Klosterruine und Kirche Althof © Historische Häuser | Alte Häuser

Kloster und Kapelle Althof in Mecklenburg-Vorpommern

In Althof, heute ein Ortsteil Bad Doberans, fand die Erstgründung des ehemaligen Doberaner Zisterzienserklosters im Jahr 1171 statt. Heute findet man dort noch die Ruine der Klosterscheune sowie die Kapelle im Stil der Backsteingotik, die ein Nachfolgebau der ersten Kirche Mecklenburgs ist.

Bereits Ende des 5. Jahrhunderts siedelten germanische Stämme um das Gebiet des heutigen Althofs. Nachdem die Slawen im 7. Jahrhundert die Region verließen, zogen die Wenden (Kessiner und Obotriten) in die Gegend. Man vermutet, dass 1164 ein heidnischer Tempel von Pribislav, Herr zu Mecklenburg und Kessin, Fürst der Wenden, König der Obotriten und dem ältesten Sohn von Fürst Niklot I., zerstört wurde. Pribislav war nach der Schlacht bei Verchen und der Unterwerfung durch Heinrich den Löwen, Herzog der Sachsen, zum Christentum übergetreten und wurde getauft. Er erhielt von Heinrich dem Löwen den Auftrag, Klöster in Mecklenburg zu bauen. 1167 bekam Pribislav von Heinrich dem Löwen Mecklenburger Land als Reichslehen. Am 1. März 1171 stiftete Pribislav auf Veranlassung seiner zweiten Ehefrau Woizlawa, einer nordischen Königstochter, das Zisterzienserkloster, das der Schweriner Bischof Berno gründete. Es ist das erste Zisterzienserkloster in Mecklenburg. Zwölf Zisterziensermönche und der Abt Konrad zogen von Amelungsborn in das Kloster Althof, dass bereits einige Ländereien wie z. B. die Orte Doberan, Parkentin, Hohenfelde, Stülow, Reddelich, Kröpelin und Wilsen von Pribislaw erhalten hatte. 25 Laienbrüder unterstützen die Mönche bei der Gründung des Klosters. 1172 verstarb die Gemahlin Pribislav, Woizlawa, und wurde in der Kapelle in Althof beigesetzt. Am 30. Dezember 1178 starb auch Pribislav nach einem Sturz auf einem Turnier in Lüneburg, er wurde von einer Lanze getroffen und später im Bad Doberaner Münster bestattet. Es entbrannten neue Unruhen und Kriege, in deren Zuge am 10. November 1179 das Kloster in Althof durch die Slawen zerstört und alle 78 Mönche getötet wurden. Abt Konrad konnte flüchten. 1186 wurde in Bad Doberan das Kloster durch Bischof Berno gegründet. Das Bad Doberaner Kloster wurde schnell zum bedeutendsten Kloster in Mecklenburg, dank der Zustimmung der Mecklenburger Fürsten Nikolaus und Heinrich Borwin. In Althof wird Anfang des 13. Jahrhunderts von den Doberaner Mönchen ein Wirtschaftshof mit Getreidespeicher und Mühle angelegt. Aus dieser Zeit stammt der Name Althof des Ortes. Die 45 Meter lange Ruine der Klosterscheune verfügte über 15 Spitzbogenfenster, die heute teilweise zugemauert sind. Die Ruine der Klosterscheune ist erhalten und gilt als ältestes gotisches Ziegelmauerwerk Mecklenburgs.

Der Vorgängerbau der heutigen Kapelle in Althof entstand 1171 auf einer kleinen Anhöhe und war die erste Kirche Mecklenburgs. Die Kirche fungierte als Gedächtnis- und Messkapelle und wurde als landesfürstliche Grablege Mecklenburgs im Mittelalter genutzt. Im 14. Jahrhundert wurde die Kapelle zerstört und wurde kurze Zeit später als ein einschiffiger Bau mit Kreuzrippengewölbe in Backsteingotik über dem Grab von Woizlawa errichtet.  1450 – 1461 fand ein Umbau der Kapelle statt. 1522 besuchte Herzog Heinrich V. die im Verfall befindliche Kapelle Althof, fand dort jedoch noch Spuren einer Inschrift , die auf Pribislaw deuteten. Von 1552 bis 1822 wurde die Kapelle als Backhaus genutzt. Am 9. August 1822 wurde das Strohdach der Kapelle durch einen Blitzeinschlag zerstört. Friedrich Franz I., Großherzog von Mecklenburg, veranlasste den Wiederaufbau im gleichen Jahr aufgrund der alten Inschriften Pribislavs im Inneren der Kapelle.

Der in Bad Doberan lebende Deutsche Architekt Carl Theodor Severin begann 1851 mit der Sanierung der Kapelle, die zum fürstlichen Memorialbau wurde. Der Altaraufsatz stammt noch aus dem 14. Jahrhundert. Friedrich Franz III. engagierte Baurat Gotthilf Ludwig Möckel, der auch das Bad Doberaner Münster restaurierte und verhalf damit auch der Althofer Kapelle von 1886 bis 1888 zu neuem Glanze. Der Westgiebel der Kapelle präsentiert sich seitdem neugotisch, die restliche Kapelle weiterhin im Stil der Backsteingotik. Der halbkreisförmige, geschmückte Altarraum befindet sich an der Ostseite. 1886 wurde in Wismar eine Glocke für die Kapelle in Althof gegossen. An der Südmauer befindet sich eine Marmortafel mit folgender Inschrift: „An der Stätte eines heidnischen Heiligthums gründete die Gotteshaus, den ersten thätigen Beweis seines Christenthums, im Jahre seiner Taufe Pribislav II., letzter König der Obodriten, 1166. Nach Jahrhunderten der Entwürdigung befahl es herzustellen sein Enkel im zwanzigsten Geschlecht Friedrich Franz, erster Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, 1823, das Heiligthum, den Ahnherrn und sich selbst gleich ehrend.“

Das aus Eichenholz bestehende Gestühl sowie die Kanzel und die Orgel ließ Großherzog Friedrich Franz III. anschaffen. Eine weitere Sanierung der Kapelle fand von 2009 bis 2010 statt, nachdem die Kapelle wegen akuter Einsturzgefahr 2009 gesperrt wurde.

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