Herrenhaus Roggow © Historische Häuser | Alte Häuser

Herrenhaus Roggow in Mecklenburg-Vorpommern

Nur 400 Meter vom Salzhaff der Ostsee bei Rerik entfernt befindet sich mitten in einem Naturschutzgebiet das neugotische Herrenhaus Roggow. Eine Besonderheit ist hier, dass das dazugehörige Gut seit ca. 1192 durchgängig im Besitz und gleichzeitig der Stammsitz der Familie von Oertzen ist. Die von Oertzen gehören zum Mecklenburgischen Uradel und waren eine der begütersten Familien Mecklenburgs. Hinter dem Gutshaus liegt ein wundervoller Landschaftspark mit altem Baumbestand.

Altslawischer Herkunft ist der Name Roggow, Rogghowe, Roggowe bzw. Rogow und bedeutet Horn, Ecke, Spitze. In einer alten Urkunde aus dem Kloster Doberan aus dem Jahr 1345 wird Hermann von Oertze van Rogghowe als Zeuge und das Gut Roggow erstmalig erwähnt. Im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 wurde das Gut schwer verwüstet und war teilweise abgebrannt. 1666 wurde das Herrenhaus im Barockstil wieder aufgebaut. Die barocken Grundstrukturen im Inneren des Hauses sind größtenteils erhalten geblieben. Beeindruckend ist die barocke Holztreppe hinauf in den zweiten Stock zum 100 qm großen Festsaal des Hauses. Ein Plan der Hofanlage aus dem Jahre 1745 belegt, dass zum Gut neben dem 1666 von Joachim von Oertzen erbauten neuen Herrenhaus und der Scheune ab 1736 noch ein Pferdestall, ein Wirtschaftshaus, zwei Viehställe und eine gewölbte Bogenbrücke gehörten. Die Zugbrücke war bis 1835 in Betrieb. Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten weitere Umbauten und das Herrenhaus wurde erweitert. Nach 1844 erfolgte der westliche Anbau, sodass eine unregelmäßige Dreiflügelanlage entstand. Im Jahr 1850 wurde der Wismarer Architekt Heinrich Gustav Thormann beauftragt, das zwölfachsige Herrenhaus neu zu gestalten. Das Haus erhielt eine Schaufassade im Stil der Tudorgotik. Der aus diesem Umbau stammende Giebel wurde nach der Enteignung 1945 entfernt. 1921 erfolgte ein weiterer Umbau. Die Wappen der Familie findet man in den Buntglasfenstern im Haus wieder. Neben dem großen Festsaal ist der Französische Salon einer der Höhepunkte des Hauses. An den Wänden des Salons hing bis 1945 eine Leinwandtapete, die ein französischer Maler im 18. Jahrhundert bemalt hatte. Als Vorbild dieser Malereien wurden Stiche der Rubensbilder aus der Galerie des Palais du Luxembourg aus Paris verwendet. Die Originalstiche aus dem Palais befinden sich mittlerweile im Louvre. Der Maler in Roggow malte die Rubensbilder links herum und mit anderen Farben.

Im Familienbesitz der von Oertzen blieb das Gut bis zur Enteignung durch die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone im Jahr 1945. Wilhelm Henning von Oertzen, auf Roggow, Russow, und Vorwerk, und seine Ehefrau Gerda von Oertzen, geb. Gräfin von Westarp, wählten beim Einmarsch der Roten Armee in Roggow am 4. Mai 1945 den Freitod. Nach der Enteignung wurde das alte Haus für die Unterbringung von zwölf Familien genutzt, die Siedler erhielten die Ackerflächen rund um das Gut. 1957 wurden dann die LPG gegründet und die Felder der Siedler wieder zusammengelegt. Im ehemaligen Kuhstall wurden Schweine gehalten. Im Hauptgebäude wurden die Gemeindeverwaltung, ein Lebensmittelgeschäft, die Werksküche und Büros eingerichtet. 1975 wurde das Dach des Herrenhauses mit Wellasbest eingedeckt. Eigentlich sollte es 1989 als Ferienheim für Kinder umgebaut werden, aber aus den Plänen wurde nichts und das Haus stand leer und verfiel.

Nach der Wende konnte Peter von Oertzen, der schon als kleines Kind in Roggow war, das Herrenhaus Roggow nach langen Verhandlungen im Jahr 1991 zurück erwerben. Das Herrenhaus selbst wurde nach und nach liebevoll saniert und wird wieder von den von Oertzens bewohnt. Außerdem befinden sich Ferienwohnungen im Haus. In einigen der Ferienwohnungen wurde das Fachwerk, das im Jahr 1686 errichtet wurde, freigelegt. Die Flächen des Parks konnten größtenteils zurückgekauft werden und der Park mit einigen dendrologischen Besonderheiten ist heute wieder für die Gäste nutzbar. Der ehemalige Graben, der die einstige Wasserburg umgab, ist größtenteils verschwunden. Der alte Schweinestall wurde zum Wohnhaus umgebaut.

Teile den Artikel

Get in Touch
Familienwappen Kruse © Historische Häuser | Alte Häuser
error: Bei Interesse an meinen Texten oder Bildern wenden Sie sich bitte direkt an kruse@alte-haeuser.com. Vielen Dank