Schloss Plüschow © Historische Häuser | Alte Häuser

Schloss Plüschow in Mecklenburg-Vorpommern

In der landschaftlich reizvollen Umgebung Nordwestmecklenburgs steht das barocke Schloss Plüschow. Einst war das Schloss im Besitz der Herzöge von Mecklenburg. Heute ist das schmucke Backsteinhaus ein Ort für Künstler.

Im Jahr 1230 wird Plüschow erstmalig im Ratzeburger Zehntregister als Plüskow erwähnt, als acht Hufe Land abgabepflichtig an den Bischof von Ratzeburg werden. Zu dieser Zeit gehört das Gut zur Grafschaft und ist der Stammsitz der Familie von Plüskow bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. Im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts wurde hier ein erstes Haus erbaut.  Die Familie von Bülow erwarb 1450 das Gut. 1458 gelang es den Herzögen von Mecklenburg, die Grafschaft Schwerin zu erwerben. Der Vertrag für den Kauf wurde in Plüschow unterschrieben. Philipp Heinrich (II.) Stenglin (1718-1793), ein Hamburger Kaufmann und dänischer Kammerherr, erwarb die Vogtei Plüschow mit acht weiteren Gütern in der Umgebung im Jahr 1758. 1759 wurde er von Franz I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Am 1. Februar 1765 erhielt Freiherr von Stenglin die dänische Adelsnaturalisation. Im Jahr 1763 begann der Bau des zweigeschossigen Schlosses.

Der elfachsige barocke Backsteinbau präsentiert sich mit einem abgewalmten Mansarddach sowie beidseitig übergiebelten Zwerchhäusern. Die Kellerräume haben ein flaches Kreuzgratgewölbe. Der dreiachsige und dreigeschossige Dreiecksgiebel zum Hof zeigt sich mit einem Uhrzifferblatt und einer Schlagglocke, beides wohl um 1765 gebaut. Freiherr von Stenglin finanzierte den Bau des Herrenhauses mit einer Entschädigung von Friedrich dem Großen in Höhe von 80.000 Reichstalern. Mögliche Architekten des Herrenhauses waren Johann Adam Soherr, königlich dänischer Hofbaumeister sowie Bauhofmeister der Hansestadt Lübeck, oder der Hamburger Architekt und Ingenieur Ernst Georg Sonnin.

Nach Beendigung des Baus zieht Stenglin mit seiner Frau Antoinette und seinen Kindern nach Plüschow. 1802 wird das Schloss mit dem Gut durch wirtschaftliche Schwierigkeiten nach dem Siebenjährigen Krieg von dem ältesten Sohn Conrad Philipp Freiherr von Stenglin (1749-1835) an den Erbprinzen Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin (1778-1819) verkauft. Zusammen mit seiner Ehefrau Helena Pawlowna Romanowa (1784-1803), Großfürstin von Russland und Tochter des russischen Zaren Paul I. von Russland, nutzt der Erbherzog Plüschow als Sommersitz. Ein Jahr nach dem Erwerb starb die Erbprinzessin. Der Herzog nutzte Plüschow auch weiterhin in den kommenden Jahren in den Sommermonaten. Gut Plüschow wurde 1822 zum Hausgut der Familie, durch einen Pächter bewirtschaftet. Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg (1882-1945) sanierte 1897 das Schloss. Zu dieser Zeit findet der Anbau der Veranda auf der Rückseite statt. 1910 ließ der Großherzog das hofseitige, aufwendige Sandsteinportal mit geschweiftem Giebel und dem eingebetteten Monogramm FF IV erneuern. Die Eingangstür ist über eine vierstufige Granittreppe erreichbar. 1918 muss auch der Großherzog Friedrich Franz IV. abdanken, aber Schloss Plüschow bleibt vorerst im Besitz der Familie. Ende der 1920er Jahre konnten für Gut Plüschow 558 Hektar Land verzeichnet werden, davon waren 32 Hektar Forst im Besitz der Großherzoglichen Familie.

1945 wurde auch die Großherzogliche Familie in Plüschow durch die Bodenreform enteignet. Im Schloss finden Flüchtlinge und Vertriebene eine neue Heimat. Ab 1949 lebten dann Siedlerfamilien im Haus, in dem auch ein Konsum eingerichtet wurde. Außerdem wurden hier der Kindergarten, ein Jugendclub sowie das Büro und die Großküche der LPG untergebracht. Bereits 1954 konnte Schloss Plüschow unter Denkmalschutz gestellt werden. 1981 zog Udo Rathke, der erste Künstler, in das Schloss. Ein Jahr später Miro Zahra, die bis heute die Künstler auf Plüschow betreut. 1988 wurden die Schlosstüren das erste Mal für eine Ausstellung mit dem Titel „Nordwest“ geöffnet. In dieser Zeit begann auch eine schrittweise Sanierung des Schlosses. Zwei Jahre später gründete sich der Förderkreis Schloss Plüschow e.V.. Der Förderkreis wird Träger und Hauptnutzer des Schlosses. 2001 wird die Fassade des Schlosses saniert. Im Inneren sind die Türen sowie das repräsentative Treppenhaus mit der zweiläufigen Treppe und einem Zwischenpodest erhalten. Die Raumaufteilung blieb größtenteils erhalten und die Decken präsentieren sich mit Rokoko-Stuckdecken und in zwei Obergeschossräumen stehen noch die klassizistischen Öfen von 1810. Die Wände aller Räume besitzen Holzvertäfelungen. Mittlerweile beherbergt das Schloss sechs Ateliers für Gäste aus aller Welt und wird regelmäßig für kulturelle Veranstaltungen geöffnet. Reste des Parks sind als Garten erhalten geblieben.

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