Gutshaus | Schloss Pütnitz © Historische Häuser

Gutshaus | Schloss Pütnitz in Mecklenburg-Vorpommern

Auf der Halbinsel Pütnitz zwischen Rostock und Stralsund liegt in der Nähe zur Ostsee das Gutshaus Pütnitz. Der Gutspark mit altem Baumbestand wird durch den Flusslauf der Recknitz begrenzt.

1225 wurde das fürstliche Pütnitz zum ersten Mal in einer Urkunde zu Tribsees erwähnt, als Rügenfürst Witzlaw I. der Domkirche zu Ratzeburg das pommersche Pütnitz und weitere Ländereien schenkte. Witzlaws Sohn Jaromar II. versuchte das Dorf zurückzuerhalten, scheiterte aber mit seinen Plänen. Das Gut mit einer vermutlich um 1225 erbauten Wasserburg ging 1249 an das Rittergeschlecht von Dechow. Der Ratzeburger Domherr Gottschalk von Dechow verkaufte das Dorf Pütnitz 1261 an seinen Halbbruder Ritter Ekkehard von Dechow aus Holstein für 200 Mark. Das Gut musste im Laufe der Jahrhunderte mehrfach verpfändet werden, so war es zwischenzeitlich im Besitz der Familie von Schwerin und des schwedischen Generals Major Adam von Pfuel, ging aber immer wieder zurück in den Besitz der von Dechow. 1797 starb das Rittergeschlecht von Dechow mit Oberstleutnant Joachim Christoph von Dechow (1733 – 1797) im Mannesgeschlecht aus. Das Gut erbte seine Nichte Caroline von Dechow (1769-1825), durch deren Vermählung 1788 mit Christian Ernst von Zanthier das Gut in den Besitz der Familie von Zanthier gelangte. Ihr gemeinsamer Sohn, Ernst von Zanthier, wurde nächster Gutsherr von Pütnitz. Sein Vater war der gräflich-stolbergische Oberforstmeister Hans Dietrich von Zanthier (1717-1778) und gilt als Erfinder der nachhaltigen Forstwirtschaft. So wurde auf Pütnitz erfolgreich eine Waldwirtschaft aufgebaut. Die Familie von Zanthier lebte neben der Landwirtschaft auch von der Viehzucht. Die ehemals kargen Äcker wurden durch chemische Düngemittel fruchtbar gemacht. So konnten auf ca. 1000 Hektar Hackfrüchte geerntet werden. Neben einer Herdbuchherde deutsche Edelschweine, wurden 900 Schafe gehalten und es bestand eine eigene Zucht des pommerschen Warmblutpferdes. Bis zur Enteignung durch die Bodenreform blieb das Gut im Besitz der Familie von Zanthier. Der königlich preußischer Geheimer Regierungsrat, Rechtsritter des Johanniterordens und Mitglied des Preußischen Herrenhauses Hans Dietrich Hermann Ernst von Zanthier (1856 – 1925) und dessen Ehefrau Marga, geb. von Schönberg, waren die vorletzten Gutsbesitzer auf Pütnitz. Einen wirtschaftlichen Aufschwung gab es 1935 für das Gut, da der Großteil des Holzes aus dem 246 Hektar großen Waldbesitz zum Bau eines Fliegerhorstes der Nationalsozialisten auf der Halbinsel geliefert wurde.

1750 entstand das erste Gutshaus in Fachwerkbauweise, das bis heute erhalten geblieben ist. Ernst von Zanthier (1810 – 1863) ließ südlich des alten Gutshauses ein weiteres Gutshaus aus Backstein auf älteren Grundmauern erbauen. 1906 ließ Hans Dietrich von Zanthier das zweigeschossige Gutshaus erweitern und aus einer Mischung von Jugend- und Reformstil umbauen. Seitdem wird der Mittelrisalit zur Hofseite von zwei Türmen flankiert. Die Fassade wird von schmückenden Putzfeldern geziert. Das Krüppelwalmdach ziert ein Dachreiter mit einer Laterne. Die Parkseite ist schlicht gehalten. Von der ehemaligen Gutsanlage sind heute nur noch wenige Häuser erhalten. Im Gutspark ließ die Familie von Zanthier 1828 ein Mausoleum aus Backstein für die Familie errichten. Architekt des weiß getünchten Gebäudes war möglicherweise Carl Theodor Severin (1763 – 1836). Das Dach trug früher eine Kuppel aus Kupfer, die in den Kriegsjahren des Zweiten Weltkriegs gegen ein Pyramidendach ersetzt wurde. 1945 wurden die Särge aus dem Mausoleum zum Friedhof nach Damgarten gebracht.

Im Mai 1945 marschierten die Russen auf Pütnitz ein und beschlagnahmten das Gut. Das Gutshaus wurde geplündert. Im Herbst wurden Hans Dieter von Zanthier (1895 – 1964) und seine Ehefrau Dina, geb. Edle von Groote, durch die sowjetische Bodenreform enteignet und zogen nach Bonn. Das Gutshaus wurde in Wohnungen aufgeteilt. Das Gut Pütnitz ging mit der Gründung der DDR 1949 in den Besitz der Stadt Damgarten und wurde Volksgut. Neben der Wohnnutzung wurde das Haus auch für soziale Zwecke verwendet. So wurden hier der Kindergarten und eine Schule untergebracht. Im Verwalterhaus wurde eine Küche eingebaut, die die Schule versorgte. Mit dem Ende der DDR 1990 ging das Gut in den Besitz der Gebäudewirtschaft der Bundesrepublik. Ein Wohngebiet entstand direkt angrenzend zum Gutshaus. Gert von Zanthier stellte 1990 vergeblich einen Restitutionsantrag zur Rückübertragung des Guts.  Der Landwirtschaftsberater im Amt für Landwirtschaft in Franzburg bewohnte einige Zeit das Gutshaus, bis er 2006 verstarb.

Diana und Nikolaus von der Lühe gelang es im Dezember 2010 das Gutshaus Pütnitz von der Stadt Ribnitz-Damgarten mit dem restlichen Park zu erwerben. Die Familie von der Lühe stammt aus dem benachbarten Gut in Kölzow und hat ein verwandtschaftliches Verhältnis zur Familie von Dechow. Im März 2011 begann die Familie mit den Plänen für die denkmalgerechte Sanierung der alten Bausubstanz, die im Oktober 2011 begann. 2012 konnte angrenzendes Gartenland gepachtet werden und die Rekonstruierung des Gutsparks begann. Alte Sichtachsen zum Gutshaus wurden wiederhergestellt und dendrologische Besonderheiten wurden erhalten. Bereits im Frühling 2013 begann die Familie von der Lühe mit der Vermietung von Ferienwohnungen sowie Teilbereichen des Gutshauses für Feierlichkeiten.

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