Das Gutshaus Wieck in Mecklenburg-Vorpommern liegt in Gützkow und wird als Schlossgymnasium genutzt. Reste des englischen Landschaftsparks sowie einer der zwei ehemaligen Teiche sind noch vorhanden.
Bereits 5500 bis 1800 vor unserer Zeitrechnung war die Gegend um Wieck schon besiedelt. Dies wurde bei Grabungen in der Wiecker Feldmark durch Funde von Steinwerkzeug bestätigt. Urkundlich wurde Wieck erstmalig 1447 n.Chr. erwähnt. Eine slawische Siedlung aus der Zeit von 600 bis 1200 konnte auf der späteren Gutsanlage genauso nachgewiesen werden, wie klosterformartige Mauersteine und Keramikscheiben aus den Jahren 1230 bis 1400. Zu dieser Zeit gab es dort wohl eine slawische Fürstenburg der Ritter von Gützkow, die zum Burgbezirk der Grafen von Gützkow gehörte. Bereits 1218/1220 wird Wartislaw von Gützkow in einer Urkunde von Kasimir II., Herzog von Pommern, erwähnt. Die Gräfin Barbara von Gützkow war die erste Äbtissin des Klosters Krummin. Die Grafen von Gützkow, deren Titel 1249 erstmalig urkundlich belegt wurde, waren Lehnsherren. Unter den Vasallen befanden sich die Ritter von Behr, von Horn, von Owstin und von Heyden. Während des zweiten Rügischen Erbfolgekrieges starb Graf Johannes V. von Gützkow am 25. Oktober 1351, dessen Onkel ihm 1359 folgte. Damit erlosch das Grafengeschlecht derer von Gützkow im Mannesstamm.
Obwohl die Grafschaft Gützkow 1372 an die pommerschen Herzöge zurückging, durften die Schwestern Elisabeth und Mechtild von Gützkow bis 1378 im Gützkower Schloss leben. Der Namenszusatz Grafen von Gützkow wurde bis 1918 von den pommerschen Herzögen und auch vom Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg weitergenutzt.
Die Familie von Neuenkirchen (Nienkerken) war im Lehnsbesitz von Wieck, verkaufte aber das Gut 1447 weiter an die Familie von Spandow. Im 16. Jahrhundert fiel der Besitz nach dem Aussterben der Familie von Spandow zurück an die pommerschen Herzöge. 1523 versuchte Gerd von Nienkerken Ansprüche auf das Gut geltend zu machen. 1524 verglich er sich mit Bogislaw X., Herzog von Pommern, und Wieck wurde zum Domanialgut der pommerschen Herzöge.
In den Pfandbesitz des herzoglich pommerschen Politikers Marcus von Eickstedt und seiner Ehefrau Catharina Elisabeth ging das Gut Wieck 1628 zusammen mit dem Gut Groß Kiesow für 8.500 Reichstaler über. Durch den Dreißigjährigen Krieg, die Pest und durch landwirtschaftliche Misserfolge gerieten die Güter bis 1645 weiter in Misslage. Christina, Königin von Schweden, bestätigte 1651 die Rechtmäßigkeit der Verpfändung. 1664 wurde das Gut in die Hände des Jürgen Heinrich I. von Lepel gelegt.
Franz Heinrich Erich I. von Lepel (1760-1811) ließ von 1793 bis 1797 das Gutshaus an Stelle eines Vorgängerbaus errichten. Durch eine Mitgift und den Verkauf des Gutes Groß Kieses an die Familie von Behr ließ sich der Bau finanzieren. Über eine geschweifte Freitreppe gelangt man heute zum Gutshaus über 16 Achsen mit einem flachen Walmdach. Der zweigeschossige Putzbau präsentiert sich auf einem hohen Sockelgeschoss mit einem dreiachsigen Mittelrisaliten samt Dreiecksgiebel und einem Portikus mit vier Pfeilern sowie zwei Seitenrisaliten. Ursprünglich entstand das Gutshaus im barocken Stil, wurde aber von 1845 bis 1859 im Stil der Tudorgotik überformt. Darauf weisen die Maßwerkfenster sowie die oktogonalen turmartigen Vorbauten an den Seitenrisaliten hin, die einst mit Fialtürmchen geziert waren. 1811 verstarb Franz Heinrich Erich I. von Lepel. Da dessen einziger Sohn minderjährig verstarb, erbte der ebenfalls minderjährige Franz Heinrich Erich II. von Lepel (1803 -1877) das Gut und ließ es vorerst von seinem Vater Friedrich Wilhelm von Lepel verwalten. Franz Heinrich Erich II. von Lepel wirtschaftete erfolgreich und vergrößerte zusammen mit seiner Ehefrau Mathilde den Besitz. Sie ließen den westlichen Wirtschaftshof sowie weitere Gebäude errichten. Ab 1845 ließen sie das Gutshaus schlossartig umformen und gaben 1859 den Auftrag, im Park eine neugotische, zweigeschossige Kapelle mit Grablege und steilem Satteldach zu bauen. Architekt der Kapelle und verantwortlich für den Umbau des Gutshauses war Richard Lucae aus Berlin, der ab 1879 Direktor der Berliner Bauakademie wurde. Zur gleichen Zeit entstand der die Kapelle umgebende englische Landschaftspark. Zwischen 1910 und 1912 fand ein Um- und Innenausbau des Gutshauses statt. Dieser Umbau wurde von der ersten freiberuflichen Architektin Deutschlands, Emilie Winkelmann, betreut.
1874 stiftete Franz Heinrich Erich II. von Lepel einen Fideikommiss und das Gut fiel nach seinem Tod an seinen Enkel Franz I. von Lepel (1851 – 1906). Der Ehrenritter des Johanniterordens ließ von 1880 bis 1890 die östlichen Wirtschaftsgebäude sowie das Inspektorenhaus errichten. 1906 starb Franz I. an einem Herzinfarkt, der vermutlich durch den Brand des Kutscherhauses ausgelöst wurde. Nach seinem Tod übernahm sein Bruder Heinrich vorerst das Gut, bis es 1911 sein Neffe Franz II. (1854-1918) bekam. Franz II. verkaufte Gut Karwitz, weil er einen Kaufpreis für die finanzielle Absicherung seines Onkels hinterlegen musste. Während der Novemberunruhen 1918 verstarb er und fortan übernahm seine Schwester Mathilde von Brockhusen die Verwaltung des Gutes. Neuer Eigentümer wurde durch den Fideikommiss der Bruder von Franz II., Wilhelm II. von Lepel (1856 – 1933), der in Paraguay lebte. Die Schwester der beiden, Maria, war nicht nur die letzte Hofdame der Kaiserin und preußischen Königin Auguste Victoria, sondern war die Mutter von Marion Hedda Ilse, Gräfin von Dönhoff. Marion Gräfin von Dönhoff wurde Chefredakteurin und Mitherausgeberin der Wochenzeitung „Die Zeit“. Wilhelm II. kam 1922 mit seinem Sohn Wilo (1896 – 1968) nach Wieck, ließ aber das 625 Hektar große Gut weiterhin von Mathilde von Brockhusen bewirtschaften.
Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 und der Inflation ging das ohnehin schon in finanzielle Misslage geratene Gut Wieck 1931 endgültig in den Konkurs. Die Stadt Gützkow tilgte die Steuerschuld des Gutes und erwarb für 10.000 Reichsmark das Gutshaus mit Park und Kapelle von Baron Wilo, der von seinem kranken Vater dafür beauftragt wurde. Die Stadt ließ das Gutshaus umbauen und nutzte es ab 1932 als Schulgebäude, während die Ländereien durch die Stettiner Landsiedelgesellschaft aufgesiedelt und die Gutsgebäude aufgeteilt wurden.
Zwischen 1955 und 1960 wurden die Schmuckelemente, wie Zinnentürme und Balustraden, Fensterumrandungen und Balkonverzierungen, abgenommen. Bis 1960 wurden die Ländereien und die Siedler Teile der LPG. Ab 1972 wurde das Gutshaus als Lehrlingswohnheim und Kulturhaus der VEB Reparaturwerk Neubrandenburg/Gützkow genutzt, die Schüler zogen in ein neues Schulgebäude um. Nach der Wende wurde das Gutshaus an die Stadt zurückgegeben, erneut umgebaut und ab 1991 als Gymnasium genutzt. Zwei der alten Gutsgebäude sowie die Drei Teufels Scheune wurden 2005/2006, trotz eines bestehenden Denkmalschutzes des Gutsensembles, abgerissen. Das Gutshaus erfuhr 2017 eine umfassende Sanierung und wird weiterhin als Schlossgymnasium Gützkow genutzt. 1982/84 wurde das Gutshaus mitsamt der Kapelle, die zwischen 1996 und 2001 saniert wurde, unter Denkmalschutz gestellt. Das Inspektorenhaus, einige Wirtschaftsgebäude und der Eiskeller neben dem Gutshaus blieben bestehen.