Gutshaus Libnitz © Historische Häuser | Alte Häuser

Gutshaus Libnitz in Mecklenburg-Vorpommern

Das Gutshaus Libnitz liegt im Nordwesten des Kernlandes, dem sogenannten Muttland der Insel Rügen, nur 600 Meter entfernt vom Breetzer Bodden. Das Gutsanlage mit den Wirtschaftsgebäuden ist vollständig erhalten. Hinter dem Gutshaus befindet sich der Gutspark.

1242 wurde Libnitz, bzw. Lubanovitz, erstmals urkundlich erwähnt, als der Rügenfürst Wizlaw I. Libnitz gegen den Ort Starkow bei Barth tauschte. Starkow war vorher im Besitz des Klosters von Bergen. Papst Innocenz IV. bestätigte dem Kloster Bergen 1250 den Besitz des Guts. Der Ortsname schließt auf eine slawische Gründung. Bis zur Reformation, Anfang des 16. Jahrhunderts, blieb das Gut im Besitz des Klosters, ging später zu dem Gut Udars und wurde ab 1747 in den Besitz des Pastors und Präpositus Christian Anton Brunnemann (1716–1774) der Kirchengemeinde Bergen übertragen. Sein Sohn Alexander George Christian Brunnemann erbte das Gut und bewirtschaftete es weiter. Danach gab es in kurzer Abfolge einige Besitzerwechsel. 1802 ist der Gutsherr über 378 Hektar ein Herr Glasow und um 1843 ein Herr Black. Um 1892 ein Herr Biel, der es 1899 an den Freimaurer Fritz Alfred Meyer und seine Ehefrau Emma Marianne Friederike, geb. Sarnow, Tochter des Gutspächters in Poppelvitz, verkaufte. Seine Ehefrau lernte Fritz Meyer in Putbus kennen, wo er nach dem Tode seiner Mutter im Pädagogium seine Ausbildung erhielt. Er ließ 1912 die Gutsanlage modernisieren und das Gutshaus Libnitz erbauen. Das Geld für den Kauf des Guts und den imposanten Bau erbte er bereits 1897. Seine Mutter war Selma Schichau, die älteste Tochter von Ferdinand Gottlieb Schichau, dem Begründer und Besitzer der Elbinger Schichau-Werke und Werft in Westpreußen. Fritz Meyer-Sarnow wurde ab da „Millionenmeyer“ genannt. Bevor das neue Gutshaus entstand, war hier noch ein altes massives Gutshaus, das als „Weißes Haus“ weithin sichtbar war und seine Ursprünge wohl Anfang des 19. Jahrhunderts hatte.

Die Berliner Architekten Hermann Rohde und Arnold Beschoren wurden mit dem Neubau des Gutshauses beauftragt. Das neue Gebäude wurde 1912 als zweigeschossiger Backsteinbau im Stil der frühen Sachlichkeit erbaut. Der moderne Bau entstand auf einem Kellergeschoss in zwei Abteilungen, die im rechten Winkel zueinander stehen und mit übergehenden Walmdächern und zwei geschweiften Volutengiebeln versehen sind. Das seitliche Treppenhaus wurde mit einem Kupferhelm bekrönt. Zwei halbrunde Ecktürme, die unterschiedlich hoch sind, runden den Bau ab. Zwischen den Türmen befindet sich eine ebenerdige Loggia mit Altan. Die halbrunde Eingangsfront wird dominiert von den fünf schmalen, hohen Fenstern. Im Inneren entstand eine beeindruckenden Treppenhalle mit einer vertäfelten Decke. Auf halber Höhe der Treppe zur Hofseite des Hauses finden sich Buntglasfenster mit landwirtschaftlichen Motiven. Die Buntglasfenster stammen aus Berlin und wurden von Gottfried Heinersdorff in der „Kunstanstalt für Glasmalerei, Verglasung und Glasmosaik” angefertigt. Im Obergeschoss befindet sich ein Ballsaal mit Marmorsäulen und einer Empore für ein Orchester.

Neben dem Gutshaus wurde auch der komplette Wirtschaftshof des Gutes modernisiert. Es entstanden eine Hochfahrtscheune, moderne Rinder- und Schweinestallungen, sowie eine Reithalle und ein Inspektorenhaus mit Uhrturm.

Anfang Mai 1945 marschierte die sowjetische Armee ein und bezog einen Teil des Gutshauses. Als die Armee auszog, konnte die Familie Meyer-Sarnow kurzfristig wieder in das geplünderte Haus einziehen. Die Sowjets wussten um die Millionen und suchten im Haus nach dem Geld. Dabei wurde auch ein schwerer Tresor im Weinkeller gesprengt. Gefunden haben sie es nicht. Im Herbst wurde die Familie Meyer-Sarnow durch die Bodenreform enteignet und sie flüchteten. Die Ehefrau kam in dieser Zeit ums Leben. Fritz Alfred Meyer verstarb 1955 in Karlsruhe. Im Park, der sich halbrund um das Gutshaus erstreckt, befindet sich das neoklassizistische Mausoleum der Familie, in dem die sterblichen Überreste von dreien der fünf Kinder der Familie Meyer-Sarnow bewahrt werden. Im Giebel des Mausoleum befindet sich das Symbol der Freimaurer.

Ab 1945 zogen mehrere Familien in das Gutshaus ein. 1998 ging es in den Besitz der Gemeinde Trent, die es im Jahr 2000 nach einem zweiten Anlauf an Tassilo Klöckner versteigerte. Der Berliner Hotelier sanierte das Gutshaus aufwendig über drei Jahre. Im Haus wurden Ferienwohnungen, neun feste Wohnungen und eine Wellnessanlage untergebracht. Die Wirtschaftsgebäude sind größtenteils erhalten geblieben und werden entweder bewohnt oder sind im landwirtschaftlichen Betrieb. Ein weiterer Besitzerwechsel erfolgte und aktuell wird ein neuer Gutsherr gesucht. Für über 3.000.000 Euro ist das „Millionenhaus-Meyer“ auf dem Markt.

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