Herrenhaus | Schloss Karlsburg © Historische Häuser

Herrenhaus | Schloss Karlsburg in Mecklenburg-Vorpommern

Südlich von Greifswald steht das barocke Herrenhaus | Schloss Karlsburg in Vorpommern und ist umgeben von einer Klinik und einem englischen Landschaftspark in Mecklenburg-Vorpommern.

Karlsburg, als Gnatzkow erstmalig im Jahr 1300 erwähnt, wurde Ende des 18. Jahrhunderts zu Carlsburg und im Laufe des Zweiten Weltkriegs zu Karlsburg umbenannt. Das Gut war nach und nach im Besitz der Familien Horn, Schwobe und Buckow. Ab 1626 wechselte es in den Besitz der Familie Normann. Die Erbin Maria Lucretia von Normann, die einem pommersch-rügischen Adelsgeschlecht entstammte, ehelichte 1665 den königlich schwedischen Regierungsrat Olof Christoph von Bohlen, Heer van Presenske (1640–1716). Damit erlosch die Linie der von Normanns auf Gnatzkow. Das Gut gelangte so in den Besitz der Familie von Bohlen, die ebenfalls zum Uradel Rügens gehörte. Am 11. September 1745 wurde Carl Heinrich Behrend von Bohlen in den Reichsgrafenstand erhoben.

1731 begann Carl Heinrich Behrend Reichsgraf von Bohlen (1705–1757) mit dem Bau eines Schlosses. Der unvollendete Bau brannte jedoch am 24. August 1732 zusammen mit dem Dorf Gnatzkow ab. Daraufhin begann man auf den Grundmauern des Vorgängerbaus mit dem Neubau des Barockschlosses. Auch das Dorf erhielt dabei barocke Formen. Bereits 1733 konnten die ersten Räume des Schlosses bezogen werden, und bis 1739 war der Großteil des Baus fertiggestellt. Der Park auf der Rückseite des Schlosses wurde 1750 im französischen Stil angelegt. Carl Heinrich übernahm sich jedoch finanziell mit dem Bau des barocken Anwesens, sodass er in Konkurs ging.

Sein Sohn Carl Julius Bernhard Reichsgraf von Bohlen erwarb das Gut 1757 aus der Konkursmasse zurück. 1771 erfolgte die Umbenennung von Gnatzkow zu Carlsburg, anlässlich eines Besuchs des schwedischen Königs Gustav III. und zu Ehren des Gutsbesitzers Carl Julius Bernhard Reichsgraf von Bohlen (1738–1813). 1773 konnte der Barockbau bis auf den westlichen Flügel vollendet werden.

Das Herrenhaus präsentiert sich als zweigeschossiger Putzbau mit neun Achsen auf einem hohen Kellergeschoss und einem Mansardwalmdach mit barocken Schornsteinen. Die Hofseite wird durch zwei Seitenflügel betont, die einen Ehrenhof bilden. Im Mittelrisalit führt eine Treppe zum Rundbogeneingang. Über eine eingeschossige, zehnachsige Galerie ist der Corps de Logis mit dem linken Pavillon verbunden. Auf der rechten Seite war ebenfalls ein Pavillon mit Galerie geplant, der jedoch aus Geldmangel nicht realisiert wurde.

Nach der Fertigstellung des Barockschlosses war der Besitzer oft unterwegs, und das Gut verfiel allmählich. Ab 1848 wurde der barocke Park in einen englischen Landschaftspark umgestaltet. Die Pläne dafür stammten von Peter Joseph Lenné und wurden von dem Kunst- und Landschaftsgärtner Franz umgesetzt.

Um einen erneuten Konkurs des Guts abzuwenden, übernahm im Jahr 1809 Friedrich Ludwig Wilhelm Reichsgraf von Bohlen (1760–1828) das Anwesen seines Vaters. Daraufhin verbesserte sich die wirtschaftliche Lage. Am 16. September 1817 heiratete seine älteste Tochter, Caroline Gräfin von Bohlen (1798–1858), den preußischen Offizier Theodor Karl Alexander Philipp von Bismarck (1790–1873). Vom König von Preußen und Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm III., wurde Theodor Alexander am 21. Februar 1818 in den Grafenstand erhoben. Im Jahr 1828 übernahm er mit seiner Ehefrau das Gut. Auf der Parkseite des Herrenhauses befindet sich das Allianzwappen der beiden Familien. Erneut geriet das Gut durch die napoleonischen Kriege in eine wirtschaftliche Misslage.

Zu den prominenten Gästen im Herrenhaus zählten ab 1838 der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck sowie Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen, mit seinen Gästen Alexander von Humboldt und dem preußischen Baubeamten Friedrich August Stüler. Die Grabkapelle der Familie von Bismarck-Bohlen in Steinfurth stammt von Stüler und wurde im Juni 1859 fertiggestellt. 1858 verstarb Caroline, und so ging der komplette Besitz in die Familie von Bismarck-Bohlen über. Der gemeinsame Sohn, Friedrich Alexander Graf von Bismarck-Bohlen (1818–1894), wurde nach dem Tod des Vaters neuer Eigentümer des Guts Carlsburg. Sein Bruder Karl erhielt den altmärkischen Besitz, der nach Karls Tod in die Hände Friedrich Alexanders überging. Dieser verkaufte später den altmärkischen Besitz.

Im Jahr 1894 übernahm Major Friedrich Karl Alexander Theodor Paul Graf von Bismarck-Bohlen (1852–1901) das Gut zusammen mit seiner Ehefrau Helene, geborene von Tiele-Winckler (1861–1932). Helene entwarf 1896 das gusseiserne Rosentor im Stil des Rokokos, das bis heute noch an der Vorderseite des Schlosses erhalten ist. Karls Bruder, Theodor Wilhelm Eberhard Graf von Bismarck-Bohlen (1854–1894), wurde kurzzeitig Fideikommissherr. Nach dessen Tod erbte Fritz Ulrich von Bismarck-Bohlen (1884–1945) im Alter von zehn Jahren das Gut. Bis 1905 übernahm seine Mutter, Elisabeth Gräfin von Bismarck-Bohlen, geborene von Behr-Negendank (1861–1936), die Verwaltung des Guts. Im Jahr 1939 umfasste das Gut, einschließlich der weiteren Güter Niedenhof und Groß Jasedow, stolze 2230 Hektar.

Nach der Übernahme des Guts ließ Fritz Ulrich von Bismarck-Bohlen, der Rechtsritter und Mitglied des Johanniterordens war, in den Jahren 1913 bis 1914 die Galerie um ein Stockwerk erhöhen. Diese Arbeiten wurden durch den Architekten Paul Johannes Adolf Korff durchgeführt, der wahrscheinlich auch die rundbogigen Mansardenfenster und Fledermausgauben im Dach ergänzte. Der Mittelrisalit wurde dreigeschossig und erhielt einen Dreiecksgiebel. Zur Parkseite wurde eine Terrasse ergänzt, in deren Sockel das Wappen der Grafen von Bismarck-Bohlen zu sehen ist. Durch den Verkauf von Wäldern stabilisierte sich die finanzielle Situation.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden 1942 einige Kunstschätze der Universität Greifswald, wie der Croÿ-Teppich von 1554/1556, im Schloss eingelagert. Ein Jahr später wurde im westlichen Teil des Hauses eine Kinderklinik der Universität Greifswald eingerichtet, in der Kinder mit Tuberkulose behandelt wurden. Kurz vor Kriegsende nahm sich am 28. April 1945 Dr. Fritz Ulrich Graf von Bismarck-Bohlen das Leben. Sein Sohn Theodor Karl August Friedrich war im Jahr zuvor im Krieg als Major verstorben, und am 30. Oktober 1945 befand sich der jüngste Sohn der Familie, Achaz Albrecht Burchard Karl Jürgen, in Kriegsgefangenschaft. Seine Frau, Gräfin Auguste-Viktoria, geborene von Falkenhayn, floh mit ihren drei Töchtern in den Westen.

Im Herbst 1945 wurde die gräfliche Familie durch die sowjetische Bodenreform enteignet. Der Adelssitz wurde in ein Flüchtlingslager und ein provisorisches Seuchenkrankenhaus umgewandelt. Die wertvolle Bibliothek mit 4.000 Bänden wurde 1946/1947 an die Bibliothek der Universität Greifswald gebracht und dort bis 1985 in einem Magazin eingelagert. Danach kehrte ein Großteil des Bestandes nach Karlsburg zurück. 1947 zog das Institut für Diabetesforschung unter der Leitung des Greifswalder Rektors Prof. Dr. Gerhardt Katsch in das Herrenhaus ein.

Nach der Wende wurde Karlsburg ein medizinisches Zentrum für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und Stoffwechselerkrankungen der Universität Greifswald. Das Gutshaus gelangte in den Besitz des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Seit 2017 wird es nicht mehr von der Universität genutzt und verwaltet. Das Land plante den Verkauf des Gutshauses, dessen Wert zunächst auf eine Million Euro geschätzt wurde. Aktuell zeichnet sich ein Verkauf für 250.000 Euro ab. Der neue Eigentümer plant, das Herrenhaus in eine Ausbildungsstätte für medizinische Berufe sowie Wohnräume für pflege- und unterstützungsbedürftige Personen umzuwandeln und den Park für touristische Veranstaltungen zu nutzen.

Im Herrenhaus sind einige historische Elemente, wie der im Stil des Rokokos erbaute Gartensaal, alte Türen, hölzerne Wandelemente, Fußböden und Kamine, erhalten geblieben. In der Galerie befindet sich noch ein Kino aus der Zeit der ehemaligen DDR. Eine Lindenallee führt über das Gelände des Krankenhauses zum Herrenhaus.

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