Gutshaus Saunstorf © Historische Häuser | Alte Häuser

Gutshaus Saunstorf in Mecklenburg-Vorpommern

Zwischen Wismar und der Ostsee findet man das klassizistische Gutshaus Saunstorf. Das gepflegte Gutshaus mit großem Gutspark ist ein besonderer Ort der Stille und der inneren Einkehr.

Erstmals wurde der fünf Bauernstellen umfassende Ort Saunstorf als Uilla Zaviztorp 1230 im Ratzeburger Zehntregisters des Ratzeburger Bischofs Gottschalk erwähnt. 1790 gingen Teile des Ortes als Lehen des Mecklenburger Herzogs an die Familie Petersen. 1793 wurde das erste Gutshaus erbaut, dieses ist nicht mehr vorhanden. Einhundert Jahre später wechselte das Gut in den Besitz von T.C.J.A. Brunnemann, der im gleichen Jahr 1893 ein weiteres Gutshaus (historisch Nr. 2) erbauen ließ. Dieses Haus steht noch neben dem großen Gutshaus. Danach ging das durch Bauernlegen und Zwangsumsiedlungen entstandene Gut durch mehrere Hände, bis es 1910 in den Besitz des Schlager-Komponisten Eugen Philippi (1856 – 1920) gelangte.

Philippi gab im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1916 ein zweigeschossiges, neunachsiges Gutshaus auf hohem Sockelgeschoss mit Walmdach in Auftrag und überformte es klassizistisch. Im Walmdach sind kleine Gauben untergebracht. Der Putzbau präsentiert sich zur Hof- und Parkseite jeweils mit zwei Seitenrisaliten, die mit einem Dreiecksgiebel abschließen. Im Giebel befinden sich runde Fenster, darunter sind Palmwedel angebracht. Zur Parkseite zeigen sich zwei halbovale Balkone bzw. Vorbauten mit Balustraden. Zwischen den Seitenrisaliten führt eine halbrunde Freitreppe aus Sandstein von einer Terrasse in den Park. Zur Hofseite besitzt der Eingangsbereich ein klassisches Portal mit dorischen Säulen und einem darüberliegenden Dreiecksgiebel, der von zwei Vasen flankiert wird. Zur Eingangstür führt eine gerade Sandsteintreppe. Der Jurist Dr. Ernst Burmeister erwarb das Gutshaus 1917 als Geldanlage. Im November 1931 gelangte das 295 Hektar große Allodialgut Saunstorf in die Hände des Hochschullehrers, Komponisten, Konzertpianisten und späteren Landwirt Rudolf Peter Karl Gerd von Oertzen (1910-1990), der aus einem mecklenburgischen Adelsgeschlecht stammt.

Im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone im Herbst 1945 wurde Rudolf von Oertzen enteignet. Die Familie verließ bereits im Mai 1945 Gut Saunstorf und zog in die Nähe von Hamburg. Das Gutshaus wurde ab Dezember 1944 für die Unterbringung von acht bis zehn Flüchtlingsfamilien genutzt. Später wurden zwölf Wohnungen im Gutshaus eingerichtet. Die Bewohner des Hauses zogen weiter oder ließen sich in der näheren Umgebung nieder und das Gutshaus verfiel langsam. 1985 musste das mittlerweile baufällige Gutshaus geräumt werden und sollte 1989 gesprengt werden. Im Inneren war es bereits geplündert. Durch die Wende konnte das Abreißen des Gutshauses verhindert werden. Im Jahr 2000 erwarb OM C. Parkin (Cedrik Parkin) die Gutshausruine. Von 2008 bis 2010 wurde das Gutshaus umfassend saniert und danach als modernes Kloster eröffnet. Der neun Hektar große Park mit den Sichtachsen wurde wiederhergestellt. Einige dendrologische Besonderheiten findet man ebenso im Park wie diverse Sitzmöglichkeiten und einen kleinen See. Das moderne Kloster Gut Saunstorf ist ein wunderbarer Ort der Stille mit einem ökologischen Profil.

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