Schloss Großkmehlen © Historische Häuser | Alte Häuser

Schloss Großkmehlen in Brandenburg

Im südlichen Teil von Brandenburg an der Grenze zu Sachsen steht das im Stil der Renaissance erbaute Schloss Großkmehlen. Umgeben ist es von einem Wassergraben und einer vier Hektar großen Parkanlage mit barockem Pavillon und Fischteich.

1205 wurde Großkmehlen erstmals urkundlich erwähnt. Hier stand eine Burganlage als Burghügel, um die Grenze zwischen der Mark Meißen und der Ober- und Niederlausitz zu verteidigen. Zu dieser Zeit wurde durch den Anbau von Hopfen das meiste Geld verdient. Ein Rittersitz ist seit 1391 nachweisbar und war ab 1392 im Besitz von Pope von Köckeritz zu Elsterwerda, der aus einem vogtländischen Adelsgeschlecht stammt. Pope wurde bereits mit seinen Brüdern Hans und Friedrich am 28. Mai 1374 in einer Urkunde genannt, als dieser einen Vergleich mit Heinrich von Lüttichau zu Großkmehlen bezüglich rückständiger Zinsen der Bauern und Benutzung des Waldes anstrebte. Im Jahr 1464 wurden Siegfried Seifert von Lüttichau (1425 – 1498) und seine Ehefrau Margarethe von Schönberg aus dem Hause Purscheinstein mit den Gütern Großkmehlen, Frauwalde, Thiemig und Buch belehnt. Bereits 1443 wurde von Lüttichau mit dem Besitz seines verstorbenen Vaters belehnt. 1468 erwarb von Lüttichau von der Familie von Köckeritz noch das Gut in Klein-Kmehlen. Nach seinem Tod erbten am 10. April 1499 Siegfrieds Söhne Seifrid und Heinrich das Gut. Seifried war Ritter, herzoglich sächsischer Rat und Hofmeister und Heinrich, herzoglich sächsischer Rat von Herzog Georg von Sachsen. Seifert hatte zuvor mit seinen beiden Söhnen einen umfassenden Umbau der Burganlage vorgenommen. In Aufzeichnungen von 1503 findet man das erste Mal Anmerkungen zu „Schloss“ Großkmehlen. 1540 kaufte Wolfgang von Lüttichau seinem Bruder Heinrich sein Erbteil ab und nahm zusammen mit seinem Vetter Hans eine Aufteilung des Besitzes vor. Seit diesem Zeitpunkt gibt es einen „Alten Theil“ und einen „Neuen Theil“ in dem Gebäude.

Gemeinsam wurde dann das Schloss, aus einer Burganlage bestehend, in einen Steinbau mit Wohnturm im Stil der Renaissance umgebaut. Vorbild für den Umbau des Schlosses Großkmehlen war das Jagdschloss Moritzburg in Sachsen, das zu dieser Zeit noch ein Renaissanceschloss war. Der Westbau des Schlosses beeindruckt bis heute mit dem Renaissanceportal und der Wappenkartusche, hat jedoch nur einfache Fenstergewände und keinen Schweifgiebel. Das dreigeschossige Wasserschloss präsentiert sich mit hohen Satteldächern und Schweifgiebeln auf einem quadratischen Grundriss mit drei runden Ecktürmen. Der vierte Eckturm, ein Wohnturm, wurde in die Anlage integriert. Die Vorderseite besticht durch den großen Mittelrisalit, sowie zwei kleineren Seitenrisaliten. Der Ost- und der Westbau sind im Prinzip voneinander getrennte Gebäude, die im 19. Jahrhundert durch zwei Durchbrüche miteinander verbunden wurden. In der Außenfassade nimmt man diese Trennung nicht wahr. Im Schloss sind noch spätgotische Elemente vorhanden, die von der alten Burganlage stammen. Im Inneren des Schlosses befindet sich im ersten Obergeschoss barocker Stuck, der vermutlich von italienischen Künstlern stammt und bei Umbauarbeiten des Schlosses im 17. Jahrhundert angebracht wurde.

Das Schloss ist umgeben von einem Wassergraben. Der dazugehörige Schlosspark entstand Ende des 17. Jahrhunderts. Die Amazone Johanna Eleonore von Lüttichau legte 1717 einen Reitweg entlang des Mühlengrabens an. Der Weg wird bis heute von Eichen gesäumt und führt vom Schlosspark Großkmehlen in den Schlosspark nach Lindenau. Ursprünglich handelte es sich bei dem Schlosspark Großkmehlen um eine barocke Gartenanlage, deren Mittelpunkt der sich noch heute im Park befindliche barocke Pavillon ist. Neben dem Schloss steht noch das Jägerhaus mit illusionistischen Fassadenmalereien und Walmdach, das als Winterwohnung der Schlossherren genutzt wurde, da es deutlich leichter zu heizen war. Auch dieses Haus weist getrennte Wohneinheiten mit Stuckdecken auf.

Im Jahr 1772 ging das Anwesen der Familie von Lüttichau in den Konkurs und das Schloss wurde per Versteigerung von der Witwe Christiane Sophia von Schönberg, geborene von Liebenau, übernommen. Die Witwe erwarb das Schloss für ihren einzigen Sohn Friedrich Alexander von Schönberg (1754 – 1803), den späteren kurfürstlich-sächsischen Kammerherrn und Obersteuereinnehmer. Später ging der alte Teil des Hauses in den Besitz derer von Jähnichen, den neuen Teil erwarb Friedrich von Altrock (1791 – 1832). Die Familie von Altrock ist eine briefadelige Familie, die ursprünglich aus Mecklenburg-Vorpommern stammte. Letzter Besitzer aus der Familie von Altrock war der preußische General Constantin Julius Friedrich Eduard von Altrock (1861 – 1942), der bis 1880 die Geschicke in Großkmehlen leitete. Ab 1905 waren die Fürsten zu Lynar die Eigentümer des Schlosses.

Nach der Enteignung der Fürsten zu Lynar durch die Bodenreform wurde das Schloss von 1946 bis 1933 als Pflege- und Altersheim genutzt.  Ab 1993 wurde das sanierungsbedürftige Schloss nicht mehr genutzt und wurde bereits 1992 an den rheinischen Millionär Herbert Hillebrand, der als „Burgenkönig“ bekannt wurde, verkauft. Hillebrand, der Besitzer von 27 Burgen und Schlössern war, ging in den Konkurs und Großkmehlen wurde 1997 in den Besitz des Landkreises Oberspreewald-Lausitz überführt, der die ersten Erhaltungsmaßnahmen durchführte. Im 2000 wurde die Brandenburgische Schlösser GmbH neue Eigentümerin, die das Schloss umfassend sanierte. Bis 2013 flossen über sechs Millionen Euro in den Erhalt des Schlosses, des Schlossparks und des Gutshofes. Neben dem Schloss befinden sich das Jagdhaus, die denkmalgeschützte St.-Georgs-Kirche und ein barocker Pavillon im vier Hektar großen Park.

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