Herrenhaus | Schloss Wrangelsburg © Historische Häuser | Alte Häuser

Herrenhaus | Schloss Wrangelsburg in Mecklenburg-Vorpommern

Im Landkreis Vorpommern-Greifswald steht das neogotische Herrenhaus Wrangelsburg. Hinter dem Haus befindet sich ein englischer Landschaftspark, der an einem See und einigen Wäldern anschließt.

Der Ort Wrangelsburg, der dem Anwesen seinen Namen gab, wurde erstmals im Jahr 1345 urkundlich unter dem Namen “Vorwerk” erwähnt. Zu dieser Zeit war der Ort im Besitz von Reimer Nienkerken (Neuenkirchen). Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Anwesen mehrmals den Besitzer und erlebte verschiedene bauliche Veränderungen. Zunächst blieb aber die Familie Nienkerken/Neuenkirchen bis in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs im Besitz des Guts. Roloff Nienkerken/Rolef von Neuenkirchen wurde am 6. Dezember 1426 von den Herzögen Wartislaw III. von Pommern-Demmin und Barnim I. von Pommern-Stettin mit dem Dorf belehnt. Weitere Nennungen waren im Jahr 1508 mit Gerhard Nienkerken und 1603 war Christoph von Neuenkirchen (1567 – 1641). Christoph von Neuenkirchen war Geheimer Rat von Herzog Philipp Julius von Pommern-Wolgast, Schlosshauptmann des Schlosses Wolgast und letzter im Mannesstamm der von Neunkirchen. Er starb 1641 in Lübeck und hinterließ den Besitz seinem Neffen Joachim Kühne von Ostwin, sowie dem mecklenburgischen Herzog Adolf Friedrich I..

Der schwedische Feldmarschall und Generalgouverneur von Schwedisch-Livland Hermann von Wrangel wurde 1649 mit dem Land durch die schwedische Regierung belehnt, allerdings hatte er schon 1643 einige Teile des Dorfes erworben. Von Wrangel vererbte das Gut wiederum seinen Kindern aus dritter Ehe mit Amalie Magdalene zu Nassau. 1653 gelang es seinem Sohn aus erster Ehe, Carl Gustav Wrangel (1613 – 1676), das Gut Vorwerk gegen Güter in Livland zu tauschen. Der schwedische Feldmarschall und Staatsmann ließ den Namen Vorwerk erst auf Hohen Vorwerk ändern, bis er ihn am 19. September 1653 in Wrangelsburg geändert wurde, um damit den Besitz zu festigen. Seine älteste Tochter Margareta Juliane heiratete am 21. Dezember 1660 Nils Nilson Brahe, den Jüngeren. Durch ihr Erbe gelangten 1722 die Güter Wrangelsburg und Krebsow in den Besitz der Grafen von Brahe. Im 18. Jahrhundert ging das Gut durch die Hände von weiteren bedeutenden Adelsfamilien in Vorpommern.

Rüdiger von Nienkerken/Neuenkirchen ließ um 1606 aus dem festen Haus ein viergeschossiges Renaissanceschloss mit zahlreichen Giebeln errichten, das allerdings nie fertiggestellt wurde. Diese Anlage wurde im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt. Carl Gustav Wrangel ließ 1652 aus der Ruine des Renaissanceschlosses ein dreiflügeliges Barockschloss durch den Erfurter Baumeister Caspar Vogel und dessen Schwiegersohn Barthel Volkland errichten. Der Stettiner Baumeister Andreas Bretzel war Arbeitsleiter. Das Herrenhaus erhielt zwei Seitenflügel. Wrangel selbst wohnte nach Fertigstellung des Anwesens allerdings im Wolgaster Schloss oder im Herrenhaus Spycker auf Rügen.

Das Herrenhaus wurde mit glasierten holländischen Ziegeln eingedeckt und erhielt Dachrinnen aus Blei. Im Haus wurden Wasserleitungen eingebaut, die von einer nahen Quelle ihr Wasser erhielten, ebenso wie die Fontänen im Garten. Für den Stuck wurden im Jahr 1657 Antonius Lohr und Nils Eriksson engagiert. 1664 war der Innenausbau des Herrenhauses abgeschlossen. Kurze Zeit nach der Fertigstellung des Herrenhauses wurde es während des Schwedisch-Brandenburgischen Krieges im Jahr 1677 beschädigt. 1686 richtete ein Brand weitere Schäden an. In diesem Zustand erwarb Graf Malte Friedrich von Putbus das Anwesen von Wrangels Erben. Er ließ die noch vorhandenen Dekorationen abschlagen und nutzte sie für sein Schloss in Putbus, genauso wie einiges aus der Parkanlage. Teile des Schlosses ließ er abbrechen. Von 1773 – 1816 war das Gut im Besitz der Familie von Normann, die auf Gut Krebsow weilten. Ihre Pläne das Herrenhaus wieder bewohnbar zu machen scheiterten aufgrund der immensen Kosten. So verkauften sie das Herrenhaus an die Familie Laug, an die ein Mausoleum auf dem Friedhof erinnert.

1862 verkaufte Ludwig Laug das Anwesen an Johannes Carl Leopold Homeyer. 1865 wurde dieser in den Adelsstand erhoben und begann 1880 das heutige Herrenhaus auf dem mittleren Teil des alten Schlosses zu erbauen. Eine Rampe gebaut aus Steinquadern des Wolgaster Schlosses führt zum Herrenhaus. In die Front der Rampe wurden wiederum Puttenköpfe des Vorgängerbaus eingebaut. Der zweigeschossige Putzbau ist im neogotischen Stil über einem hohen Sockelgeschoss entstanden. Jeweils drei Fialtürmchen verzieren die Treppengiebel an den Schmalseiten und den zweiachsigen Mittelrisaliten der Parkseite im Osten, der ebenfalls mit einem Treppengiebel abschließt. Die westliche Hofseite präsentiert sich mit einem dreiachsigen Mittelrisaliten mit spitzbogigen Fenster- und Türöffnungen im Erd- und Obergeschoss. Über der oberen Fensterreihe ragt ein Relief des Wappens der Familie von Hohmeyer. Ein turmartiger Aufbau mit Zinnenkranz und Fialtürmchen schließt den Risaliten ab. Im pyramidenförmigen Turmhelm befindet sich eine Aussichtsplattform mit Fahnenmast.

1929 erbte Karz von Kameke das Gut, seine Mutter Margarete war die zweite Tochter von Johann von Homeyer-Ranzin. Karz von Kameke blieb Besitzer des 776 Hektar großen Gutes bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Er betrieb eine große Schafhaltung und baute Gemüse an. Im Herbst 1945 wurden die von Kameke durch die Bodenreform enteignet. Erst wurden die Ländereien an Neubauern aufgeteilt, 1953 gingen sie in eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft über. Das kirchliche Alters- und Behindertenheim „Bethesda“ wurde im Frühjahr 1946 im Herrenhaus eingerichtet. Von 1951 bis 1957 erfolgte eine Nutzung als Jugendwerkhof. Bis 1996 war es dann ein staatliches Kinderheim. Ein Verfall des Hauses begann 1952, daraufhin erfolgten 1955 einige Reparaturen. Gleichzeitig war das Dach undicht, woraufhin das Herrenhaus deutlich verändert wurde. Der Turmaufbau, vier halbrunde Walmgauben sowie ein großes Oberlicht wurden entfernt. Am westlichen Risalit wurden der Schmuck entfernt und ein glatter Putz aufgetragen und er erhielt einen flachen Giebel. Die Terrasse an der Südseite wurde zu einem Anbau erweitert, Metallgitter ersetzten die Formsteine des Balkons. Im Südflügel wurde eine Treppe eingebaut, die durch eine Erweiterung im Park endete. Einige Stuckdecken und Türfüllungen im Inneren des Hauses wurden bewahrt.

1999 kaufte die Gemeinde das Herrenhaus und nutzte das Gebäude, um einen weiteren Verfall zu verhindern. Auch die Gemeinde führte leichte Sanierungen durch, dadurch war das erste Obergeschoss in einem guten Zustand. Der EWE-Konzern erwarb 2012 das Gebäude und wollte es bis 2017 sanieren. Das Gebäude sollte als Büro genutzt werden, dazu kam es aber nicht. Seit 2017 ist das Herrenhaus im Privatbesitz und wurde wieder in seinen herrschaftlichen Glanz zurückgebracht. Im sanierten Schafstall wurde 2002 eine Papiermanufaktur eröffnet, die vom Verein „Papier und Druck“ geführt wird. Im englischen Landschaftspark des Herrenhauses findet man ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs sowie eines für den Lieblingshund des Gutsherrn. Die alte Gutsanlage ist fast vollständig erhalten. Seit dem Frühjahr 2017 ist das Herrenhaus im Privatbesitz eines Neubrandenburger Unternehmers. Dieser erwarb das Herrenhaus für einen siebenstelligen Betrag und sanierte es vollständig. Das Herrenhaus erhielt ein neues Dach mit neun Türmchen und zwölf Gauben, die Fassade, Fenster und Türen wurden erneuert und 2018 erhielt es seinen Turm, inklusive einer Aussichtsplattform, zurück. Der Anbau auf der Parkseite, der 1910 entfernt worden war, wurde mit einer Treppe in den Park neu rekonstruiert.

Der Wrangelische Park hat seine Ursprünge in der Zeit von 1603 und erstreckt sich bis heute am Südufer des Sees. Zu dieser Zeit legte Christoph von Neuenkirchen einen Lustgarten an. Ab 1643 war hier ein mit Rabatten gestalteter Renaissancegarten. Carl Gustav Wrangel bestellte in Hamburg Gipsstatuen und einen Springbrunnen. Zwei Pavillons ergänzten den repräsentativen Eindruck des Parks. 1672 wurde der Park noch einmal umgestaltet, da die Vorgängerstruktur als altmodisch eingestuft wurde. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der fünf Hektar große Park zu einem englischen Landschaftspark umgestaltet. Seinen hohen Stellenwert beweist der Park, als er 2003 Außenstandort der IGA Rostock wurde. Im Park befindet sich die älteste Douglasie Deutschlands und eine zum Naturdenkmal erklärte Esche. Am 5. Mai 1809 führte ein Weg Caspar David Friedrich nach Wrangelsburg. Zu diesem Zeitpunkt war das Schloss verfallen, genauso wie eine später abgebrochene Schlosskapelle aus dem Jahr 1647. Friedrich zeichnete die Kapelle mit dem Titel „Die verfallene Kirche in Wrangelsburg“. Der Park ist zum großen Teil öffentlich zugänglich. Zum Gut gehören mehrere Wirtschaftsgebäude, die bis heute erhalten sind. Unter ihnen die nördlichen Stallspeicher, die südlichen Scheunen, das Amtshaus und der Marstall, der wegen seiner Bauform und den verwendeten Steinen aus dem Wolgaster Schloss ebenfalls unter Denkmalschutz steht.

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