzter Besitzer aus der Familie von Barner war Carl Ulrich von Barner (1899-1978). Er war von 1939 bis 1946 Ehemann von Elisabeth Karoline Mary Margarete Veronika, Gräfin von der Schulenburg, genannt Tisa von der Schulenburg. Am 1. September 1939, der Tag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs heiratete Tisa ihren Mann Carl Ulrich standesamtlich, da er da schon eingezogen wurde. Einen Tag nach der Hochzeit ging es für Carl Ulrich von Barner in den Krieg. Während ihr Mann im Krieg war, leitete Tisa von der Schulenburg das Gut in Klein Trebbow. Ab 1942 wohnte Charlotte, die Ehefrau ihres Bruder Fritz-Dietlof von der Schulenburg, mit ihren sechs Kindern ebenfalls auf dem Gut. Von hier plante Fritz-Dietlof von der Schulenburg zusammen mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Friedrich Karl Klausing das Attentat auf Adolf Hitler bei Spaziergängen im Park oder im abhörsicheren Teepavillon am See.

1945 wurde das Ehepaar von Barner durch die Bodenreform enteignet und floh nach Holstein. Tisa von der Schulenburg und Carl Ulrich von Barner ließen sich ein Jahr später scheiden. Das wertvolle Inventar des Hauses, bestehend aus dem Mobiliar und einigen wertvollen Ölgemälden, wurde geplündert. Im Gutshaus wurden übergangsweise Flüchtlinge untergebracht, bis es ab 1946 als SED-Parteischule diente. Das Gut wurde Volkseigentum und entwickelte sich ab 1952 zum Verwaltungssitz, zur Großküche und zu einem Veranstaltungsort. Das volkseigene Gut baute Getreide an, vermehrte Saatgut und widmete sich neben der Rinderhaltung der Schaf- und zeitweise auch der Trakehnerzucht. Ab 1990 wurde das Gutshaus nicht mehr genutzt und fand 1996 mit der Wohnpark Schloss Trebbow GmbH einen neuen Eigentümer, der erste Sanierungen am Gutshaus vornahm. 1999 wurde nach langen Verhandlungen ein Erschließungsvertrag für das Gutshaus und den Park unterzeichnet, das Gutshaus sollte als Ferienort für Familien genutzt werden. Seit 2018 wird das Gutshaus von einer Senioren-Wohngemeinschaft genutzt. 2004 wurde im Teepavillon eine Gedenkstätte für die Männer des Widerstands gegen Hitler errichtet. Gräfin Tisa von der Schulenburg hatte 1995 eine Gedenktafel erschaffen und sie dem Ort geschenkt. Im Jahr 2003 gründete sich der Verein Denkstätte Teehaus Trebbow.

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