Schloss Hohenzieritz © Historische Häuser | Alte Häuser

Schloss Hohenzieritz in Mecklenburg-Vorpommern

Das spätbarocke Schloss Hohenzieritz liegt im historischen Landesteil von Mecklenburg-Strelitz. Der sehenswerte, etwa 25 Hektar große Schlosspark lädt zu einem Spaziergang ein. Eine lange Auffahrt führt zum Ehrenhof des Schlosses.

1170 wurde Hohenzieritz erstmalig in einer Schenkungsurkunde als „Cyrice“ erwähnt. Herzog Kasimir I. von Pommern-Demmin übereignete einige Dörfer dem Domstift Havelberg zur Stiftung eines Klosters, um die Christianisierung voranzutreiben. Das Land Stargard, zu dem auch Hohenzieritz gehörte, wurde 1236 im Vertrag von Kremmen an den brandenburgischen Markgrafen abgegeben. Im Jahr 1292 fiel es wieder in mecklenburgischen Besitz, als der Herzog von Mecklenburg, Heinrich II., heiratete. Seine Ehefrau Beatrix war die Tochter von Markgrafen Albrecht III. von Brandenburg und erhielt das Land als Wittum. Fürst Nikolaus von Werle belehnte die Brüder Bernhard und Heinrich von Peccatel mit den drei Gütern Hohenzieritz, Prillwitz und Zippelow. Bis 1629 blieb das 900 Hektar große Hohenzieritz im Besitz derer von Peccatel, bis Christian von Peccatel das Gut an die Familie von Blankenburg verkaufte. Danach wechselte das Gut mehrfach die Lehnsherren und ging durch die Hände derer von Behr, von Fink, von Holtzendorff, von Hacke und von Stolz.

Ein Vorgängerbau, der 1712 abbrannte, stand an der heutigen Stelle des Schlosses. Der aus dem märkischen Adelsgeschlecht stammende Hans Altwich von Holtzendorff ließ an gleicher Stelle ein provisorisches Haus erbauen. Der Königlich Preußische Oberstleutnant Johann Christian von Fabian erwarb das Gut und baute zwischen 1746 und 1751 ein barockes, einstöckiges Herrenhaus aus Fachwerk mit Walmdach auf einem hohen Kellergeschoss in Hohenzieritz. 1768 erlosch der Besitz, da keine männlichen Erben mehr vorhanden waren und ging zurück in den herzoglichen Besitz von Adolf Friedrich IV., Herzog zu Mecklenburg.

Erbprinz Carl Ludwig Friedrich (1741-1816), erhielt 1770 das Gut von seinem Bruder, Herzog Adolf Friedrich IV., und nutzte Hohenzieritz als Sommersitz. Ab 1771 wurde aus dem Barockgarten ein Landschaftspark im englischen Stil. Beauftragt wurde der Mediziner, Leibarzt und Hofrat Johann Christian Wilhelm Verpoorten mit dem Ausbau des Daches und dem Bau einer Treppe in den Garten. 1776 wurde Verpoorten noch einmal beauftragt, die zwei eingeschossigen, fünfachsigen Kavaliershäuser mit Mansarddach zu erbauen. Damit entstand ein Ehrenhof der barocken Schlossanlage. 1790/91 wurde dann das Gutshaus mit einem weiteren Fachwerkgeschoss aufgestockt, die Arbeiten übernahm der Forst- und Vermessungsingenieur Johann Christoph Dräsecke. Zur Hof- und Parkseite zeigt sich der zweigeschossigen Putzbau über 13 Achsen. Über den Mittelrisaliten sind Giebelfelder mit den Wappen angebracht, auf der Hofseite das herzogliche Wappen mit den Initialen des Bauherrn (CLF (Carl Ludwig Friedrich)) und auf der Parkseite das mecklenburgische Wappen mit Kanonenrohren und Krone. Sowohl zur Hof- als auch zur Parkseite ist das Schloss mit Kollossalpilastern mit ionischen Kapitellen verziert. 1794 verstarb der Herzog und Herzog Carl Ludwig Friedrich übernahm die Regentschaft in Mecklenburg-Strelitz als Carl II.. Er engagierte den Baukondukteur Wilhelm Ebel mit der frühklassizistischen Innenausstattung des Herrenhauses. Ebel hatte bereits vorher einige Häuser der herzoglichen Familie aufgewertet. Nacheinander wurden die Hohenzieritzer Räume mit edlen Tapeten, wertvollen Mobiliar und Gemälden ausgestattet. 1802 wurden die breiten Freitreppen aus Sandstein zur Hof- und Parkseite angebaut.

Der Bau des Kruggehöftes erfolgte 1804. Die im klassizistischen Stil 1806 erbaute runde Schlosskirche entstand nach Plänen des Baumeisters Friedrich Wilhelm Dunkelberg (1773-1844), der auch die Pläne des Kruggehöftes entwarf. Die Kirche ist ein klassizistischer Zentralbau aus Backsteinen mit einer umlaufenden Empore im Inneren. Der Altar steht im Westen der Kirche. Das Altarbild hatte Carl II. bei Caspar David Friedrich in Auftrag gegeben, allerdings kam es in Hohenzieritz nicht unter.  Die Schmiede entstand 1823/25 nach Plänen von Friedrich Wilhelm Buttel (1796-1869), dem Schwiegersohn von Friedrich Wilhelm Dunkelberg. Mitte des 19. Jahrhunderts folgte ein Marstall neben dem nördlichen Kavaliershaus.
1795 und 1796 konnte das Gut Hohenzieritz um die beiden Güter Prillwitz und Zippelow vergrößert werden. Das Kabinettsamt übernahm 1801 die Verwaltung der einzelnen herzoglichen Güter. Die Bewirtschaftung der Güter erfolgte durch Pächter. Auch Hohenzieritz wurde bis 1919 durch Pächter bewirtschaftet, die meistens im Gutshaus lebten. Nach der Novemberrevolution und dem Ende der Monarchie 1918/19 wurde das Kabinettsamt aufgelöst und der Besitz ging zurück an die Herzogin Elisabeth, der Witwe des Großherzogs Adolf Friedrich V.. 1926 ging das Gut an den Enkelsohn Prinz Ernst August zur Lippe.

Am 19. Juli 1810 verstarb Luise Auguste Wilhelmine Amalie Herzogin zu Mecklenburg, Königin von Preußen und Tochter von Herzog Carl II. überraschend im Alter von 34 Jahren in Hohenzieritz. Durch den Tod der Ehefrau des Friedrich Wilhelm III., König von Preußen, rückte Hohenzieritz damit weithin in das Blickfeld der Menschen. Das Zimmer, in dem die Königin verstarb, wurde bereits 1813 in eine Gedenkstätte umgewandelt.

Das Schloss wurde während des Zweiten Weltkriegs als Auslagerungsort für Kunstbesitz aus den mecklenburgischen Landessammlungen genutzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Eigentümer im Herbst 1945 durch die Bodenreform enteignet, die Inneneinrichtung wurde geplündert oder zerstört. Das Schloss wurde für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. 1947 wurde das Schloss Hohenzieritz unter Denkmalschutz gestellt. Ab 1952 wurde das Schloss als Schule, Kindergarten, Verwaltungsgebäude und als Konsum genutzt. 1962 erfolgte eine Unterbringung eines wissenschaftlichen Zentrums für Landwirtschaft. Kleinere Renovierungen erlebte das Schloss in der Zeit von 1950-1953 und von 1960 – 1963. Ab 1987 wurde der Keller zum Jugendclub.

Nach dem Ende der DDR drohte der Verfall von Schloss Hohenzieritz, da es nicht mehr genutzt wurde. Eigentümer von Schloss Hohenzieritz wurde das Land Mecklenburg-Vorpommern. 1993 gründete sich ein Förderverein für die Instandsetzung des Schlosses. Von Dezember 1997 bis Mai 2000 wurde das Schloss Hohenzieritz umfassend saniert. Danach zog die Verwaltung des Müritzer Nationalparks in das Schloss ein. Die Gedenkstätte wurde bis 2015 vom Schlossverein betrieben.

Nach zweijähriger Modernisierung wird die Gedenkstätte nun vom Land durch die Behörde „Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern“ vorgehalten. In der Ausstellung befinden sich zwei große Türlaibungen aus dem Gartensaal. Bis heute sind auf den Holztafeln, wie als eine Art Gästebuch, die Körpergrößen von über 80 Gästen und Familienmitgliedern mit dem Datum ihres Besuches aus den Jahren 1795 bis 1917 aufgeführt. Aus der Zeit um 1800 sind neben ein paar Tapetenresten nur noch wenige Fotos vorhanden. Während der Schlosspark und die Gedenkstätte weiterhin öffentlich zugänglich sind, ist der Rest des Schlosses gesperrt. Die Struktur der dortigen Räume ist, ebenso wie ein Kachelofen, weitestgehend erhalten geblieben. Der Garten- und der Chinesische Saal werden von der Nationalparkverwaltung genutzt und sind nicht öffentlich zugänglich.

Schlosspark
Von 1776 bis 1790 ließ Carl II. den barocken Park rund um das Schloss von Archibald Thomson, einem englischen Landschaftsgärtner und Schüler von Capability Brown, im englischen Stil umgestalten. Brown war eine der führenden englischen Landschaftsarchitekten des 18. Jahrhunderts. Archibald Thomson lernte der spätere Großherzog durch seine Schwester, der englischen Königin Sophie Charlotte kennen. Der Hohenzieritzer Garten verwandelte sich mit kurvenreichen Wegen in einen Schlosspark. Vom Schloss erstreckt sich ein leicht abfallender Hang in den Park. Im Park befindet sich der Luisentempel, ein offener Rundbau mit acht Säulen. Im Inneren steht eine Büste von Königin Luise von Preußen, eine Kopie des 1993 gestohlenen Originals von Baumeister Wolf. Im Park findet sich ebenfalls das 2006/2007 restaurierte Denkmal „Die Hoffnung tröstet die Trauer“, das Carl II. zu Ehren seiner früh verstorbenen Frauen und Kinder vom Hofbaumeister und Bildhauer Christian Philipp Wolff errichten ließ.

Von 2008-2011 wurde der ursprüngliche Schlosspark nach und nach wiederhergestellt. Die Restauration des Schlossparks übernahm der Landschaftsarchitekt Prof. Stefan Pulkenat. In die Sanierung des Parks investierte das Land Mecklenburg-Vorpommern 1,46 Millionen Euro.

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