Gutshaus | Schloss Retzin © Historische Häuser | Alte Häuser

Gutshaus | Schloss Retzin in Brandenburg

In der Prignitz, nahe Groß Pankow, steht das Gutshaus | Schloss Retzin in Brandenburg. Im Park und vor dem Gutshaus wachsen beeindruckende Eichen, von denen eine sogar geweiht und als Kirchenersatz diente.

1367 wurde der Ort Retzin erstmals urkundlich erwähnt. Bereits im 17. Jahrhundert betrieb die Familie Gans Edler Herren zu Putlitz in Retzin einen Gutsbetrieb. Die Gans Edler Herren zu Putlitz waren die einflussreichste Familie in der Prignitz, fast jeder Gutsbesitz gehörte der Familie aus dem alten märkischen Adel. 1712 wurde das Gutshaus erbaut. Ab 1773 erhielt Gebhard Gans Edler Herr zu Putlitz (1742-1826) das Gut Retzin zusammen mit dem Gut Pankow von seinem Vater Christian Ludwig Gans Edler Herr zu Putlitz. Gebhard Gans Edler Herr zu Putlitz war Erbmarschall der Kurmark, Rechts-Ritter des Johanniter-Ordens und Ritterschaftsdirektor in der Prignitz. Er übergab 1814 das Gut Retzin an seinen jüngeren Sohn Albert Eduard (1789 – 1881), der zu den Pionieren der modernen Landwirtschaft gehörte und in der Prignitz der erste Landwirt war, der mit der Fruchtwechselwirtschaft begann. 1816 kehrte Albert Eduard von den Befreiungskriegen aus Frankreich zurück und erbaute dann ein neues Gutshaus. 1830 erfolgte der Ausbau des Gutshauses Retzin für den preußischen Gutsbesitzer und Offizier.

1850 übergab er das Gut Retzin an seinen Sohn Gustav Gans Edler Herr zu Putlitz (1821-1890), der 1857 das Gutshaus um den Nordbau erweiterte und 1856 den Retziner Park im Landschaftsstil von dem königlich preußischen Gartenarchitekten Eduard Neide (1818 – 1883) umgestalten ließ. Der Politiker Gustav Heinrich Gans Edler Herr zu Putlitz wurde 1821 in Retzin geboren und heiratete 1853 Elisabeth Gräfin von Königsmarck (1825 – 1901). Das Paar lebte hauptsächlich im Königsmarckschen Palais in Berlin. Gustav, ein Dichter und  Schriftsteller, war ab 1863 Generalintendant am großherzoglichen Theater in Schwerin. Auf Wunsch des späteren Kaiser Friedrich III. Hofmarschall des kronprinzlichen Hofes in Potsdam. In Retzin wurde das Gutshaus für Theater- und Opernaufführungen in den Sommermonaten genutzt und so wurde auf dem Dachboden eine Bühne eingebaut. In einer der Gutsscheunen wurde 1852 Rübezahl aufgeführt. Die Musik wurde von Gustavs Freund Friedrich von Flotow, der Opernkomponist und Schweriner Hoftheaterintendant war, komponiert. Im Generaladressbuch der Rittergutsbesitzer wurden 1879 für das Gut Retzin 268 Hektar Land verzeichnet. Von 1882 bis 1884 wurde der zweigeschossige Backsteinbau mit den leicht vorspringenden Seitenflügeln im Stil der Neorenaissance von dem Architekten W. Martens umgebaut. Das Gutshaus präsentiert sich über 14-Achsen. Auftraggeber war Gustav, der ab 1889 seinen Ruhesitz in Retzin hatte. 1910 wurde die Große Eiche im Landschaftspark geweiht. Anlass war die Hochzeit von Adrienne Gans Edle Herrin zu Putlitz mit Bernhard von Bülow. Die Eiche wurde danach noch häufiger als Kirchenersatz genutzt. Stephan Gustav Theodor Wilhelm Gans zu Putlitz war der letzte Besitzer des Guts Retzin. Er hatte durch die Weltwirtschaftskrise sein Gut in Polen verloren und zog mit seiner Ehefrau Eleonore Nora Meta Ida von Wedel-Kannenberg und den vier Kindern nach Retzin. Dort bekam das Ehepaar den lang ersehnten Sohn.

1945 wurde Stephan Gans Edler Herr zu Putlitz (1885 – 1951) im Rahmen der Bodenreform durch die Sowjetische Besatzungszone enteignet. 1992 wurde das Gutshaus von der Lebenshilfe erworben, saniert und 1995 als Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung eröffnet.

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