Gutshaus Varbelvitz © Historische Häuser | Alte Häuser

Gutshaus Varbelvitz in Mecklenburg-Vorpommern

Im Muttland, also im Kernland auf der Insel Rügen, liegt das villenartige Gutshaus Varbelvitz. Eine kurze Kastanienallee führt zum Gutshaus, ein alter Speicher ist noch vorhanden. Hinter dem Gutshaus beginnt der ehemalige Gartenpark mit knapp 13.000 qm, direkt dahinter dann Rügens Boddenlandschaft.

1289 wird der Ort erstmals erwähnt, damals tauschte Rügenfürst Witzlaw II. bei Conradus Kozel zwei Dörfer gegen „Varblevize“ ein. Im fürstlichen bzw. Domanialbesitz war das Gut vom Ende des 13. bis vermutlich ins 18. Jahrhundert. Barnim VIII. verpfändete 1439 dem Usedomer Kloster Pudagla eine Rente auf Varbelvitz, 1441 folgten weitere Renten an das Kloster Hiddensee. 1486 wird das Gut Varbelvitz im Zusammenhang mit dem vorpommerschen Adelsgeschlecht der Tessen genannt. Zwischenzeitlich war Lucas von Tessen (1458–1516) mit seiner Ehefrau Anna von Zitzewitz der Gutsherr in Varbelvitz. Außerdem war Tessen Gutsherr auf Schmolsin und Kanzler bei Herzog Bogislaw X.. 1630 verkaufte Graf Sten Bielke im Namen des schwedischen Königs Gustav II. Adolf das Gut an Johann Jusquin von Gosen, in Vormundschaft Jarlieb Johann und Lamberts von Gosen.

In Dokumenten aus dem Jahr 1682 findet sich der Hinweis, dass Varbelvitz zum Hof gemacht wurde. Anfang des 18. Jahrhunderts ging das Gut durch die Eheschließung von Dorothea von Gosen mit dem Landrat Christian von Ahnen in dessen Besitz. 1730 verkaufte der Landrat das Gut an die Familie von Berg. 1760 kaufte Karl Ernst Emanuel Ludwig von Kathen das Gut und lebte von 1767 bis 1842 dort mit seiner Ehefrau Charlotte von Mühlenfels.

Neben Varbelvitz gehörte dem Leutnant a. D. auch das Gut Götemitz. Über drei Generationen blieb das Gut in der Familie derer von Kathen bis Carl Ludwig Emanuel von Kathen das Gut an die Familie Rinck verkauft. Otto Rinck verkaufte 1913 das Anwesen an den Dubkevitzer Gutsherr und Rechtsritter des Johanniterordens Ernst von Berg. Er war mit der Gutsbesitzerin Magda von Kahlden-Varbelvitz verheiratet, die aus einem rügischen Adelsgeschlecht stammt. Magda von Berg überließ nach dem Tod von Ernst von Berg im Jahr 1923 dem Sohn Walter von Berg das 145 Hektar große Gut Varbelvitz. Sein Bruder Dr. jur., Major d.R. und Johanniterritter Friedrich Carl von Berg bekam das Gut Dubkevitz.

Man vermutet, dass neben dem jetzigen Gutshaus das ursprüngliche Herrenhaus stand. 1919 plante Werner Danckwardt, ein Stralsunder Zimmermeister, das 1920 erbaute Gutshaus. In Auftrag gegeben wurde das Gutshaus als eingeschossiger Putzbau mit ausgebautem Mansarddach auf einem hohen Kellergeschoss von Magda von Berg. Der zweigeschossige Mittelrisalit präsentiert sich mit einem halbrunden Altan, der von vier Säulen getragen wird. Zum Eingangsbereich führen zwei geschwungene Freitreppen. Die Geländer, auf denen die Initialen der Bauherrin M.v.B. angebracht sind, wurden im Haus eingelagert und sind somit noch vorhanden. An beiden Seiten des Gutshauses erfolgten Anbauten, westlich ein fast eingestürzter Wintergarten mit einem flachen Dach. Im östlichen Anbau befindet sich das Treppenhaus. Hofseitig wurde das Haus villenartig erbaut. Parkseitig wird das Gutshaus durch ein großes Zwerchhaus dominiert.

1945 wurde Walter von Berg enteignet. Im Gutshaus wurden mehrere Familien untergebracht und das Haus wurde für weitere Zwecke genutzt. 1997 wurde es verkauft. Ab da fanden bauliche Veränderungen im Inneren des Hauses statt, die die bisherigen Reste der herrschaftlichen Ausstattungen zerstörten. Eine Sanierung der Außenhülle fand nicht statt. In einer Zwangsversteigerung fand das Gutshaus einen neuen Besitzer. Das Gutshaus Varbelvitz wartet nun erneut auf einen Gutshausretter. Im September 2023 verlor das Gutshaus Varbelvitz seinen Denkmalstatus.

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