Nur wenige Kilometer südöstlich von Rostock liegt das Gutshaus Beselin in Mecklenburg-Vorpommern. Das eingeschossige Gutshaus mit seinen markanten Giebelaufbauten und den vorgesetzten Risaliten hebt sich deutlich von der Umgebung ab und verleiht dem Gutshaus bis heute einen repräsentativen Charakter.
Beselin wird bereits 1321 unter dem Namen Berzelin erwähnt, ab 1339 dann Berselin. In dieser Zeit tritt Ludwig Cruse (Kruse) hervor, ein angesehener Bürger und Ratsmann der Hansestadt Rostock. Seit 1323 war er Ratsherr, später Provisor des Heiligen-Geist- sowie des St.-Georg-Hospitals und 1346 einmalig Bürgermeister. Im Jahr 1321 erwarb er sechseinhalb Hufen Land in Beselin und vergrößerte den Besitz durch weitere Käufe und Pfandrechte. 1333 übertrug er den Pfandbesitz am Bischofszehnten in Sildemow an seinen Verwandten Giso Haltermann, auch Cruse genannt. 1339 kam eine weitere Hälfte einer Hufe in Beselin hinzu, womit der Grundbesitz weiter anwuchs.
Giso Haltermann, genannt Cruse, wurde 1351 mit den Gütern Beselin und Sildemow belehnt und 1361 durch einen herzoglichen Schutzbrief in seinem Besitz bestätigt. Zahlreiche Urkunden aus den folgenden Jahren dokumentieren Grundstücks- und Rentengeschäfte, die ihn betreffen. 1371 stiftete er eine Vikarie in der Rostocker Marienkirche. Zwischen 1378 und 1396 erscheint mit Ludwig Cruse (Kruse) ein weiteres Mitglied der Familie, das in dieser Zeit elfmal das Bürgermeisteramt in Rostock bekleidete und ebenfalls mit Beselin und Sildemow verbunden war. Nach dessen Tod trat 1415 seine Witwe hervor, die von ihrem nächsten Verwandten Siegfried von Dorpen in Greifswald die zu Beselin und Sildemow gehörigen Güter, die Patronate sowie die Kapelle erwarb. Damit blieb der Besitz bis in das 15. Jahrhundert hinein mit der Familie Cruse (Kruse) verbunden.
Im weiteren Verlauf des 15. Jahrhunderts tritt die Familie Frese auf. Ludolf Frese, 1407 Ratsherr in Rostock, war mit Anneke Goldenisse verheiratet. 1418 fielen ihm die Erbgüter seines Bruders zu, darunter Anteile an Dietrichshagen und Barnstorf. 1442 besaß er zusammen mit Peter Havemann das Dorf Beselin. Seine Nachkommen führten den Besitz bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts, ehe Laurenz Frese, der 1515 abgesondert und 1533 noch unmündig war, vor 1546 starb und die ältere Linie im Mannesstamm erlosch. 1542 wurde das Dorf Beselin verkauft.
Im 17. Jahrhundert sind weitere Besitzerwechsel dokumentiert. 1633 wandte sich Stephan an den Rostocker Rat mit der Klage, er sei nach dem Tod seines Vaters Albrecht in Not geraten, habe seine Haushaltung aufgeben müssen und sei gezwungen gewesen, bei seinem Schwiegervater Unterkunft zu suchen. Er berichtete, dass die Gläubiger seines Vaters, darunter nahe Verwandte, auf Rückzahlung drängten. Ein herzogliches Schreiben forderte ihn auf, binnen 14 Tagen Zinsen, Vorschüsse und Kosten an D. Albertus Hein zu zahlen, andernfalls sollten dessen Forderungen in das Gut Beselin gepfändet werden. Im selben Jahr erfolgte eine Inmission in das Gut Bartelsdorf.
Von 1700 bis 1818 befand sich Beselin im Eigentum der von Güldner. Erster Besitzer des Ritterguts war vermutlich Bernhard von Güldner, ihm folgte sein Sohn Christoph, verheiratet mit Sophia Dorothe von Bassewitz. Dessen Sohn Henning Friedrich von Güldner (1733–1793), verheiratet mit Sophia Dorothea von der Lühe, führte das Gut bis zu seinem Tod. Von 1793 bis 1796 führten seine Erben den Besitz, ehe der jüngere Bruder, Hauptmann Christoff Ludewig von Güldner (1736–1808), Beselin übernahm und es bis zu seinem Tod bewirtschaftete. Danach kam der Besitz über seine Tochter Sophie Juliane Dorothea von Güldner (1774–1822), verheiratet seit Mai 1794 in Beselin mit Graf Johann Wilhelm Ferdinand von Rittberg (1765–1840), königlich schwedischem Hauptmann und Gutsherrn auf Warbelow, an die Grafen von Rittberg. Im Besitz der Grafen von Rittberg blieb Beselin bis 1853. Von 1853 bis 1857 war Wilhelm Friedrich Christian Heinrichs Gutsherr in Beselin, der ab Juni 1833 mit Marie Caroline Henrike, geborene Melus, verheiratet war.
Im Jahr 1857 erwarb Christian Ludwig Melms das Gut Beselin und führte es bis zu seinem Tod im Jahr 1886. Nach ihm trat seine Tochter Nanny von Wickede, geborene Melms, das Erbe an und blieb bis 1902 Gutsherrin. In diese Zeit fällt auch die von den Eheleuten Melms errichtete Legatsstiftung, die den Einwohnern des Gutes zugutekam und deren Wirkung über Generationen nachhallte.
Errichtet wurde das Gutshaus zwischen 1890 und 1900. Es handelt sich um einen eingeschossigen Putzbau mit Satteldach, der 13 Achsen umfasst und auf einem Feldsteinfundament ruht. Ursprünglich besaß das Dach eine umlaufende Aufmauerung mit Schleppgauben. Spätere Sanierungen veränderten diesen Charakter: Die Brüstung wurde entfernt, an ihre Stelle traten vier Dachhäuschen. An beiden Längsseiten prägen vierachsige, leicht vorspringende Mittelrisalite mit schmalen Rundfenstern und gestaffelten Giebelaufsätzen das Erscheinungsbild, das durch kleine Türmchen betont wird. Dreiflügelige, sprossengegliederte Fenster füllen die Außenachsen. Die seitlichen Giebelfronten zeigen jeweils vier Fensterachsen, im oberen Bereich ergänzt durch eine Lünette. Ein historisches Foto zeigt das Gebäude mit einem Arkadenfries an der Traufe, der den romantischen Rundbogenstil zierte.
Zeitweise wurden von 1902 bis 1907 die Brüder Heinrich Ferdinand August Christian Amandus von Blücher, königlich preußischer Hauptmann und Kompaniechef, sowie Helmuth Wilhelm Hermann Karl Ludwig von Blücher, Oberförster im sächsischen Dienst, als Besitzer des Guts genannt. Ihre Mutter Bertha Luise Gustave Wilhelmine Theodore von Blücher war eine geborene Melms und stellte die Verbindung zur vorherigen Gutsherrenfamilie her. Eventuell teilten sie sich mit den von Wickedes das Gut, da der Generalmajor von Wickede das Gut Beselin 1907 an Richard Ernst Siemers veräußerte.
Das Allodialgut umfasste zu diesem Zeitpunkt noch rund 312 Hektar. Zuvor hatte Richard Siemers in Oberlangseifersdorf in Schlesien eine Domäne des Fürsten von Pleß bewirtschaftet. Zusammen mit seiner Ehefrau Ingeborg, geborene Koopmann, bewirtschaftete er Beselin von 1907 bis 1942. Das Ehepaar hatte vier Kinder: Inge, Fritz, Kurt, und Hans. Richard Siemers führte das Gut Beselin mit großem Geschick und so erhielten alle Kinder eine gehobene Ausbildung.
Schon vor dem Krieg hatte Richard Siemers für seine Söhne drei Pflanzungen in Deutsch-Ostafrika erworben. Nach dem Kriegsende 1918 zahlte die Reichsregierung 1921 eine Entschädigung von 50.000 Goldmark, die nur im Ausland angelegt werden durfte. Mit diesem Betrag erwarb er gemeinsam mit einem Teilhaber Land für zwei Kokosplantagen im nördlichen Mosambik bei António Enes in portugiesischer Erbpacht auf 99 Jahre. Zwei seiner Söhne siedelten dorthin. Die Familie lebte in den folgenden Jahren teils auf Beselin, teils in Afrika.
In den 1920er und 1930er Jahren bewirtschaftete Richard Siemers das Gut weiterhin selbst. Unterstützt wurde er von seinem langjährigen Statthalter und Hofmeister Helmut Schippmann. Der Betrieb umfasste Ackerbau mit Zuckerrüben, Getreide, Kartoffeln, Futterrüben, Raps, Flachs, Erdbeeren und Spargel sowie Viehzucht mit 80 bis 100 Milchkühen, rund 20 Pferden, Schafen, Schweinen, Hühnern und Gänsen. In der Zeit vor dem Krieg wurde auch ein Lanz-Bulldog angeschafft. Das Gut war Mitglied einer Molkereigenossenschaft und Aktionär der Zuckerfabrik.
Im Jahr 1942 übernahm Fritz Siemers das Rittergut Beselin von seinem Vater. Fritz war Artillerieoffizier beim Schweriner Regiment, Bürgermeister von Beselin sowie Ortsbauernführer. Während des Krieges blieb der Wirtschaftsbetrieb unter der Leitung des langjährigen Statthalters Helmut Schippmann aktiv.
Im Mai 1945 verließ Fritz Siemers stillschweigend den Ort und zog nach Schleswig-Holstein; Pferd und Kutsche kehrten ohne ihn zurück. Zurück im Gutshaus blieben unter anderem die Damen der Familie mit den Kindern. Nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen wurden Ingeborg Siemers, Christa und die Kinder aus dem Gutshaus vertrieben und zunächst in einer der Leutewohnungen untergebracht. Auf Anordnung der Besatzungs-/kommunistischen Behörden sollten Großgrundbesitzer in andere Regionen umgesiedelt werden; deshalb wurden Großmutter und „Tante Christa“ mit den Kindern zum Rostocker Bahnhof gebracht. In Berlin verließen sie den Zug und suchten Verwandte auf. Im Herbst 1945 erfolgte die Enteignung des Gutes im Rahmen der Bodenreform; eine Entschädigung ist nach Überlieferung bis heute nicht erfolgt.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts führten Umbauten zu Veränderungen im Fassaden- und Dachaufbau. Heute ist das Gutshaus in einem sehr guten Zustand und in mehrere Wohnungen aufgeteilt, die vermietet werden. Von der historischen Anlage sind wenige Wirtschaftsgebäude erhalten geblieben. Andere Flächen wurden neu bebaut und mit Pflaster versehen. Im ehemaligen Park befindet sich eine Wohnsiedlung mit einem zentralen Dorfteich im Mittelpunkt.