Herrenhaus | Wasserschloss Gnemern © Historische Häuser | Alte Häuser

Herrenhaus | Wasserschloss Gnemern in Mecklenburg-Vorpommern

Mitten im Nirgendwo von Mecklenburg steht das frühbarocke Herrenhaus | Wasserschloss Gnemern auf einer Flussinsel. In dem schönen Ort Gnemern zwischen Satow und Bützow gelegen, erwacht am Ortsrand langsam das Herrenhaus aus dem Dornröschenschlaf. Gnemern gehört als Einzeldenkmal zu den wenigen noch erhaltenen Wasserschlossanlagen in Mecklenburg-Vorpommern.

Einst stand hier eine Wasserburg, die Fürst Borwin ca. 1218-1223 für seinen Ritter und Lehnsherr Heinrich de Gnemare erbauen ließ, als Wehranlage zum Schutze der Handelswegen zwischen Rostock und Wismar. Im Laufe der Jahrhunderte war der Besitz in den unterschiedlichsten Familien, wie z. B. die Familie von Preen im 13./14. Jahrhundert und die Familie Fineke. Beides waren ritterschaftliche Familien, die damals die Geschichte des Landes mitbestimmten, nun aber mittlerweile erloschen sind. Anschließend wurden Ende des 14. Jahrhunderts die Herren von Axekow, die Familien von Reventlow, von Vieregge, von Oertzen und von Raben, Besitzer der Burg. Nach und nach entwickelte sich aus der militärisch genutzten Burg ein landwirtschaftliches Gut. Durch einen Brand im Jahr 1676 wurde die Burg fast vollständig zerstört. Von 1682 bis 1685 wurde das Wasserschloss auf den alten Fragmenten der Burg neu aufgebaut. Einige Spuren der ehemaligen Wasserburg befinden sich in den Außenmauern des historischen Gebäudes. Im Besitz mecklenburgischen Adelsgeschlechts von Meerheimb (1661 bis 1945) erhielt das Herrenhaus am Ende des 19. Jahrhunderts sein heutiges Aussehen. Über dem Eingangsportal befinden sich im Wappenstein des Schmuckgiebels die Wappen der Familien von Meerheimb/von Oertzen. Einige Geschichten ranken sich um den Feldherren und Generalissimus Albrecht von Wallenstein (1583-1634), der hier seine jüngere Frau Isabelle Katharina, die eine Tochter des Reichsgrafen Karl von Harrach (1570-1628) war, geheiratet haben soll.

1945 wurde die Freiherrn von Meerheimb enteignet. Hans-Wilhelm von Meerheim starb 1945 und sein gleichnamiger Sohn zog nach Schleswig-Holstein. Nach der Enteignung wurde das Herrenhaus (Wasserschloss) Gnemern als Kornspeicher, Gaststätte und Büro genutzt. 1981 wurde es saniert und bis 1989 als Kulturzentrum genutzt. Nach der Wende war hier kurzzeitig ein Bordell untergebracht. 1990 konnte Manfred Kohlschmidt das Haus erwerben, das er sanierte und als Antikhandel und Café nutzte. 2017 kaufte Helmuth Freiherr von Maltzahn das historische Gebäude. Er hat mit der erneuten Sanierung des Herrenhauses seiner Vorfahren 2020 begonnen und will das Wasserschloss nach der Sanierung für die Öffentlichkeit freigeben. Hier sollen innerhalb der MV-Festspiele Konzerte aufgeführt werden. Im Gebäude blieben einige Renaissancemalereien, Kamine und Wandpaneele erhalten.

Familie von Meerheimb

Die Familie von Meerheimb kam ursprünglich aus Sachsen. Hans Wilhelm von Meerheimb, der Kaiserlicher Oberst war, kam gegen Ende des Zweiten Nordischen Krieges durch den Befehl des Marschalls Raimondo Graf von Montecuccoli nach Mecklenburg. Seine erste Ehefrau war Anna Sabina von Hefer, die 1660 verstarb und im Kloster Dobbertin beigesetzt wurde. Kurze Zeit später ehelichtete Hans Wilhelm Eleonora Dorothea von Oertzen-Roggow. Im Juli 1661 kauften beide Gnemern. Einen Monat später wurde Hans Wilhelm von Meerheim von Kaiser Leopold I. in den böhmischen Freiherrenstand erhoben. Er starb 1688 und wurde in der Rostocker Marienkirche beigesetzt. Seine Söhne Helmuth Joachim auf Wokrent und Jaspar Wilhelm auf Gnemern wurden 1727 in die mecklenburgische Ritterschaft aufgenommen.

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