Gutshaus | Schloss Griebenow © Historische Häuser | Alte Häuser

Herrenhaus | Schloss Griebenow in Mecklenburg-Vorpommern

Über eine vierreihige Kastanienallee im Ehrenhof gelangt man zu dem barocken Herrenhaus (Schloss) Griebenow in Vorpommern, das zehn Kilometer entfernt von der Hansestadt Greifswald liegt. Das prächtige Barockschloss wird flankiert vom Marstall und dem Kavaliershaus. Es steht in einer vollständig erhaltenen, denkmalgeschützten Schlossanlage mit einem 14 Hektar großen Landschaftspark, der auf einen alten Baumbestand verweisen kann und in dem sich eine Schlossinsel und Teiche befinden. Eine weitere Besonderheit ist hier die in Europa einzigartige 15-seitige Schlosskapelle mit der Familiengruft der von Keffenbrincks.

1219 wurde das Gut Griebenow vom Zisterzienserkloster Eldena gegründet, im Jahr 1248 fand der slawische Ort erstmalig urkundliche Erwähnung in Zusammenhang mit dem Klosterbesitz des Pommernherzogs Wartislaw III.. 1327 fand in Griebenow der Rügische Erbfolgekrieg statt. Die Greifswalder gewannen seinerzeit die Schlacht gegen die Mecklenburger. 1343 gab das Kloster Eldena das Gut auf, dass größtenteils in den Besitz der ritterlichen Familie von Rusche (Rausche) ging. Ganz im Besitz der Familie von Rausche war es ab dem 15. Jahrhundert. Die Familie von Rausche verstarb im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und Gut Griebenow ging in den Besitz der schwedischen Krone. Die Gebäude aus dieser Zeit sind nicht erhalten geblieben.

Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges geriet Pommern unter schwedische Herrschaft und blieb es bis zum Jahr 1815. Aufgrund seiner Leistung als Oberfeldkämmerer im Krieg erhielt Gerdt-Anthon von Keffenbrinck-Rehnskiöld 1648 das ruinierte und verschuldete Gut Griebenow sowie die Güter in Kreutzmannshagen, Willershusen, Hohenwarth und Stensätra als Lehen von der schwedischen Königin Kristina. Bereits 1639 erhielt er von ihr den Adelstitel. Gerdt-Anthon von Keffenbrinck-Rehnskiöld wurde 1640 Kammerpräsident von Schwedisch-Pommern und Mecklenburg, Regierungsrat in Pommern und ab 1653 Kurator der Greifswalder Universität. Nach seinem Tod im Juli 1658 erbte erst sein Sohn, der schwedische Oberst Axel Rehnskiöld das Gut, der aber 1677 verstarb, dann später sein Sohn Franz Anton Rehnskiöld, der 1702 bei der Schlacht bei Klissow fiel. Nächster Besitzer wurde 1702 ein weiterer Sohn von Gerdt-Anthon von Keffenbrinck-Rehnskiöld Graf Carl Gustaf Renskiöld, ein Feldmarschall, General und früherer Lehrer von König Karl XII. von Schweden, dem Herzog von Verden und Bremen. Graf Carl Gustaf nahm an Feldzügen gegen Zar Peter I. von Russland teil, gelangte dann aber von 1709 bis 1718 in russische Gefangenschaft.

Das Griebenower Gut war in einem schlechten Bauzustand und bei einer Inventur wurde beschlossen, dass die Gebäude abgebrochen werden. Unter Einbeziehung der alten Grundmauern des Vorgängerbaus wurde von 1702 bis 1709 das schlossartige Herrenhaus gebaut. Graf Carl Gustaf Rehnskiöld engagierte vermutlich den schwedischen Architekten Graf Nicodemus Tessin der Jüngere mit dem repräsentativen Neubau. Er gehörte zu den berühmtesten Architekten des schwedischen Barocks und baute unter anderem Schloss Drottingholm, das Stockholmer Schloss und in Deutschland das Schloss Gottorf. Als Vorbild für den Schlossbau in Griebenow diente Schloss Sturefors in Östergötland. Das Barockschloss Griebenow gehört damit zu den bedeutendsten baulichen Werken der schwedischen Zeit in Deutschland.

Nachdem Carl Gustav 1722 verstarb und in der Stockholmer Nikolai- bzw. Krönungskirche zur Ruhe gebettet wurde, ging das Schloss später an die Linie von Keffenbrinck, da er selbst keine eigenen Erben hatte. Bevor das geschah, heiratete seine Ehefrau Elisabeth den Reichsgrafen Erasmus Ernst Friedrich von Küssow. Der Reichsgraf war unter anderem Kammerherr des Kurfürsten von Trier sowie Geheimer Rat und Kammerherr in Wien. Nach seinem Tod brach ein großer Erbstreit zwischen dem Orden, den Herren von Küssow in Hinterpommern und den Gebrüdern Martin Heinrich, Anton Gustav und Julius Friedrich von Keffenbrinck auf Alt-Plestlin aus. 1783 entschied das königliche Tribunal in Wismar den Erbstreit mittels eines Vergleichs und das Gut Griebenow ging in die Familie derer von Keffenbrinck. Ein späterer Erbe war Ehrenfried Heinrich August Freiherr von Keffenbrinck und seine Ehefrau Jeanette Freiin Schoultz von Ascheraden-Nehringen. Er wurde 1847 in den preußischen Grafenstand mit dem Namen Keffenbrinck-Griebenow erhoben und wurde Besitzer des Familienfideikommisses. Ab da erhielten alle Familienmitglieder den Namenszusatz Griebenow.

Das Herrenhaus selbst wurde auf einem hohen Kellergeschoss mit Tonnen- und Kreuzgewölben errichtet. Der zweigeschossige dreizehnachsige Putzbau mit dreiachsigen Mittelrisalit wurde im Stil des schwedischen Barocks erbaut. Die Dachform ist einzigartig in Mecklenburg-Vorpommern und wurde häufig in Schweden gebaut. Es handelt sich um ein abgestuftes Walmdach, ein Säteridach. Ein Dachreiter mit Glockenturm befindet sich in der Mitte des Daches. Flankiert wird dieser von vier eindrucksvollen Kaminschornsteinen. Auf der Hofseite ziert das gräfliche Wappen von Carl Gustav Rehnskiöld, gehalten von zwei Hirschen, das Eingangsportal. Im Inneren des Herrenhauses ist der zweigeschossige Festsaal mit seinen erhaltenen Pilastern, Wandnischen, Stuckbändern, den Wappenkartuschen und dem Marmor an den Wänden ein Highlight. Das mittlere der französischen Fenster zum Park ist mit einem Monogramm der Initialen R (Rehnskiöld) und F (Funk) versehen. Die Ehefrau von Carl Gustav, Elisabeth, war eine geborene von Funk. Die Räume links und rechts neben dem Saal können auf bemalte Decken, Kamine und Wandmalereien verweisen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden im Inneren und an der Außenhülle des Herrenhauses Veränderungen vorgenommen. Die Fassade erhielt klassizistische Elemente, das Treppenhaus sowie weitere Räume wurden umgestaltet. Weitere Ausstattungsteile aus dem 18. und 19. Jahrhundert befinden sich noch im Haus. Vor dem Herrenhaus befindet sich der später angelegte Ehrenhof mit zwei Kavaliershäusern, einer davon ist der Marstall, die 1850 erbaut wurde. Neben diesen Gebäuden stehen noch das Teehaus, sowie zwei barocke Remisengebäude. Zwei quadratische Meutetürme bilden die Grenze des Schlossbereichs, danach beginnt der Wirtschaftshof. Bis 1910 wurde die damit geschlossene Schlossanlage von Landrat und Ehrenritter des Johanniterorden Ernst Graf von Keffenbrinck-Griebenow umgestaltet. Bevor der erste Weltkrieg ausbrach umfasste das Gut 640 Hektar Land und wurde von einem Verwalter und einem Oberinspektor geführt. 1920 starb der Rittmeister Graf Siegfried von Keffenbrinck-Griebenow kinderlos. Er wurde mit seiner Ehefrau Beatrice, geb. von Natzmer, im Park von Griebenow bestattet.

Dr. jur. Freiherr Friedrich Ernst von Langen-Parow erbte das Gut. Seine Mutter war eine geborene von Keffenbrinck aus dem Hause Alt Plestlin. In der Besitznachfolge traten die Erben unter dem Namen von Langen-Keffenbrinck an. Der Politiker Dr. Friedrich Ernst von Langen erhielt 1922 auf Grund der Satzung des gräflichen Keffenbrinck’schen Familienfideikommiss, ursächlich aus 1854 stammend, die Genehmigung den Zusatznamen von Keffenbrinck zu führen. Friedrich Carl Arthur Maximilian Eduard Freiherr von Langen-Keffenbrinck (geb. 1899 in Groß Lüdershagen) war letzter Besitzer des Gut Griebenow. Er war verheiratet mit der zweiten Ehefrau des verstorbenen Olympiasiegers Carl-Friedrich von Langen, Marie Luise, geb. von Prollius. Bis 1935 wurde das Gut privat genutzt, ab dem Jahr 1939 zog die Familie auf das 717 Hektar große Gut Alt Plestlin.

Bis zur Enteignung durch die Bodenreform 1945 blieb das Herrenhaus (Schloss) Griebenow im Besitz von Friedrich Carl Arthur Freiherr von Langen-Keffenbrinck. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss verstaatlicht und gehörte dem Kreis Grimmen. Bis 1947 wurde das Schloss von der Uni Greifswald als Müttergenesungsheim und Entbindungsstation genutzt, bis 1958 war es die Außenstelle der Greifswalder Universitätskliniken für Tuberkulose- und Seuchenkranke. Der Kreis Grimmen übernahm das Gut nach der Nutzung durch die Uni Greifswald wieder und nutzte es als Kreispflegeheim für Altenbetreuung und behinderte Kinder. 1974 erhielt das historische Haus einen Zementputz, die zart gegliederte Putzfassade mit Putzspiegeln und die giebelartige Verdachung wurden dabei entfernt. 1990 wurden dann noch die Fensteröffnungen verkleinert. Instandhaltungen des Schlosses wurden in der DDR-Zeit nur notdürftig gemacht. Ab 1988 durfte das Schloss nicht mehr genutzt werden, da die baulichen Mängel zu groß wurden. Eine geplante Sanierung im Jahr 1989 wurde nicht mehr durchgeführt. Erst 1992/1993 erfolgte eine Dach- und Fenstersanierung durch den Kreis Grimmen, in der auch der Dachreiter mit Glockenturm wiedererrichtet wurde. Die Sanierung kostete den Landkreis 1.000.000 DM. Das Schloss stand allerdings bis 1998 weiterhin leer und verfiel. Bemühungen der Familie von Langen-Keffenbrinck, das Anwesen zurückzuerhalten, schlugen fehl. Die Schlossanlage ging in den Besitz des Landkreises. Im Oktober 1998 konnte es, nach diversen Bemühungen des Verkaufes, die Greifswalder Gerüstbaufirma „Jürgens & Engelmann GmbH & Co. KG” erwerben. Wenige Tage später gründete sich der Verein “Barockschloss zu Griebenow e.V.” und begann mit einer kulturellen Nutzung des Schlosses. Am 1. Mai 2003 erwarb der Verein „Barockschloss zu Griebenow e.V.”. das Barockschloss. Die stilgerechte Erhaltung des geschichtlichen Zeugnisses der schwedischen Vergangenheit ist das höchste Anliegen des Vereines. Seit 2020 wird das Schloss von außen und innen saniert.

Schlosskapelle
Angrenzend zur Schlossanlage befindet sich, einmalig in Europa, die 15-seitige Schlosskapelle aus Fachwerk. Die Kapelle wurde von 1648 bis 1654 von Gerdt-Anthon von Keffenbrinck-Rehnskiöld erbaut stammt aus der protestantischen Zeit des Kirchenbaus in Vorpommern. Die 15 Eckständer des Zentralbaus, deren Enden mit grotesken Masken verziert sind, bestehen aus massiver Eiche und werden von einem Feldsteinfundament getragen. Das halbrund angeordnete Gestühl befindet sich umlaufend und ist versehen mit Schnitzarbeiten in Renaissanceformen, genau wie die Patronatsloge. Das Dach des Gebäudes ist mit einer flachkuppeligen Zeltdecke versehen. Die 1650 in Schweden erbaute Truhenorgel stand ursprünglich im Herrenhaus und wurde 1700 in die Kapelle verlegt. Die Empore und der Orgelprospekt wurden zur gleichen Zeit eingebaut. Der mit geschnitzten und gemalten barocken Rankenwerk versehene Prospekt steht vor einem illusionistisch gemalten, bunten Vorhang. Auf der Empore befindet sich das Wappen der Familie Keffenbrinck. Die Kanzel mit dem Altaraufsatz stammt von 1654. 1658 verstarb Gerdt-Anthon von Keffenbrinck-Rehnskiöld und wurde in der Familiengruft unter der Kapelle bestattet. Die Kapelle wurde zuletzt 1948 restauriert. Eine weitere Sanierung ist nötig. Der Kirchhof ist von einer Backsteinmauer aus dem 18. Jahrhundert umgeben. Über dem Eingangstor zum Kirchhof befindet sich der hölzerne Glockenstuhl mit Zeltdach. Die Kapelle sowie der Glockenstuhl sind in Fachwerkbauweise gebaut. Im Glockenstuhl hängen zwei Glocken, die große Glocke stammt aus dem Jahr 1655, die etwas kleinere Glocke von 1653. Beide Glocken wurden von Rehnskiöld gestiftet.

Park
Angrenzend am Gutsensemble befindet sich der 14 Hektar große Park, der in der Barockzeit angelegt wurde. 1706 wurde der Park als „Lustgarten“ erstmalig erwähnt. Zum Schloss führt eine vierreihige Kastanienallee, die vermutlich 1849 angelegt wurde. Hinter dem Schloss beginnt der Park mit seinen dendrologischen Besonderheiten, sowie einer barocken Lindenallee und der rechteckigen Schlossinsel mit Schlossteich. Im Park befinden sich außerdem noch baumartig wachsende Eiben aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Deren Samen befinden sich mittlerweile in der nationalen Genbank. Der Park wurde 1970 durch ehrenamtliche Arbeit gerettet, nachdem er seit den 1935 langsam verwilderte und lädt nun wieder zum entspannten Flanieren ein. Im Jahr 1975 wurde der Park zum Denkmal der Landschafts- und Gartengestaltung erklärt.

Verein
Der kleine Verein „Das Barockschloss zu Griebenow e. V.“ ist seit dem 1. Mai 2003 Eigentümer des prächtigen Hauses. Neben Ausstellungen, Konzerten und diversen anderen Veranstaltungen, finanziert sich ein Großteil des Hauses durch den täglichen Verkauf von Kaffee und selbstgebackenem Kuchen im hauseigenen Café, das ehrenamtlich betrieben wird. Jedes Jahr besuchen über 10.000 Besucher das Gutshaus Griebenow. Es ist schon wirklich bewundernswert, was dieser kleine Verein mit großem ehrenamtlichen Engagement leistet, zählt er doch keine 40 Mitglieder, von denen zahlreiche Unterstützer in ganz Deutschland verstreut leben! Wenn auch Sie den Verein und das Schloss unterstützen möchten, dann finden Sie hier weitere Informationen.

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